Pressemitteilung | k.A.

Effizienz ist immer wichtiger als der Preis - auch im Gesundheitswesen

(Heppenheim) - Die weitgehend auf Kostensenkung ausgerichtete Gesundheitspolitik der "Ulla Schmidtschen Regierungsjahre" wird durch die neue Bundesregierung fortgesetzt - dies muss die Bürgerinitiative Gesundheit DGVP e.V. mit Erstaunen und Erschrecken feststellen. Hinzu kommt die unsägliche Diskussion über "Kopfpauschalen" und "Zusatzbeiträge" in Zusammenhang mit der Sicherung der Einnahmen.

Nach Überzeugung des DGVP Präsidenten Wolfram - Arnim Candidus sowie des Vorstandes und Beirats der DGVP, kommt die negative Entwicklung im Gesundheitswesen nicht von den vergangenen und aktuell bestehenden Preisen für Medikamente, Hilfsmittel, Medizintechnik oder von den Vergütungen für die Berufsgruppen und Institutionen der Versorgung usw., sondern ist ausschließlich auf die auf Einnahmeverbesserung und Ausgabenkürzung ausgelegte wahlperiodengesteuerte Gesundheitspolitik zurückzuführen.

Dr. Rösler will die Preise für Medikamente um 1,5 bis 3 Mrd. EUR senken - dem muss entgegen gehalten werden, dass ca. 6 Mrd. an Kosten für Medikamente eingespart werden könnten, wenn der Mehrwertsteuersatz hierfür von 19 Prozent auf 7 Prozent reduziert würde. Käme dieser reduzierte Steuersatz auch noch für Hilfsmittel zum Ansatz, würden die gesetzlichen Krankenkassen zusätzlich erheblich entlastet. Es bedürfte keiner weiteren Qualitätsverschlechterungen bei der Versorgung mit Medikamenten und Hilfsmitteln und keines weiteren Ausbaus der Bürokratie im Gesundheitssystem. Auch der Steuerzuschuss in den Gesundheitsfonds entfiele. Die Abwicklung würde insgesamt fiskalisch vereinfacht und transparenter, da die Steuereinnahmen im Haushalt eingesetzt würden und die Beiträge zur GKV für die Versorgung der Versicherten und Patienten.

Nach Expertenansicht führt die immer schlechter werdenden Vergütung für die Berufsgruppen der Medizin und Pflege dazu, dass die gute bis sehr gute Versorgung der Menschen im Alten- und Pflegeheim im Bereich des Hörens, Kauens und Sehens nicht mehr gewährleistet werden kann - vielmehr ist diese in zunehmenden Maße eingeschränkt. Um diesen Versorgungsmangel zu kompensieren, werden in erhöhtem Maße Medikamente an diesen Patienten und Pflegebedürftigen verschrieben. Experten schätzen den unproduktiven Einsatz von Medikamenten in diesem Bereich auf ca. 3 Mrd. EUR pro Jahr.

Mediziner oder Pflegekräfte haben kaum noch Zeit dafür, den Patienten, Pflegebedürftigen oder Angehörigen über die Nutzung und Anwendung des einzelnen Medikaments aufzuklären. Bezahlt wird diese Aufklärung ohnehin nicht. Das führt zu mangelndem Verständnis beim Patienten.

Dazu kommen dann noch die (von den Krankenkassen und der Politik so gelobten) Auswirkungen der Rabattverträge hinzu, die jedoch zu einem kontinuierlichen Wechsel des Medikamentennamens, einer neuen Verpackung, einer neuen Farbe des Medikament und der geänderten Bindungssubstanzen für den Basiswirkstoff führen können.
Alle diese Faktoren zusammen führen zu Fehlmedikationen und zusätzlichen Belastungen der Versorgungsqualität sowie des Gesundheitswesens. Es gibt keine Kosten-Nutzen-Bewertungen zu den Rabattverträgen und den Ausschreibungen für Medikamente und Hilfsmittel.

Zurzeit gibt es ca. 10.000 Rabattverträge zwischen rd. 180 Krankenkassen und etwa 150 Herstellern - und dies für ca. 72 Millionen Versicherte. Bei realistischer Betrachtung muss das zu einem riesigen bürokratischen Aufwand für Krankenkassen, Hersteller, Mediziner, Pflegekräfte, Apotheker usw. führen. Hinzu kommt dann der ebenfalls seit Jahren nur geschätzte Anteil von Medikamenten, die von den Patienten wegen mangelnder Patientencompliance und Aufklärung nicht eingenommen wurden, aber vorher von den Krankenkasse aus den Beiträgen der Versicherten bezahlt wurden in einer Kostenhöhe von 3 - 4 Mrd. EUR.

Für die Kosten-Nutzen-Bewertung von Medikamenten, Hilfsmitteln und neuerdings auch Therapien hat die Politik zusammen mit der Selbstverwaltung und unter dem Druck der GKV das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) geschaffen. Dies führt zusätzlich zu ökonomisch gesteuerten negativen Auswirkungen auf die Versorgung der Versicherten und Patienten, wie z.B. bei den Entscheidungen zum Einsatz von Langzeitinsulin.

Grundlage für eine zukunftsorientierte Gesundheitspolitik sollte eine auf Effizienz ausgerichtete Versorgung mit Medikamenten und Hilfsmitteln sein und nicht das ausschließlich auf den Preis ausgerichtete kurzfristige Denken und Handeln der Politik und der gesetzlichen Krankenkassen. Nach Überzeugung der DGVP muss dieser Ansatz aber auf alle Bereiche des Gesundheitswesens ausgedehnt werden. Die derzeitigen Überlegungen und Realisierungen durch die Politik und die GKV ebnen den Weg zur weiteren Priorisierung, verbunden mit stiller und offener Rationierung und Absenkung der Versorgungsqualität.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche Gesellschaft für Versicherte und Patienten e.V. (DGVP) Pressestelle Lehrstr. 6, 64646 Heppenheim Telefon: (06252) 94298-0, Telefax: (06252) 94298-29

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