eAU-Pflicht ab 1. Oktober / Hartmannbund Brandenburg fordert konzertierte Aktion
(Berlin) - Der Hartmannbund Brandenburg fordert eine konzertierte Aktion, um ein drohendes Chaos bei der Einführung der elektronischen AU zu vermeiden. Diese verpflichtet alle Praxen, ab dem 1. Oktober 2021 Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen ausschließlich auf elektronischem Weg an die Krankenkassen zu verschicken.
Der Vorsitzende des Brandenburger Hartmannbundes, Dr. Hanjo Pohle, findet deutliche Worte: "Die politisch Verantwortlichen um Bundesgesundheitsminister Spahn lassen uns Vertragsärzte und -ärztinnen sehenden Auges in eine katastrophale Situation in den Praxen hineinschlittern. Experten aus den Kassenärztlichen Vereinigungen gehen davon aus, dass bis zu 50.000 Praxen am Stichtag aus technischen Gründen gar nicht eAU-fähig sein werden. Das heißt, das jährlich bundesweit etwa 75 Millionen Mal ausgestellte alte Muster der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung wird ungültig. Gleichzeitig fehlen aber in vielen Praxen die Vorrausetzungen für die elektronische Übermittlung. Es fehlen der elektronische Heilberufsausweis, geeignete Konnektoren und die KIM-Anbindung". So hätten allein in Brandenburg erst 45 Prozent der Vertragsärztinnen und -ärzte einen tauglichen Arztausweis der neuen Generation. Pohle kritisiert zudem, dass der geplante eAU-Feldtest erst in der zweiten Augusthälfte beginnt und dessen Erkenntnisgewinn somit fragwürdig sei.
"Es ist nicht nachvollziehbar, dass Ärztinnen und Ärzte im ausgerufenen Pandemiefall verpflichtet werden, ihre knappe Zeit für Fragen der Informationstechnik anstelle für die Patientenversorgung einzusetzen. Dazu kommt, dass viele Probleme bei der Umsetzung der eAU nicht von Ärztinnen und Ärzten verantwortet werden - etwa die Bereitstellung von Hard- und Software oder Anpassungsprozesse bei den Anbietern von Praxisverwaltungssystemen, die nur schleppend Fahrt aufnehmen. Hier muss nun endlich gegengesteuert werden", fordert der Rathenower Allgemeinmediziner.
"Wir appellieren daher an alle Berufsverbände und Standesorganisationen, in einer konzertierten Aktion dem Gesetzgeber eine Übergangsfrist vorzuschlagen, damit der Prozess nicht scheitert. Ansonsten wird zwangsläufig das Chaos die Übergangsfrist bestimmen und wir werden notgedrungen alte Formulare verwenden müssen, um zu verhindern, dass unsere Patientinnen und Patienten von diesen unüberlegten Prozessen der politisch Verantwortlichen in Mitleidenschaft gezogen werden", so Pohle abschließend.
Quelle und Kontaktadresse:
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