Pressemitteilung | foodwatch e.V.

DZ Bank und Union Investment: Ausstieg aus der Nahrungsmittelspekulation und Appell für strenge Regulierung der Agrarrohstoffmärkte

(Berlin) - Die genossenschaftliche DZ Bank und ihr Tochterunternehmen, die Fondsgesellschaft Union Investment, ziehen sich vollständig aus der Spekulation mit Agrarrohstoffen zurück. Das bestätigte die DZ Bank als Zentralinstitut für mehr als 900 Genossenschaftsbanken in einem Brief an die Verbraucherorganisation foodwatch.

In dem Schreiben vom 13. Mai 2013 plädierte DZ-Bank-Vorstand Lars Hille zudem für eine strenge Regulierung der Agrarrohstoffmärkte, insbesondere "durch die Einführung wirksamer Positionslimite an Börsen oder zentralen Clearing-Plattformen". Mit solchen Positionslimits würde - wie auch von foodwatch gefordert - die Zahl der gehandelten Kontrakte auf den Rohstoff-Terminmärkten begrenzt, um Spekulationsexzesse zu verhindern. Um derartige Begrenzungen des Handelsvolumens auch für den nicht-börslichen Handel, für das sogenannte "Over-the-counter"-Geschäft (OTC), durchsetzen zu können, fordert DZ-Vorstand Hille außerdem Maßnahmen für mehr Transparenz: "Wir befürworten alle Anstrengungen, Derivate - wie z.B. Terminkontrakte auf Agrarrohstoffe - grundsätzlich über Börsen bzw. im Fall von OTC-Derivaten über zentrale Clearing-Plattformen abzuwickeln, um so für mehr Transparenz zu sorgen und das Vertragspartnerrisiko zu verringern."

foodwatch-Geschäftsführer Thilo Bode erklärte: "Der Nächste bitte: Mit der DZ Bank steigt eine weitere Großbank aus der unsäglichen Spekulation mit Nahrungsmitteln aus. Der Entschluss der DZ Bank beweist vor allem deshalb gesellschaftliche Verantwortung, weil die Bank sich zugleich für die notwendige politische Regulierung der Rohstoff-Terminbörsen stark macht. Eine Kontrolle des Handelsvolumens durch wirksame Positionslimits, wie sie die DZ Bank fordert, ist die Grundvoraussetzung, um exzessive Spekulation und damit Hungerkrisen zu verhindern. Daran sollten sich andere Institute, die die notwendige politische Regulierung der Finanzmärkte mit allen Mitteln hintertreiben, ein Beispiel nehmen - allen voran die Deutsche Bank."

foodwatch fordert seit der Veröffentlichung des foodwatch-Reports "Die Hungermacher" vom Oktober 2011 die Banken auf, alle spekulativen Handelsgeschäfte mit Agrarrohstoffen einzustellen, um das Risiko von spekulativen Preisspitzen bei Lebensmitteln auszuschließen. Mit Commerzbank, Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), Landesbank Berlin (LBB), der DekaBank der Sparkassen sowie nun der DZ Bank und Union Investment wird die Reihe der "Aussteiger" aus der Nahrungsmittelspekulation immer länger. Dagegen hatte die Deutsche Bank als größter deutscher Akteur in diesem Feld Anfang des Jahres ihren Beschluss verkündet, weiter Produkte zu vertreiben, die auf die Preisentwicklung von Agrarrohstoffen wetten.

Die DZ Bank und Union Investment hatten bereits im Januar mitgeteilt, man wolle Produkte, die auf der Preisentwicklung von Agrarrohstoffen basieren, "bis auf weiteres" nicht mehr aktiv vertreiben. In einem persönlichen Treffen mit foodwatch-Geschäftsführer Thilo Bode erläuterte DZ-Vorstand Lars Hille im Detail die Entscheidung, die er in dem Schreiben vom 13. Mai an foodwatch bestätigte. In dem Brief gibt die DZ Bank an, Wertpapiere auf Basis von Agrarrohstoffen im Jahr 2013 auslaufen zu lassen. Nachfolgeprodukte würden nicht emittiert, auch würden keine Agrar-Derivate anderer Banken vertrieben. Produkte ohne Laufzeitende seien bereits von der Börse genommen oder den Kunden zum 3. Juni gekündigt worden. Zudem werde der von der DZ Bank aufgelegte "Akzent Invest Fonds Best Portfolio" so umgestellt, dass er nicht mehr in Agrarrohstoffe investiere. Auch die Produkte der Tochtergesellschaft Union Investment verzichteten künftig vollständig auf die Investition in Agrarrohstoffe.

Die DZ Bank fungiert als Zentralinstitut für mehr als 900 Volks-, Raiffeisen-, Sparda- und PSD-Banken. In Deutschland ist die DZ Bank Gruppe nach Deutscher Bank, Commerzbank und der öffentlich-rechtlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) das viertgrößte Kreditinstitut.

Quelle und Kontaktadresse:
foodwatch e.V. Pressestelle Brunnenstr. 181, 10119 Berlin Telefon: (030) 240476-0, Telefax: (030) 240476-26

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