Pressemitteilung | Deutscher Journalisten-Verband e.V. (DJV) - Bundesgeschäftsstelle

DJV-Preis der Pressefreiheit: Ehrung für Miroslav Filipovic

(Bonn) - Der serbische Journalist Miroslav Filipovic ist am 5. November in Lübeck mit dem erstmals verliehenen DJV-Preis der Pressefreiheit geehrt worden. Der Staatsminister für Kultur und Medien, Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin, der in Vertretung für Bundeskanzler Gerhard Schröder gekommen war, sowie Prof. Dr. Siegfried Weischenberg, Bundesvorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV), überreichten den Preis bei einem Festakt im Theater Lübeck. Die Preisverleihung, zu der rund 490 Gäste geladen waren, fand im Rahmen des DJV-Verbandstages statt. Filipovic erhielt den Preis, der mit 7.500 Euro dotiert ist und künftig alle zwei Jahre vergeben wird, für seine mutige Berichterstattung über die Kriegsverbrechen der serbischen Armee im Kosovo-Krieg, die ihm eine Haftstrafe von sieben Jahren einbrachte.

Nicht nur Mut, sondern auch Integrität zeichnet Filipovic aus. Staatsminister Nida-Rümelin widmete sich in seiner Rede vor allem diesem Aspekt: der journalistischen Verantwortung und der kommunikativen Ethik. Nida-Rümelin hielt ein Plädoyer für die Wahrhaftigkeit. „Wir müssen behutsam umgehen mit den Regeln der Wahrhaftigkeit“, sagte er. Ethische Regeln gehörten zum Fundament der Kommunikation. Sie könnten nicht von außen herangetragen werden. Nida-Rümelin sprach sich in diesem Zusammenhang für weniger Gesetze und mehr Selbstregulierung aus. „Die Protagonisten der öffentlichen Kommunikation sollten ihren Beruf so Ernst nehmen, wie es ihrer gesellschaftlichen Bedeutung entspricht.“

Zuvor hatte DJV-Bundesvorsitzender Weischenberg die Aufmerksamkeit auf die weltweite Situation der Pressefreiheit gelenkt. „Die Pressefreiheit, die Freiheit der Information und Meinung, ist und bleibt das höchste Gut – auch in Krisen- und Kriegszeiten“, sagte er. Allerdings gebe es in vielen Ländern überhaupt keine Pressefreiheit. Und in solchen Ländern riskierten Journalistinnen und Journalisten bei der Ausübung ihres Berufes ihr Leben oder zumindest ihre Freiheit. So wie Miroslav Filipovic, der in dieser Situation außergewöhnlichen Mut bewiesen habe. Der DJV-Preis „soll ins Bewusstsein rücken, dass überall auf der Welt – und gerade auch weiterhin in Europa – für die Presssefreiheit gekämpft werden muss“.

Weischenberg verwies darauf, dass im Jahr 2000 mindestens 62 Journalisten und Medienmitarbeiter getötet wurden; im April dieses Jahres seien mindestens 74 Journalisten in Haft gewesen. Weischenberg: „Auch dies sollte uns klar sein: Zur internationalen Allianz gegen den Terrorismus gehören auch Staaten, die Journalisten wie Terroristen verfolgen.“

Pressefreiheit sei mehr als Freiheit von Zensur, sagte Weischenberg. Pressefreiheit bedeute auch, sicherzustellen, dass es auf den Medienmärkten und in den Redaktionen plural zugeht. Weischen- berg plädierte in diesem Zusammenhang für mehr innere Pressefreiheit.

Mit Blick auf die aktuelle Berichterstattung über Terror und den Krieg in Afghanistan appellierte Weischenberg an die Selbstverantwortung der Journalisten. „Wer hier für Zwecke der Quote oder Auflage Themen hochzieht, wer dramatisiert und spekuliert, handelt verantwortungslos.“

Weischenberg wandte sich in seiner Rede auch an die Bundesregierung. Der DJV sorge sich in der aktuellen Situation um mögliche Einschränkungen der Pressefreiheit. „Die Sorgen gelten jetzt Behinderungen der journalistischen Arbeit im Interesse des ‚Staatsschutzes‘“. Schon oft sei „mit dem Ziel,
Freiheiten zu erlangen und dauerhaft zu sichern, der Freiheit dauerhafter Schaden zugefügt worden“.

Preisträger Filipovic wies darauf hin, dass der Kampf für die Pressefreiheit in seinem Land weiterhin an der Tagesordnung sei. Filipovic hatte zu Zeiten des Milosevic-Regimes als Korrespondent der unabhängigen Belgrader Zeitung „Danas“ und als Mitarbeiter der französischen Nachrichtenagentur AFP sowie des Londoner Institute for War and Peace Reporting (IWPR) gearbeitet. Das Militärgericht in Nis verurteilte ihn wegen „Spionage in Verbindung mit Falschinformation“ – eine der letzten Maßnahmen des Milosevic-Regimes. Nach dem Wahlsieg von Vojislav Kostunica wurde der serbische Journalist, der heute in seinem Land eine Schule für investigativen Journalismus leitet, wieder freigelassen.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Journalisten-Verband e.V. (djv) Bennauerstr. 60 53115 Bonn Telefon: 0228/201720 Telefax: 0228/2017233

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