Einzelhandel mahnt zur realistischen Einschätzung der Geschäftslage im Einzelhandel

(Berlin) - Zu den positiven Meldungen verschiedener Wirtschaftsinstitute bezüglich des gegenwärtigen Geschäftsklimas in Deutschland sagte heute (28. Juni 2006) in Berlin der Hauptgeschäftsführer des Handelsverband BAG, Rolf Pangels: „Die Stimmung im Einzelhandel ist zurzeit in der Tat recht gut. Auch die Umsätze entwickeln sich in vielen Sortimentsbereichen erfreulich. Das darf und soll man nicht schlecht Reden. Es besteht aber kein Grund zur Euphorie. Wir dürfen die Augen nicht davor verschließen, dass wir uns aufgrund der Fußball-Weltmeisterschaft in einer konjunkturellen Ausnahmesituation befinden. Was nutzen uns die positiven Wasserstandsmeldungen vor und während der WM, wenn ab Mitte Juli der graue Alltag wieder beginnt. Es kann doch keiner ernsthaft glauben, dass der Konsum allein durch die Fußball-Weltmeisterschaft oder durch längere Ladenöffnungszeiten nachhaltig angekurbelt wird. Hier muss schon mehr passieren als ein paar Tore und die Öffnung der Geschäfte bis 22.00 Uhr“.

Die Politik verstehe es nach Angaben des Verbandes gut, im Windschatten der WM von den drängenden wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Problemen ein Stück weit abzulenken. Der Verband mahnt abermals wichtige Reformen im Arbeits-, Sozial- und Steuerbereich an. Als Kernpunkte zur Überwindung der Konsumschwäche sieht der Verband eine konsequente Reformpolitik an mit der Senkung der Sozialabgaben, mehr Flexibilität am Arbeitsmarkt und positiven Zukunftsperspektiven.

Pangels: „Wenn die Bundeskanzlerin von einem Sanierungsfall Deutschland spricht, hat sie sicherlich in gewisser Weise Recht. Aber allein mit Steuer- und Beitragserhöhungen bringt man unser Land nicht wieder auf die Beine. Die Erhöhung der Mehrwertsteuer im nächsten Jahr sowie die sich abzeichnenden drastischen Erhöhungen der individuellen Kosten im Gesundheitsbereich sind eine schwere Bürde für die Menschen. Ebenso die nach wie vor sehr hohe Arbeitslosenquote. Wer hat da noch Lust sich dem privaten Konsum hinzugeben? Für den Einzelhandel brechen spätestens ab dem nächsten Jahr schwere Zeiten an, wenn die allgemeine Abgabenlast der Verbraucher nicht reduziert und die Arbeitslosigkeit im nennenswerten Umfang abgebaut wird“.

Quelle und Kontaktadresse:
Handelsverband BAG, Bundesarbeitsgemeinschaft der Mittel- und Großbetriebe des Einzelhandels e.V. Rolf Pangels, Hauptgeschäftsführer Friedrichstr. 60, 10117 Berlin Telefon: (030) 2061200, Telefax: (030) 20612088