Durch Weiterbildung Geschlechterdemokratie fördern / Erfolgreiche DVV-Fachtagung Frauenblicke@Bildung als Zukunftsprogramm
(Bonn) - 75 Prozent der Teilnehmenden, mehr als zwei Drittel der Unterrichtenden und 50 Prozent der Planenden an Volkshochschulen sind Frauen, stellte Doris Odendahl, Vorsitzende des Deutschen Volkshochschul-Verbandes (DVV) in der Begrüßungsansprache zur Tagung Frauenblicke@Bildung als Zukunftsprogramm in Mainz fest, die am 26./27. Juni 2000 vom Arbeitskreis Frauen im DVV in Zusammenarbeit mit dem Verband der Volkshochschulen von Rheinland-Pfalz und der Volkshochschule Mainz veranstaltet wurde. Der positiven Bilanz der Beteiligung von Frauen an den Volkshochschulen entspricht jedoch nicht ihr Einfluss in der Erwachsenenbildung auf die gesellschaftliche Bewertung der Bildungsinhalte und auf die männlich strukturierten Institutionen. Wegweisend könnte eine Projekt der Mainzer Volkshochschule Gleichstellung in der Weiterbildung sein, das 1999 durch einen Innovationspreis ausgezeichnet und auf der Tagung vorgestellt und diskutiert wurde.
Einmütig kritisierten die Präsidentin des Deutschen Volkshochschul-Verbandes, Prof. Dr. Rita Süssmuth MdB, die Familienwissenschaftlerin Prof. Dr. Uta Meier (Universität Gießen) und der Männerwissenschaftler Prof. Dr. Peter Grottian (FU Berlin) die Überbewertung des Marktes und die Technologiebetrunkenheit (Grottian) in der Gesellschaft. Prof. Dr. Rita Süssmuth sprach der Ökonomisierung der Gesellschaft die Zukunftsfähigkeit ab und forderte die Abkehr von der Reduktion der Bildung auf die technologischen Anforderungen der Informationsgesellschaft. Prof. Dr. Uta Meier schlussfolgerte, dass erst mit zunehmender Brüchigkeit männlicher Normalbiografien, die durch durchgängige Vollzeiterwerbstätigkeit bis zum Ruhestand gekennzeichnet ist, die Bereitschaft wächst, über alternative Lebensbedürfnisse nachzudenken, die Platz lassen für Familie, Beruf und bürgerschaftliches Engagement. In diesem Kontext zitierte sie die Alltagsvergessenheit von Männern in Führungspositionen.
Die Teilnehmenden aus der ganzen Bundesrepublik forderten zum Abschluss der Tagung, durch Bildung allen Menschen die Chance zu geben, ihre Anlagen breit zu entwickeln und ihr Leben zu gestalten. Sie traten dafür ein, Geschlechterdemokratie im 21. Jahrhundert in der Erwachsenenbildung zu realisieren und damit auch im Volkshochschulalltag zu praktizieren. Der geschlechtergerechte Zugang zur Weiterbildung soll als Qualitätskriterium verankert werden.
Volkshochschulen und Volkshochschul-Verbände auf Landes- und Bundesebene sind nun gefordert, Konsequenzen aus den Beratungen und Empfehlungen der Fachtagung des DVV-Arbeitskreises Frauen zu ziehen, erklärte DVV-Verbandsdirektor Dr. Volker Otto nach Abschluss der Tagung. Der Deutsche Volkshochschul-Verband wird im nächsten Jahr die Konsequenzen von mehr Geschlechtergerechtigkeit im Hinblick auf seine Satzung beraten.
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