Die Zeit rennt, die Welt brennt!
(München) - Die Klimakrise bedroht das Leben der nachfolgenden Generationen. Es ist höchste Zeit zu handeln statt nur zu reden. Alle müssen ihren Beitrag leisten, um die Klimakatastrophe mit ihren verheerenden Folgen aufzuhalten - die politisch Verantwortlichen, die gesamte Gesellschaft und auch die Schulen. In einer gemeinsamen Pressekonferenz fordern der renommierte Astrophysiker und Fernsehmoderator Prof. Dr. Harald Lesch, Fridays for Future und der BLLV die bayerische Politik auf, jetzt zu handeln.
"Als größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts" bezeichnet Professor Dr. Harald Lesch den Klimawandel und seine Folgen. Auch wenn das Thema momentan von der Corona-Krise überlagert werde, würden viele Regionen der Erde davon bereits jetzt mit dramatischen Folgen eingeholt. "Verdrängen ist ein Verbrechen an unseren Kindern", so der Wissenschaftler. Bei der Bewältigung dieser enormen Herausforderungen sieht er die Bildung und insbesondere die Schulen in einer Schlüsselrolle.
"Das Thema Nachhaltigkeit ist eine epochale Herausforderung für die Gesellschaft und damit auch für uns an den Schulen", bekräftigt BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann. Sie betont, dass Schule den gesellschaftlichen Wandel zwar nicht alleine bewältigen könne, sie aber die Grundlage für ein Umweltbewusstsein bei der jungen Generation lege. Bereits Kinder müssen verstehen lernen, warum die Klimakrise eine existentielle Bedrohung ist und erleben, dass es auch auf ihr Handeln ankommt. Deshalb sei Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) äußerst wichtig und müsse konsequent gelebt werden - in der Schulentwicklung, im Schulleben und auch in der Lehrerbildung, so Fleischmann. "Nach den vielen Erklärungen und Bekenntnissen brauchen wir endlich die umfassende Möglichkeit, BNE an unseren Schulen zu institutionalisieren und wirklich zu leben. Wir brauchen Taten statt Worte. Die bayerische Bildungspolitik muss endlich eine echte Strategie auflegen und transparent machen und die nötigen Rahmenbedingungen dafür schaffen."
"Schulgärten, Mülltrennung und ein paar Projekte zum Thema Nachhaltigkeit reichen einfach nicht aus", betont Anna Volk von Fridays for Future. Sie fordert, dass BNE konsequent und intensiv im Unterricht aller Fächer umgesetzt wird, damit Schülerinnen und Schüler die ökologische Krise realisieren und mit ihr umgehen lernen. "Wir müssen jetzt durch zukunftsorientierte Bildung den Grundstein für gesellschaftlichen Wandel und einen verantwortungsbewussten Umgang mit dem Planeten legen", so die 15jährige Schülerin, die die Schülerstreiks in München organisiert.
Kerstin Schwarz, Mittelschullehrerin und Mitglied der BLLV-Arbeitsgruppe BNE, kritisiert, dass BNE bislang eher Hobby als echter und umfassender Bestandteil von Schulleben und Unterricht sei. "Es reicht bei weitem nicht, wenn die Umsetzung von BNE dem Willen der einzelnen Schule oder dem Engagement einzelner Lehrkräfte überlassen bleibt." Sie müsse fester Bestandteil des gesamten Schulalltags und Schullebens an allen Schulen sein.
Alle Beteiligten der Pressekonferenz sind sich über die Dringlichkeit einer bildungspolitischen Strategie für BNE und deren konkrete Umsetzung in die Schulpraxis einig. "BNE verbindet Umweltbildung, Demokratiepädagogik und Lernen durch Erfahrungen. Wenn wir es schaffen, Kinder und Jugendliche emotional zu berühren, und ihnen ermöglichen, sich beim Thema Nachhaltigkeit als selbstwirksam zu erleben, werden sie sich in ihrer schulischen und außerschulischen Lebenswelt für Umweltschutz und globale Gerechtigkeit engagieren", so BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann.
Der BLLV fordert konkret:
- BNE in der Lehrerbildung
BNE muss in allen Phasen der Ausbildung von Lehrkräften verankert und als Pflichtmodule institutionalisiert werden. Pädagoginnen und Pädagogen brauchen unabhängig von ihren Studienfächern fundiertes theoretisches Wissen und methodische Kompetenzen. Außerdem soll BNE in den jeweiligen Institutionen gelebt und erfahren werden.
- BNE im Lehrplan
BNE als allgemeines fächerübergreifendes Bildungs- und Erziehungsziel zu definieren, reicht nicht aus. Damit BNE im Unterrichtsalltag und im Bewusstsein der Schülerinnen und Schüler präsent ist, muss sie sich konkret und als roter Faden durch den gesamten Lehrplan ziehen. Ein Beispiel, wie dies funktionieren kann, ist der Schweizer Lehrplan 21. Die Berücksichtigung von BNE muss außerdem eine der Bedingungen bei der Zulassung von Schulbüchern und Unterrichtsmedien sein.
- Systematische Schulentwicklung zu BNE
BNE muss bei Schulentwicklungsprozessen eine wesentliche Rolle spielen. Das beinhaltet nicht nur die inhaltliche und methodische Unterrichtsentwicklung, sondern auch die konsequente Ausrichtung des gesamten Schullebens an Grundsätzen globaler Nachhaltigkeit und die Verankerung von Mitbestimmungs- und Mitverantwortungsformen von Schülern aller Bildungsstufen.
- Schaffung konkreter Rahmenbedingungen
Um BNE erfolgreich umsetzen zu können, muss die Politik die erforderlichen Mittel und Ressourcen auf allen Ebenen (Schule, Schulamt, Regierung) zur Verfügung stellen. Dazu gehören vor allem zusätzliche Stellenkontingente und Anrechnungsstunden für die BNE-Koordinatorenteams.
Quelle und Kontaktadresse:
Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V. im VBE (BLLV)
Birte Pretz, Assistentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bavariaring 37, 80336 München
Telefon: (089) 721001-0, Fax: (089) 721001-90