E-Mobilität und Gebäudeinfrastruktur - passt das zusammen?
(Stuttgart) - Die Einführung der E-Mobilität und ihre Akzeptanz hängen nicht nur von den E-Fahrzeugen ab. Auch die installierte Infrastruktur ist entscheidend. Deshalb engagiert sich Präsident Bürkle im Beirat der Landesagentur e-mobil BW.
Niemand wird bestreiten, dass zur flächendeckenden Einführung der Elektromobilität nicht nur die Fahrzeuge entscheidend sind, sondern auch die verfügbare Infrastruktur. Zum einen müssen ausreichend Ladestellen zur Verfügung stehen, aber genauso wichtig ist das Einbinden erneuerbarer Energiequellen in die Ladevorgänge. Hier sind die E-Handwerke gefordert.
Über die Kundenakzeptanz von Elektrofahrzeugen wird aber auch der sichere Betrieb entscheiden. Sobald irgendwo ein größerer Schaden entsteht, wird die E-Mobilität einen Rückschlag erleiden. Ursache können Brände am Fahrzeug durch fehlerhaftes Batteriemanagement sein. Aber genauso können Brände infolge Überlastung der elektrischen Anlage durch Ladevorgänge entstehen. Und die Ladeinfrastruktur muss darüber hinaus von Laien dauerhaft sicher bedienbar sein. Das alles setzt fachmännische Installation und Wartung voraus.
In seiner Masterarbeit an der Technischen Fakultät der Universität Bielefeld hat Christoph Goeker am Beispiel der Stadt Lübbecke, einer kleineren Stadt in NRW, den Wohnungsbestand im Kontext zu durchgeführten Modernisierungen der Elektroinstallationen untersucht. Dort zeigte sich, dass ca. 80 Prozent der Häuser älter als 30 Jahre sind. In Baden-Württemberg sind die Gebäude durchschnittlich etwas jünger, aber auch hier wurden 70 Prozent der Gebäude vor 1978 gebaut. Die Untersuchungsergebnisse sind daher größtenteils übertragbar. In Lübbecke wurden nur bei 44 Prozent der Gebäude Modernisierungen am Stromkreis bzw. den Leitungen vorgenommen. Das bedeutet, viele Leitungen sind viel zu alt für moderne Anforderungen. Auch ohne den zusätzlichen Anschluss von Elektrofahrzeugen sind die vorhandenen Elektroinstallationen heute oftmals schon aufgrund der vorhandenen Elektrogeräte überlastet.
Eine Modernisierung dieser veralteten Installationen ist dringend erforderlich. Zum einen um die Brandgefahr durch die überlasteten und alten Leitungen zu beseitigen und zum anderen um die Gebäude bzw. Wohnungen fit für die Zukunft zu machen. Der Energiebedarf wird nicht kleiner werden, beziehungsweise es werden immer mehr Verbraucher dazukommen, die die Leitungen zusätzlich belasten. Viele sind sich überhaupt nicht über die Gefahren einer veralteten und mittlerweile überlasteten Elektroinstallation bewusst oder nehmen diese billigend in Kauf.
Da die Anforderungen an Ladeeinrichtungen mit den dazugehörigen Sicherungssystemen im öffentlichen Raum, in privaten Haushalten und für Zwischenladungen unterwegs je nach vorhandener Infrastruktur sehr unterschiedlich sind, können nur ausgebildete Fachleute Ladestationen sicher und normgerecht installieren. Das kann man nicht oft genug betonen. Aber auch die Installation von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien und ihre Einbindung in intelligente Umgebungen wie Smart Meter und Smart Grid erfordern eine entsprechende Qualifikation.
Die aktuellen Ausbildungsinhalte im Elektrohandwerk decken bereits heute alle relevanten Anforderungen ab. Weiterbildungsbedarf wird im Fachverband Elektro- und Informationstechnik Baden-Württemberg jedoch bei Beschäftigten gesehen, deren Gesellenprüfung schon länger zurückliegt. So wurde das Modellprojekt "Fachkraft für Infrastruktur und Systeme der Elektromobilität" (FISemo) in die Wege geleitet und die ersten Spezialisten haben ihre Zertifikate verliehen bekommen.
Ein weiterer - nicht zu unterschätzender - positiver Aspekt ist auch, dass ein Großteil der praktischen Tätigkeiten rund um die E-Mobilität - Beratung, Planung, Projektierung - mit vergleichsweise geringen physischen Belastungen verbunden ist. Dadurch bietet der Bereich gerade langjährig erfahrenen Beschäftigten in der zweiten Hälfte des Erwerbslebens - nach einer entsprechenden Weiterbildung versteht sich - gute Karrierechancen.
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