Pressemitteilung | Deutscher Journalisten-Verband e.V. (DJV) - Bundesgeschäftsstelle

DJV-Medien-Club diskutierte Journalistenausbildung

(Berlin) - Zeit, Motivation und die richtige Kombination aus Theorie und Praxis sind die unerlässlichen Bestandteile einer qualifizierten Journalistenausbildung. Zu diesem Ergebnis kamen die Referenten des DJV-Medien-Clubs "Journalistenausbildung in der Krise?" am gestrigen Mittwochabend in Berlin. Dafür sei wichtig, forderte DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken, "dass Weiterbildung gesichert, praxisnahe Studiengänge gestaltet und der Sinn der tarifvertraglichen Inhalte wie beispielsweise der überbetrieblichen Ausbildung erkannt werden". Dass die Umsetzung dieser Inhalte in einigen Verlagen und Sendern besser funktioniert als in anderen, sei deutlich erkennbar, erklärten der Chefredakteur der Westfälischen Rundschau Klaus Schrotthofer und die Ausbildungsredakteurin des Saarländischen Rundfunks Susanne Scherer. Insbesondere im privaten Rundfunk und in PR-Agenturen gäbe es Defizite.

BDZV-Präsident Helmut Heinen machte den Stellenwert der Journalistenausbildung deutlich: "Eine gute Ausbildung ist Voraussetzung für glaubwürdige journalistische Arbeit und sorgt für den Wert der Medien." Einig waren sich die acht Vertreter von Journalistenschulen, Redaktionen und Verbänden auf dem Podium des DJV-Medien-Clubs darin, dass der Ausbildungstarifvertrag für Volontäre die größte Errungenschaft der letzten Jahre in der journalistischen Ausbildung war. Gabriele Bartelt-Kircher, Leiterin der Journalistenschule Ruhr, sah die Journalistenausbildung nicht in der Krise, weil "die Volontäre so gut sind, dass sie auch schwierige Situationen meistern werden". DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken merkte kritisch an, dass der Tarifvertrag mancherorts durch die Anstellung der Volontäre an Journalistenschulen zu deutlich niedrigeren Gehältern umgangen werde. "Und die in Einzelfällen bereits zu beobachtende Praxis, Volontäre bei Leiharbeitsfirmen anzustellen, läuft der Relevanz der Tarifverträge komplett entgegen. Eine qualitativ hochwertige Ausbildung ist in dieser Leiharbeitskonstellation nur schwer vorstellbar", kritisierte Konken.

Den Zeitfaktor rückte der Vorsitzende des DJV-Fachausschusses Tageszeitungen Thorsten Becker in seinem Impulsreferat "Qualitätsjournalismus unter Zeitdruck" in den Mittelpunkt. Die Blätter und Sendungen müssten unter enormem Zeitdruck gefüllt werden. Journalisten müssten schreiben, die Internetseiten füllen, die Bildbearbeitung leisten und den Seitenaufbau noch dazu. Korrekturlesen falle dabei nicht selten unter den Tisch. "Volontäre sind da oft Feuerwehrleute. Sie werden da eingesetzt, wo Not am Mann ist." Eine systematische Ausbildung komme immer öfter zu kurz. Auf die freiberufliche Tätigkeit bereite Journalistenausbildung häufig nur unzureichend vor, strich die freie Journalistin Imke Rosebrock aus Berlin in ihrem Impulsreferat heraus. Natürlich könne keine Rundumvorsorge geleistet werden. "Aber Freiberuflichkeit wird von den Ausbildern häufig als Notnagel, als letzter Ausweg gesehen und entsprechend stiefmütterlich behandelt." Die Ausbildung müsse die Realität vermitteln, forderte sie. Dazu gehöre heute auch, dass sich Absolventen von Journalistenschulen zunächst als Freiberufler versuchen müssten. Die Auszubildenden sollten dazu animiert werden, flexibel zu sein und sich früh darüber klar zu werden, welche Chancen es für sie gibt.

Was also muss sich ändern, um die Schwachstellen in der Journalistenausbildung zu beheben und das vorhandene Potential zu nutzen? Mirjam Stegherr, aktiv im DJV-Fachausschuss Junge Journalisten, forderte für die Zukunft "mehr Orientierung für angehende Journalisten". Sven-Felix Kellerhoff aus dem Trägerverein der Berliner Journalisten-Schule wünschte sich die Gleichwertigkeit von Volontariat und Ausbildung an Journalistenschulen. Sebastian Olényi, Vorstandssprecher der Jugendpresse Deutschland, brachte es auf den Punkt: "BDZV und DJV entwickeln gemeinsam Standards für die Ausbildung an Journalistenschulen und Universitäten, der BDZV-Präsident ruft Verlage an und fordert diese auf, neue Volontariatsplätze einzurichten, die Journalistenschulen entwickeln mehr Crossmedia-Ausbildungsangebote und die Chefredakteure Ideen für eine faire Volontärs- und Praktikantenbetreuung in den Redaktionen."

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Journalisten-Verband e.V. (DJV) Hendrik Zörner, Pressesprecher, Presse- u. Öffentlichkeitsarbeit Pressehaus 2107, Schiffbauerdamm 40, 10117 Berlin Telefon: (030) 7262792-0, Telefax: (030) 7262792-13

(bl)

NEWS TEILEN: