EBM 2013: Freie Ärzteschaft startet kollektiven Protest / Umverteilung kaschiert Unterfinanzierung der ambulanten Versorgung
(Essen) - Es wird ernst: Auf ihrer Vertreterversammlung will die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) im Vorfeld des Deutschen Ärztetages Ende Mai in Hannover die entscheidenden Weichen für die Novellierung des Einheitlichen Bewertungsmaßstabes (EBM) stellen. Und zwar hinter verschlossenen Türen. Das treibt die Freie Ärzteschaft nun auf die Barrikaden. Mit einem Protest-Fax können niedergelassene Haus- und Fachärzte den Druck auf die KBV erhöhen, das Projekt zu stoppen. "Der EBM 2013 ist eine Mogelpackung, die den Vertragsärzten keine wesentlichen Vorteile bringt, die Ärzteschaft weiter spaltet und für junge Ärzte eine Niederlassung immer unattraktiver macht", sagt Dr. Susanne Blessing vom Vorstand der Freien Ärzteschaft.
Der EBM 2013 hält einige Überraschungen bereit: So speist sich etwa die geringe Höhervergütung für die Behandlung älterer Patienten vor allem aus der Absenkung der Versichertenpauschale für Jüngere. Um eine neue geriatrische Ziffer abrechnen zu können, müssen demnach selbst gestandene Hausärzte erst eine 60-stündige Fortbildung absolvieren. Zudem sollen bestimmte Diagnosekodierungen bei chronisch Kranken mit Prämien belohnt werden - die Ambulanten Kodierrichtlinien kämen also gegen den Willen der meisten niedergelassenen Ärzte durch die Hintertür.
"Die geplante Umverteilung finanzieller Mittel kaschiert nur die chronische Unterfinanzierung der ambulanten ärztlichen Versorgung durch Budgets und sichert den Krankenkassen milliardenschwere Rücklagen aus dem Gesundheitsfonds", kritisiert Blessing. "Dieses Geld gehört aber nicht ins Marketing der Kassen, sondern in die Patientenversorgung." In einer KBV-Umfrage haben kürzlich mehr als 80.000 niedergelassene Ärzte ihre Forderungen an die KBV bereits klar formuliert: feste kostendeckende Preise, ärztliche Unabhängigkeit, eigene Fortbildungskompetenz und keine interne Umverteilung.
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