Diskussion am 2. Juni 2023 von 11:00 bis 12:30 Uhr - in Berlin und online / Über China berichten: Vermeintlich harmlose Kooperationen und subtile Narrative
(Berlin) - Wann: Freitag, 2. Juni von 11:00 bis 12:30 Uhr
Wo: in der Geschäftsstelle von Reporter ohne Grenzen und digital
Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt. Bitte melden Sie sich für das Gespräch per E-Mail an. Weitere Details wie den Zugangslink erhalten Sie nach der Anmeldung.
Die Kommunistische Partei Chinas versucht längst nicht mehr, Informationen und Nachrichten nur innerhalb der eigenen Landesgrenzen zu kontrollieren. Auch im Ausland möchte das Regime die Berichterstattung im eigenen Sinne beeinflussen. Im Rahmen einer langfristigen Strategie baut Peking dafür etwa eigene Auslandsmedien aus, investiert in Medien in anderen Ländern oder lädt internationale Journalistinnen und Journalisten zu Trainings in China ein.
Auch in Deutschland gibt es Beispiele: Der NDR und der staatliche chinesische Auslandssender CGTN produzierten gemeinsame Sendungen, Zeitungen wie die FAZ und das Handelsblatt veröffentlichten China-freundliche Beilagen oder Anzeigen, die dpa bot der chinesischen staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua eine Plattform, um über die "Neue Seidenstraße" zu informieren, und der SWR griff für eine Doku über die Frühphase der Pandemie in Wuhan auf Material der chinesischen Propagandabehörden zurück.
Eine Gefahr bei vielen Kooperationsformen und auch grundsätzlich in der Berichterstattung ist die unkritische Übernahme bestimmter Begriffe oder Narrative. Doch internationale Medien dürfen sich nicht für die Propaganda eines Regimes einspannen lassen, das Journalistinnen und Journalisten ideologisch kontrolliert, überwacht, zensiert und teils unter lebensgefährlichen Bedingungen jahrelang einsperrt. Auf der neuen Rangliste von Reporter ohne Grenzen ist China um vier Plätze gefallen und belegt nun Rang 179 von 180 Staaten. Mit einer seit Mao Zedong nie dagewesenen Machtkonzentration hat sich Staats- und Parteichef Xi Jinping eine historische dritte Amtszeit gesichert und setzt seinen vor zehn Jahren begonnenen Feldzug gegen den Journalismus fort.
Reporter ohne Grenzen hat 2022 ein Handbuch mit Empfehlungen zu Kooperationen mit chinesischen (Staats-)Medien für deutsche Journalistinnen, Journalisten und Medienhäuser veröffentlicht. Es soll hierzulande das Bewusstsein für Pekings internationale Medienstrategie schärfen und Redaktionen eine Orientierung bieten, wenn sich Möglichkeiten für Kooperationen ergeben.
Inwieweit und unter welchen Voraussetzungen könnten Kooperationen möglich sein? Wie sollten Journalistinnen und Journalisten vorgehen, wenn unabhängige Recherchen zu stark eingeschränkt werden, sie aber im Gegenzug Zugang zu Informationen von chinesischen Behörden erhalten? Welche Chancen bietet die Zusammenarbeit mit (Exil-)Medien im Ausland? Welche Argumente und Deutungsrahmen sind für chinesische Propaganda kennzeichnend? Welche alternativen Darstellungen und Argumentationen gibt es?
Über diese und weitere Fragen diskutieren:
- Lea Sahay, China-Korrespondentin der Süddeutschen Zeitung. Sie berichtet aus Peking über die chinesische Politik und Gesellschaft.
- Mareike Ohlberg, Sinologin und Senior Fellow im Asien-Programm des German Marshall Fund. Zuvor war sie am Mercator Institute for China Studies (MERICS) in Berlin tätig.
- Samuel Chu, Aktivist und Gründer der Organisation "The Campaign for Hong Kong", Beirat der Axel Springer Freedom Foundation
Moderation: Sophie von Waitz, Reporter ohne Grenzen
Quelle und Kontaktadresse:
Reporter ohne Grenzen e.V. (RSF)
Pressestelle
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