Pressemitteilung | Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) - Hauptgeschäftsstelle

DUH und VCD fordern strengere Grenzwerte für Partikelausstoß von Benzinmotoren / Deutsche Umwelthilfe und Verkehrsclub Deutschland appellieren an EU-Kommission bei Benzinmotoren mit Direkteinspritzung gleich strenge Grenzwerte für die Partikelzahl einzuführen wie bei Dieselmotoren - Ausstoß ultrafeiner Partikel gefährdet Umwelt und Gesundheit - Blockadehaltung europäischer Fahrzeughersteller trotz bereits verfügbarer Effizienztechnologie

(Radolfzell/Berlin) - Der Technische Ausschuss für Fahrzeuge (Technical Committee Motor Vehicles, TCMV) der EU-Kommission berät am kommenden Montag (19.12.2011) erneut über die Beschränkung des Partikelausstoßes bei Benzin-Motoren mit Direkteinspritzung. Angesichts des noch offenen Ergebnisses fordern die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) und der ökologische Verkehrsclub Deutschland VCD den zuständigen EU-Kommissar Antonio Tajani auf, sich für wirksame Grenzwerte ab 2014 einzusetzen. Beide Organisationen betonten im Vorfeld der Sitzung, dass eine rasche Begrenzung der Partikelemissionen aus Gründen des Gesundheits- und Klimaschutzes dringend geboten sei.
Vor allem der Automobilindustrie wirft die DUH vor, die Grenzwerte verwässern zu wollen. "Die deutschen Fahrzeughersteller wehren sich mit Händen und Füßen gegen neue Benziner-Grenzwerte und die Einführung einer Filtertechnologie, die deren Einhaltung garantiert", sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Nach Informationen der Umwelt- und Verbraucherorganisation argumentieren Spitzenfunktionäre der deutschen Automobilindustrie intern mit angeblichen Finanzierungsproblemen ausländischer Kleinwagenhersteller, die den Einbau entsprechender Filter nicht stemmen könnten. "Wir halten das für heuchlerisch. Es wäre das erste Mal, dass sich die deutsche Autoindustrie Sorgen um die Konkurrenz im Ausland macht", sagte Resch. Die deutschen Autohersteller müssten endlich aufhören, umweltfreundliche Technologien auszubremsen. Ziel müsse es sein, die emittierte Partikelzahl bei Benzinmotoren auf dasselbe Niveau zu senken, das für Dieselmotoren bereits geltendes Recht ist.

Technisch könnten niedrigere Partikelwerte bereits heute problemlos erreicht werden. "Die Automobilindustrie setzt zur Zeit alle Hebel in Bewegung, um die Einführung der entsprechenden Technologie zu verhindern", erklärt der internationale Verkehrsexperte Axel Friedrich. "Dabei geht es nur um Mehrkosten von 40 bis 100 Euro pro Fahrzeug, mit denen wesentlich zum Schutz von Umwelt und Gesundheit beigetragen werden kann."

Der hohe Ausstoß ultrafeiner Partikel bei Benzinfahrzeugen ist eine ungewollte Konsequenz der Direkteinspritzung. Zwar ermöglicht diese Technologie eine Senkung des Kraftstoffverbrauchs und damit auch weniger CO2-Emissionen. Sie hat jedoch auch zur Folge, dass mehr der besonders gesundheitsgefährdenden ultrafeinen Partikel ausgestoßen werden. Die mit dem bloßen Auge nicht sichtbaren Teilchen gelangen über die Atemluft direkt ins Blut, wo sie nachweislich zu schweren Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und in vielen Fällen zum Tod führen. Aktuelle Studien belegen erneut, dass eine erhöhte Anzahl von Partikeln in der Luft und eine signifikant höhere Zahl von Notfalleinsätzen aufgrund von Herz- und Kreislauferkrankungen in Zusammenhang stehen. Abhilfe schaffen können zum Beispiel so genannte geschlossene Partikelfilter, wie sie bei Dieselfahrzeugen schon seit einigen Jahren Standard sind. Aus diesem Grund fordern DUH und VCD die Einführung gleicher Grenzwerte für Benziner spätestens ab 2014.

Messungen des ADAC im Auftrag von DUH und VCD hatten kürzlich gezeigt, dass die Anzahl der Partikel insbesondere außerhalb des offiziellen Testzyklus weit über dem für Dieselfahrzeuge geltenden Grenzwert liegt. Michael Müller-Görnert, Referent für Verkehrspolitik beim VCD sieht daher besonders EU-Kommissar Antonio Tajani in der Pflicht. "Es ist die Aufgabe des Kommissars für Unternehmen und Industrie dafür zu sorgen, dass technik- und antriebsneutral für alle Fahrzeuge der gleiche Grenzwert gilt, der in Zukunft nicht nur auf dem Prüfstand, sondern in allen Fahrzuständen eingehalten werden muss. Nur so ist die Wettbewerbsfähigkeit von Effizienztechnologien wie der Direkteinspritzung bei Benzinmotoren gewährleistet", so Müller-Görnert.

Dorothee Saar, Leiterin Verkehr und Luftreinhaltung bei der DUH, warnt davor, die Rolle der Verbraucherinnen und Verbraucher zu unterschätzen. "Die jahrelange Diskussion um den Partikelausstoß von Dieselfahrzeugen hat bei den Autokäufern Spuren hinterlassen. Interessenten moderner Benzinfahrzeuge, sowohl für die private Nutzung, als auch für Firmenflotten, werden sorgfältig abwägen, ob sie sich tatsächlich für den Kauf eines zwar sparsameren, aber dreckigen Fahrzeugs entscheiden sollen", so Saar.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche Umwelthilfe e.V. Pressestelle Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell Telefon: (07732) 99950, Telefax: (07732) 999577

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