Pressemitteilung |

Dosenpfand: Gut für die Automatenindustrie, schlecht für die Umwelt

(Bonn) - Ab 1. Januar nächsten Jahres soll ein Pfandbetrag von 0,25 Euro fällig werden, wenn Cola-Getränke, Mineralwasser oder Gerstensaft im Blechkleid über die Ladentheke gehen. Gleiches gilt für Einwegflaschen aus Glas oder Kunststoff. Auch wenn einzelne Umweltverbände und Landesumwelt-Ministerien dies anders sehen: Ein Pflichtpfand auf Getränkedosen und Einwegflaschen ist keine gute Entscheidung für mehr Umweltschutz. Wie es die AgV schon immer vorgeschlagen hat, ist allein eine Abgabe auf Dosen und Einwegflaschen, die diese umweltbelastenden Verpackungen merklich verteuert, das Instrument, um die Verbrauchernachfrage zugunsten von Mehrwegverpackungen zu lenken.

Die Pfandregelung erzeugt schätzungsweise 3 bis 4 Mrd. DM für Investitionen in Rücknahmeautomaten und jährliche Betriebskosten von 250 bis 300 Millionen DM. Die Aktienkurse des entsprechenden Automatenherstellers sind zwar sprunghaft angestiegen, für den Umsatz von Getränken in Mehrwegverpackungen ist dies jedoch nicht zu erwarten. Es gibt keine Garantie dafür, dass auch nur eine einzige Dose vermieden wird. Vielmehr ist zu befürchten, dass Teile des Einzelhandels sich gänzlich aus dem Mehrwegsektor zurückziehen, weil das Leerguthandling mit Automaten wirtschaftlicher ist. Diese Auffassung wird auch von führenden Ökonomen vertreten. Ein Blick nach Schweden, wo das Einwegpfand schon seit Jahren erhoben wird, bestätigt, dass dieses Modell die Verbraucher nicht motiviert, wieder auf Mehrweg umzusteigen.

Es gibt also gute Gründe gegen ein Pfand auf Dosen. Anders zu sehen ist allerdings die Haltung jener Wirtschaftskreise, die zwar auch gegen das Einwegpfand sind, jedoch aus völlig anderen Motiven. BDI und HDE lehnen das Dosenpfand mit Hinweis auf die Kosten ab. Ihr jüngst wieder angestimmtes Gelärm wird nun im Bundeswirtschafts-Ministerium auf taube Ohren stoßen. Denn mit der Einigung auf ein Pfand für Einwegflaschen und Dosen zwischen dem Umwelt- und dem sich bisher ablehnend gebenden Wirtschaftsministerium wird ein wichtiges politisches Signal gegeben: Handel und Industrie können gewiss sein, dass die Umweltpolitik in Deutschland noch handlungsfähig ist. Sie sollten jetzt ihre Haltung "Wir sind gegen alles" aufgeben und ernsthaft die Einwegabgabe als kleineres Übel akzeptieren, fordert die AgV.

Quelle und Kontaktadresse:
Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände e.V. (AGV) Heilsbachstr. 20 53123 Bonn Telefon: 0228/64890 Telefax: 0228/644258

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