Eine Lanze für die Freiberuflichkeit? - Kontrolle kann Fachkompetenz nicht ersetzen
(Ulm) - „Gegängelt werden gehört zu den unschönen Seiten des Arztberufs“, bedauert Dr. Ulrich Tappe. „Unter dem Diktat knapper Finanzen ist in der Politik eine Misstrauenskultur gegenüber der Ärzteschaft üblich geworden, die pauschal in Frage stellt, dass Ärzte ihre Berufsausübung am medizinischen Versorgungsbedarf ausrichten. Das geht so weit, dass die Freiberuflichkeit in inhabergeführten Praxen zunehmend diskreditiert wird.“
Vor diesem Hintergrund tue es der Sache gut, so der Verbandschef der niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte, wenn sich Verantwortungsträger aus der Politik ausdrücklich zur Freiberuflichkeit des Arztes bekennen und, wie jüngst NRW-Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann, Freiberuflichkeit als Qualitätskriterium herausstellen, das weder 1.000 Kontrollen noch Bürokratie oder Dokumentation ersetzen können. Der freiberuflich Tätige habe dem Staat, so der Minister, durch entsprechende Prüfungen bewiesen, dass er fachlich qualifiziert und seine Entscheidungen von Fachlichkeit und nicht von wirtschaftlichen Beziehungen geprägt seien.
„Leider sieht die Wirklichkeit, die wir in unserem Praxisalltag erleben, anders aus“, bemängelt Dr. Tappe. „Das zeigt sich immer wieder an Hemmnissen, die eine bedarfsgerechte Patientenversorgung massiv erschweren.“ Aktuelles Beispiel ist das vom Bundestag jetzt verabschiedete Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG). Eigentlich sollte es eine Bagatellgrenze für Wirtschaftlichkeitsprüfungen ärztlich verordneter Leistungen bringen. Die Vorgabe einer Geringfügigkeitsgrenze in Höhe von 300 Euro sollte die Praxen vom Regressdruck entlasten und mehr Spielraum für die Betreuung von Patienten geben.
„Dass diese Regelung im jetzt vorliegenden Beschluss nicht mehr zu finden ist, zeigt symptomatisch, dass es für eine Verbesserung der Patientenversorgung nicht auf Lippenbekenntnisse ankommt, sondern auf Taten, in denen die Wertschätzung der ärztlichen Tätigkeit in Freiberuflichkeit sichtbar wird“, betont Dr. Tappe.
Quelle und Kontaktadresse:
Berufsverband der Niedergelassenen Gastroenterologen Deutschlands e.V. (bng), Dr. Holger Böhm, Referent(in) Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Holdergärten 13, 89081 Ulm, Telefon: 09421 88500