Pressemitteilung | Verband Druck und Medien Bayern e.V. (VDMB)

Druckindustrie für realistische Lohnpolitik / vdmb appelliert an die Vernunft des Tarifpartners

(München) - Im vergangenen Jahr stiegen die Tariflöhne in der Druckindustrie überdurchschnittlich um 3,4 Prozent (Industrie insgesamt: 2,6 Prozent). Obwohl die Bezüge der Beschäftigten bereits Spitze in Deutschland sind, fordert ver.di neuerlich eine Tariflohn- und Gehaltserhöhung von 3 Prozent als Abschluss. Die Branchenzahlen indes zeigen, dass es keinen Spielraum zur Umverteilung gibt. So sanken – erstmals seit Jahren – in Bayern die Umsätze, und zwar um 5 Prozent. Die Zahl der Beschäftigten reduzierte sich im Jahresdurchschnitt um 3,2 Prozent, während die Insolvenzen um 10,2 (Bundesdurchschnitt: 26,6) und die Zahl der Arbeitslosen um 29,2 Prozent zunahmen.

Vor diesem Hintergrund appelliert Karl-Georg Nickel, Hauptgeschäftsführer des Verbandes Druck und Medien Bayern e.V. (vdmb), an die Gewerkschaft, endlich dem Realismus eine Chance in ihrer Tarifpolitik zu geben. Schon beim letztjährigen Abschluss setzte ver.di auf einen Aufschwung, für den es keinerlei Anzeichen gab. Obwohl die bescheidenen Wachstumsprognosen für 2003 ständig nach unten korrigiert werden, argumentiert die Gewerkschaft unverdrossen mit einer durch nichts zu begründenden Trendwende. Zwar beurteilen beide Tarifparteien die Situation der Druckindustrie übereinstimmend als angespannt, aber vom Erhalt der Arbeitsplätze reden nur die Arbeitgeber. Dem gegenüber bezeichnet ver.di das Angebot von mehr als 2,2 Prozent Lohnerhöhung bei einer Laufzeit von 24 Monaten als „Almosen“.

Nickel: „Unsere Unternehmen brauchen dringend Planungssicherheit, wie sie mit unserem fairen Angebot gegeben ist. Es gibt nichts mehr zu verteilen, zudem sind die Löhne und Gehälter in unserer Branche bereits auf einem sehr hohen Niveau. Sollte ver.di auch in diesem Jahr wieder einen überhöhten Abschluss erzwingen, wird sich der Arbeitsplatzabbau in der Druck- und Medienindustrie notwendigerweise noch weiter beschleunigen.“

Kein Spielraum für Kostensteigerungen

Die Situation der Branche ist schnell skizziert: Nachfrageeinbruch und ruinöser Preiskampf bei ständig steigenden Kosten. Angesichts dieser schwierigen Lage und um im Interesse der Planungssicherheit für die Unternehmen möglichst rasch zu einem Ergebnis zu kommen, haben die Arbeitgeber bereits in der ersten Lohnrunde am 18. März 2003 ein weitgehendes Angebot vorgelegt:

Ab dem 1. Oktober 2003 sollen die Löhne und Gehälter in der Druckindustrie um 1 Prozent steigen, im August 2004 nochmals um 1,2 Prozent. Bei einer Laufzeit des Tarifvertrages von 24 Monaten entspricht das einer Lohnerhöhung von 2,2 Prozent. Zudem soll die Altersteilzeitregelung um weitere zwei Jahre bis 31. Juli 2006 verlängert werden.

Nach Auffassung der Arbeitgeber ist das ein faires Angebot, das einerseits den Unternehmen nicht mehr zumutet als sie verkraften können und andererseits die Arbeitnehmer der Branche nicht von der allgemeinen Lohnentwicklung abkoppelt. Denn es gilt zu berücksichtigen, dass die unangemessene hohe Lohnsteigerung von 2002 unvermindert weiter wirkt. Die Gewerkschaft ver.di bezeichnete dieses Angebot als „Almosen“ und forderte ihrerseits eine abschlussnahe Tariflohnerhöhung von 3 Prozent und eine Verlängerung der Altersteilzeitregelung bis 2009.

Nach ergebnislosen Gesprächen am 4. April betonten die Arbeitgeber im Verlauf der dritten Lohnrunde, am 30. April 2003 in Frankfurt, dass sie kein zweites Angebot vorlegen werden. Denn sie hatten im März 2003 ihrer Verhandlungsposition Annahmen zugrunde gelegt, die bereits heute von der Realität unterschritten wurden. So gab es statt eines stagnierenden Umsatzes in der Druckindustrie im ersten Quartal 2003 einen Rückgang um 2 Prozent. Und die mit einem einprozentigen Wachstum angenommenen Werbeaufwendungen stagnieren bestenfalls oder sind um etwa 1 Prozent rückläufig. Gleichwohl nannten die Gewerkschaftsvertreter das Arbeitgeberangebot „unanständig“ und „provokativ“. Die Tarifparteien vertagten sich auf den 26. Mai in München. Bis dahin will die Gewerkschaft ihre Position in der Großen Tarifkommission und in der Bundesfachkonferenz für den Bereich Druck und Medien beraten. Die Friedenspflicht läuft bis zum 4. Mai 2003.

Karl-Georg Nickel, Hauptgeschäftsführer des vdmb, warnte vor einer neuerlichen Belastung der Unternehmen, die bereits im vergangenen Jahr eine untragbare Tariferhöhung von 3,4 Prozent hinnehmen mussten: „Unser Tarifpartner schätzt die Lage der Druck- und Medienindustrie mittlerweile richtig ein und dürfte auch keine Illusionen hinsichtlich der kurz- und mittelfristigen Entwicklung haben. Diesen Realismus wünschen wir uns in der Tarifpolitik. Unser konstruktives Angebot findet die Zustimmung der Beschäftigten, denen klar ist, dass die Betriebe gegenwärtig zusätzliche Kostensteigerungen einfach nicht mehr tragen können.“

Nickel fügt hinzu, eine halbjährige Lohnpause während der kommenden schwierigen Monate sei für die Liquidität der Unternehmen äußerst wichtig. Eine zweijährige Laufzeit des Tarifvertrages und moderate Lohnerhöhungsraten brächten dringend notwendige Planungssicherheit. Der bayerische Verbandschef betont, dass er nicht nachlassen werde, sich für mehr Flexibilität in den Tarifverträgen einzusetzen, um im Interesse der Überlebensfähigkeit der Betriebe und des Erhalts der Arbeitsplätze unternehmensindividuelle Regelungen zu ermöglichen: „Nur mit einer Tarifpolitik der Offenen Fläche ist auf Dauer die nationale und internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.“

Quelle und Kontaktadresse:
Verband Druck und Medien Bayern e.V. Friedrichstr. 22, 80801 München Telefon: 089/330360, Telefax: 089/33036100

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