Disease-Management-Programme: Wahlkampf auf dem Rücken der Patienten

(Berlin) - Der Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. (vzbv) kritisiert die neuerliche polemische Kampagne von Ärzteverbänden an den neuen Behandlungsprogrammen für chronisch Kranke (Disease-Management-Programme). In einer bundesweiten Anzeigenkampagne behaupten 19 der 23 Kassenärztlichen Vereinigungen, die Programme führten zu einer "Billigmedizin" und stellten die ärztliche Schweigepflicht in Frage. "Wenige Tage vor der Bundestagswahl versuchen Ärztefunktionäre Stimmung zu machen; und sie nehmen dabei die massive Irreführung der Patientinnen und Patienten in Kauf", so Thomas Isenberg, Fachbereichsleiter Gesundheit und Ernährung beim vzbv. "Das ist Wahlkampf auf dem Rücken der Betroffenen." Aufgabe des vzbv sei es, einer interessegeleiteten Kampagne sachliche Information entgegenzuhalten.

Der vzbv begrüßt das Ziel, die gesundheitliche Versorgung chronisch kranker Menschen durch indikationsspezifische Behandlungsprogramme zu verbessern und stellt klar:

1. Die Disease-Management-Programme folgen Therapieempfehlungen, die von einem eigens dafür eingerichteten Koordinierungsausschuss aus Ärzten und Kassenvertretern unter Hinzuziehung unabhängigen Sachverstands erarbeitet wurden.

2. Die Teilnahme am Programm ist freiwillig. Nur bei klarer Indikation durch den Arzt, schriftlicher Einwilligung des Patienten und umfassender Information können Patienten eingeschrieben werden.

3. Begleitend zur Behandlung werden Schulungen angeboten. Die Schulungspflicht gilt für Patienten und Ärzte.

4. Grundlage der Behandlung ist eine individuelle Vereinbarung zwischen Patient und dem behandelnden Arzt. Erstmals werden Therapieziele und Therapieschritte partnerschaftlich festgelegt.

5. Versicherte müssen in jede Datenübermittlung durch den Arzt schriftlich einwilligen. Die Schweigepflicht bleibt gewahrt.

Quelle und Kontaktadresse:
Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. Markgrafenstr. 66 10969 Berlin Telefon: 030/258000 Telefax: 030/25800218