Pressemitteilung | Reporter ohne Grenzen e.V. (RSF)

Diese 10 Medienschaffenden kamen 2024 frei

(Berlin) - Im Jahr 2024 saßen 550 Medienschaffende weltweit aufgrund ihrer Arbeit im Gefängnis – sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Trotz dieses Anstiegs gibt es Grund zur Hoffnung: Viele Journalistinnen und Journalisten, die Missstände aufdeckten und dafür hinter Gitter gesperrt wurden, konnten die Gefängniszellen wieder verlassen. Auch Reporter ohne Grenzen (RSF) hat sich für ihre Freilassungen eingesetzt.

Um kritische Stimmen zum Schweigen zu bringen, lassen viele Regime Journalistinnen und Journalisten inhaftieren – häufig unter fadenscheinigen Begründungen. Die Herausforderungen für 2025 sind immens. Aber die Medienschaffenden, die im vergangenen Jahr freigekommen sind, senden auch ein positives Zeichen. Dass sie nun wieder in Freiheit sind, zeigt: Der Kampf für die Pressefreiheit lohnt sich.

Wir blicken auf 10 prominente Journalistinnen und Journalisten, die 2024 freikamen:

Nilufar Hamedi und Elahe Mohammadi, Iran – 14. Januar
Die beiden iranischen Journalistinnen wurden nach 15 Monaten Haft gegen Kaution vorübergehend freigelassen. Nilufar Hamedi und Elahe Mohammadi hatten im September 2022 als erste über den Tod der kurdischen Studentin Jina Mahsa Amini in Polizeigewahrsam berichtet. Dafür wurden sie wegen „Zusammenarbeit mit dem feindlichen Staat USA“, „Verschwörung gegen die nationale Sicherheit“ und „staatsfeindlicher Propaganda“ angeklagt und zu vielen Jahren Haft im berüchtigten Evin-Gefängnis verurteilt. Seit Beginn der „Frau, Leben, Freiheit“-Bewegung wurden mehr als 100 Journalistinnen und Journalisten festgenommen; 17 von ihnen sitzen bis heute hinter Gittern.

Stanis Bujakera Tshiamala, Demokratische Republik Kongo – 19. März
„Ich bin frei – dank Ihrer Bemühungen“, sagte der kongolesische Journalist Stanis Bujakera Tshiamala nach seiner Freilassung und dankte RSF und seinen Unterstützerinnen und Unterstützern. Nach sechs Monaten Haft, sieben abgelehnten Anträgen auf Haftentlassung und einer Verurteilung, mit der Tshiamala zur Preisgabe seiner Quelle gezwungen werden sollte, wurde er am 19. März 2024 freigelassen. Dem Korrespondenten von Jeune Afrique war vorgeworfen worden, ein gefälschtes Dokument des Geheimdienstes erstellt und verbreitet zu haben.

Aasif Sultan, Indien – 10. Mai
Der Journalist der monatlich erscheinenden Zeitung Kashmir Narrator saß fast sechs Jahre im Gefängnis. Sein Fall zeigt, wie die indischen Behörden mit Antiterrorgesetzen systematisch gegen unabhängigen Journalismus in Kaschmir vorgehen. Aasif Sultan war nach dem Antiter¬rorgesetz UAPA und dem Gesetz für öffentliche Ordnung verurteilt worden. Am 28. Februar kam er für zunächst einen Tag frei. Im Mai bestätigte ein Gericht seine Freilassung gegen Kaution.

Julian Assange, Vereinigtes Königreich – 24. Juni
Der WikiLeaks-Gründer wurde im Juni aus dem Belmarsh-Gefängnis entlassen. Damit endet ein 14 Jahre andauerndes juristisches Tauziehen. Bei einer Verurteilung hätten Julian Assange in den USA bis zu 175 Jahre Haft gedroht. Ihm war vorgeworfen worden, mit der Veröffentlichung von mehr als 250.000 gehei-men Dokumenten im Jahr 2010 die nationale Sicherheit gefährdet zu haben. Im Gegenzug für seine Freiheit musste sich Assange der Verschwörung zur unrecht-mäßigen Beschaffung und Verbreitung von geheimen Unterlagen für schuldig erklären. „Ich bin nicht frei, weil das System funktioniert hat, sondern weil ich mich des Journalismus schuldig bekannt habe”, sagte er nach seiner Freilassung am 1. Oktober.

Alsu Kurmasheva und Evan Gershkovich, Russland – 1. August
Im Rahmen eines groß angelegten Gefangenenaus-tauschs wurden der amerikanische Journalist Evan Gershkovich und die amerikanisch-russische Journalistin Alsu Kurmasheva aus russischer Haft entlassen. Nur kurz zuvor hatten Gerichte den Russland-Korrespondenten des Wall Street Journal zu 16 Jahren Haft verurteilt. Die Reporterin des baschkirischen Dienstes von Radio Free Europe/Radio Liberty (RFE/RL) erhielt sechseinhalb Jahre Haft. Zuvor saß Gershkovich mehr als ein Jahr in Unter-suchungshaft. Kurmasheva verbrachte neun Monate in Untersuchungshaft.

Floriane Irangabiye, Burundi – 14. August
„Unsere Freude ist unermesslich“, sagte die Schwester der inhaftierten Radiomoderatorin Floriane Irangabiye nach deren Freilassung. Zwei Jahre zuvor war die Journalistin vom burun-dischen Geheimdienst SNR verhaftet worden. Im Januar 2023 wurde sie wegen „Gefährdung der inneren Sicherheit des Landes“ zu zehn Jahren Haft verurteilt. Grundlage waren unklare Vorwürfe zu ihren von Ruanda aus gesendeten Radiobeiträgen, in denen sie kritisch über die burundischen Behörden berichtet hatte. Am 14. August 2024 wurde Floriane Irangabiye vom burundischen Präsidenten begnadigt.

José Rubén Zamora, Guatemala – 18. Oktober
Der Gründer und Direktor der Zeitung elPeriódico, José Rubén Zamora, wurde im Oktober vorläufig in den Hausarrest entlas-sen. Eine Entscheidung, die knapp einen Monat später gegen den Willen des Präsidenten der Republik widerrufen wurde. Der Antrag von José Rubén Zamora, gegen diese Entscheidung Berufung einzulegen, wird derzeit vom Obersten Gerichtshof Guatemalas geprüft. Der 68-jährige Journalist, der 2023 mit dem RSF-Preis für Unabhängigkeit geehrt wurde, hat bereits mehr als 800 Tage hinter Gittern verbracht. „Ich habe in zwei Jahren Gefängnis mehr bewirkt als in 30 Jahren Journalismus, weil wir die Demokratie demaskiert haben“, sagte er im November.

Ihsane el-Kadi, Algerien – 30. Oktober
Nach 22 Monaten Haft kam der Leiter von Radio M und der Nachrichtenseite Maghreb Émergent durch einen Erlass des Präsidenten frei. Dem Jour-nalisten war vorgeworfen worden, Organisationen zu unterstützen, die den Staat und die Sicherheit Algeriens bedrohen. Die Freilassung hat einen bitteren Beigeschmack: Ihsane el-Kadi wurde zu einer hohen Geldstrafe verurteilt, sein Vermögen wurde konfisziert. Der Sender Radio M musste im Juni 2024 den Betrieb einstellen.

Quelle und Kontaktadresse:
Reporter ohne Grenzen e.V. (RSF), Postfach 30 41 08, 10756 Berlin, Telefon: 030 609 895 33 - 0

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