E-Commerce: EU-Mehrwegquoten in Deutschland theoretisch erfüllbar - Verbraucher favorisieren Mehrweg, aber nur bei reibungsloser Rücknahme
(Berlin) - Jede zweite Onlinekäuferin oder -käufer würde Mehrwegverpackungen gegenüber konventionellen Einwegkartonagen bevorzugen. Damit wäre die in der allgemeinen Ausrichtung des Rates zur EU-Verpackungsverordnung aktuell vorgesehene Mehrwegversandquote von mindestens 50 Prozent ab 2040 in Deutschland theoretisch heute schon erfüllbar. Das zeigt eine aktuelle Kurzumfrage von Civey im Auftrag des bevh unter 1.016 Personen. Die Ergebnisse sind repräsentativ für Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland, die Ende November im Internet eingekauft haben.
Danach gefragt, ob sie für den Versand von Online-Bestellungen lieber Kartons bzw. Plastiktüten oder eine Mehrwegverpackung bevorzugen, sofern es entsprechende Lösungen gäbe, würden sich 36,2 Prozent der Kundinnen und Kunden "eindeutig", weitere 13,8 Prozent "eher" für den Mehrwegversand entscheiden. Dem gegenüber stehen nur 11,7 Prozent die "eindeutig", und weitere 13,1 Prozent, die "eher" weiter mit konventionellen Verpackungen beliefert werden möchten. Ein Viertel der Befragten (25,2 Prozent) war "unentschieden".
Die Einsparmöglichkeiten beim Verpackungsmaterial im Onlinehandel sind enorm. Ist der Einsatz von Mehrwegversandlösungen möglich, können durch neuartige Versandtaschen und Boxen bei 20 und mehr Durchläufen bis zu 98 Prozent weniger CO2-Äquivalente verursacht werden als bei konventionellen Einwegkartonagen.
Mehrwegsysteme an Verbraucher(innen) ausrichten
Ohne Hemmschwelle ist die Umstellung auf Mehrweg für die meisten Menschen jedoch nicht. Mehrweg ist in den meisten Fällen mit einem Mehraufwand für die Verbraucherinnen und Verbraucher verbunden, die die Versandtaschen und -boxen nach Erhalt der Ware zu einer Annahmestelle zurückbringen müssen, ggf. gegen Pfand. Danach gefragt, ob die Verbraucherinnen und Verbraucher der Nachhaltigkeit zuliebe bereit sind, Mehrwegverpackungen regelmäßig zurückzugeben, antwortet bisher nur ein Viertel (23,8 Prozent) mit Zustimmung, fast die Hälfte (44,8 Prozent) ist "unentschieden". Auffallend sind dabei die Altersunterschiede: Die niedrigste Zustimmung erreicht die Mehrwegrückgabe bei Befragten im Alter von 18 bis 29 Jahren, am höchsten bei den 30- bis 39-Jährigen.
"Wenn wir die europäischen Mehrwegziele in den nächsten 16 Jahren erreichen wollen, dann müssen wir die heute 18- bis 29-Jährigen aktivieren, die bis 2040 die größte Käufergruppe stellen und heute noch am wenigsten bereit sind, mitzumachen", erklärt Alien Mulyk, Leiterin Public Affairs für Europa und Internationales beim bevh.
Zu wenig Rückhalt bei Verbrauchervertretern, in Logistikbranche und Politik
Damit die Rückgabe auf mehr Akzeptanz stößt, müssen die Menschen stärker für den Mehrwegversand sensibilisiert und die Rückgabe im Alltag so niedrigschwellig wie möglich gestaltet werden. Hier sieht Alien Mulyk allerdings längst nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft. "Es reicht nicht, dass der Mehrwegversand nur von Onlinehändlern und den Anbietern der Mehrwegtaschen und -boxen vorangetrieben wird. Bemühungen müssen auch von Verbrauchervertretern und der Logistikbranche kommen. Die Politik muss zudem mehr leisten, als Quoten zu verordnen. Sie muss entsprechende Standards und Anreize schaffen - auch grenzüberschreitend - damit Mehrwegsysteme funktionieren." Am Ende dürfe keine Vielzahl von Einzellösungen entstehen, sondern ein anbieterübergreifendes System, das es den Kundinnen und Kunden ermögliche, jede Mehrwegverpackung ohne größere Anstrengungen oder Hürden wieder abzugeben.
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (bevh)
Frank Düssler, Referent Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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