Durststrecke für deutsche Werkzeugmaschinen dauert an
(Frankfurt am Main) - Die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie sieht auch zur Jahresmitte kein Ende der tiefen Nachfragekrise. Im zweiten Quartal 2009 sanken die Bestellungen abermals um 65 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Die Inlandsnachfrage ging um 71 Prozent zurück; die Auslandsorders gaben um 61 Prozent nach. Für das erste Halbjahr 2009 notierten die Ergebnisse ähnlich. Insgesamt gingen die Bestellungen um 67 Prozent zurück. Dabei verlor die Inlandsnachfrage 71 Prozent, die Auslandsbestellungen 65 Prozent.
"Innerhalb eines Jahres ist das Auftragsniveau quasi auf ein Drittel zusammengeschmolzen", kommentiert Dr. Wilfried Schäfer, Geschäftsführer des VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken), die Zahlen. Das hat nichts mit der technologischen oder preislichen Wettbewerbsfähigkeit der Branche zu tun, die im internationalen Vergleich bestens aufgestellt ist.
Vielmehr sind deutsche Werkzeugmaschinen als Schlüsselbranche für die Industrieproduktion Garant für effiziente Produktionsabläufe und hohe Produktivität. Die mit Neumaschinen in aller Regel verbundene zusätzliche Kapazität braucht der Kunde aber derzeit einfach nicht, so Schäfer.
Insbesondere die international tätigen Großanwender hatten in den vergangenen Boomjahren stattliche Kapazitätsreserven aufgebaut. Angesichts der Auftragsflaute stehen viele Maschinen dort und in der Folge bei ihren Zulieferanten still. Das beeinträchtigt bei zahlreichen Werkzeugmaschinenanbietern auch das Servicegeschäft, das weniger konjunktursensibel ist.
Die starke Investitionszurückhaltung der internationalen Abnehmer wirkt sich auch negativ auf den Auftragsbestand aus, der im Juni 2009 auf knapp 6 Monate gesunken ist. Die Kapazitätsauslastung ist um 8 Prozentpunkte auf rund 66 Prozent zurückgegangen.
Einzig die Beschäftigung zeigt sich noch vergleichsweise robust. Viele Unternehmen fahren derzeit Kurzarbeit und warten die zweite Jahreshälfte ab, in der Hoffnung, ohne Personalabbau auszukommen. Zeigt sich dann immer noch kein Licht am Ende des Tunnels, wird es wohl hier auch zu Einschnitten kommen müssen.
"Zuwächse, die in diesen Tagen für die Industrieproduktion gemeldet werden, kommen noch lange nicht in unserer Branche an", bedauert Schäfer. Zwar laufen Einzelprojekte im Schienenfahrzeugbau oder der Energietechnik noch recht gut. In größerem Umfang wird jedoch in Werkzeugmaschinen erst wieder investiert, wenn die Kapazitäten der Kunden ausgelastet sind, neue Produkte auf den Markt gebracht werden und sie sich gute Geschäfte für die Zukunft versprechen. Insofern muss sich die Branche zunächst auf eine weiter andauernde Durststrecke einstellen.
Die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie gehört zu den fünf größten Fachzweigen im Maschinenbau. Sie liefert Produktionstechnologie für die Metallbearbeitung in alle Industriezweige und trägt maßgeblich zum Produktivitätsfortschritt in der Industrie bei. Durch ihre Schlüsselstellung in der industriellen Produktion ist ihre Entwicklung ein wichtiger Indikator für die wirtschaftliche Dynamik der gesamten Industrie.
2008 produzierte der deutsche Werkzeugmaschinenbau mit knapp 71 000 Beschäftigten (Betriebe mit mehr als 20 Mitarbeitern) Maschinen und Dienstleistungen im Wert von 14,3 Mrd. Euro. Das war der höchste Produktionswert in der Geschichte der Branche und entsprach einem Zuwachs von 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
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