Die Vergleichbarkeit des Abiturs durch den bundeszentralen Abiturprüfungspool ist noch eher Phantasie als Realität
(Berlin) - Angesichts der Diskussion um das schriftliche Mathematikabitur sieht sich die Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, bestätigt: "Den zentralen Abituraufgabenpool als die Lösung für eine stärkere Vergleichbarkeit der Länderabiture zu betrachten, war und ist zu kurz gedacht! Die unterschiedlichen Reaktionen der Länder auf das Matheabitur in diesem Jahr zeigen aktuell die Begrenztheit dieses von Politik und Wissenschaft vorangetriebenen Weges. Für mehr Vergleichbarkeit auf höherem Niveau sind weitergehende Maßnahmen nötig. Darauf weisen wir schon lange hin!"
Anlässlich der unterschiedlichen Schwierigkeiten von Schülerinnen und Schülern im diesjährigen Matheabitur in einigen Bundesländern fordert Lin-Klitzing die Kultusminister und Kultusministerinnen der Länder auf, sich besser als bisher mit dem Berliner Institut für Qualitätssicherung im Bildungswesen (IQB), das für die Standards und den Abiturprüfungspool zuständig ist, abzustimmen. Dies gilt ebenso für die Länder untereinander! "Gerade dieses Jahr zeigt aber auch, dass eine Konzentration auf Aufgabenpools, Standards und wissenschaftliche Institute nicht ausreicht! Um den Leistungserfordernissen an die junge Generation auf höherem Niveau und gleichzeitig in transparenter Weise Genüge tun zu können, müssen bei Überlegungen zum Abitur auch die unterrichtenden Lehrkräfte und ihre Verbände kontinuierlich einbezogen werden."
Der Deutsche Philologenverband befürwortet eine stärkere Vergleichbarkeit der Abiture auf einem höheren Niveau als bisher. "Dies fängt aber doch nicht erst bei den Abiturprüfungen an!", so Lin-Klitzing. "Ich habe die überstarke Fokussierung auf den bundeszentralen Abiturprüfungspool nie verstanden, sondern immer wieder darauf hingewiesen, dass sich die Abiturnote lediglich zu ca. 25 Prozent aus allen schriftlichen Abituraufgaben zusammensetzt. Das ist nicht wenig, aber der weitaus größere Anteil der Abiturnote, nämlich zwei Drittel, wird durch die Schülerinnen und Schüler in der gesamten Oberstufenzeit erbracht. Hier müssen sie adäquat gefordert und gefördert werden, um gut auf die anschließenden Abiturprüfungen vorbereitet zu sein." Da ist noch viel Luft nach oben. Deshalb fordert die DPhV-Vorsitzende, dass die Schülerinnen und Schüler mehr als nur die jetzt von der Kultusministerkonferenz festgesetzten minimal 32 bis maximal 40 Kurse aus der gesamten Oberstufenzeit in die Abiturwertung einbringen müssen. Vor der jüngsten Veränderung der Kultusministerkonferenz eben dieser Einbringungspflicht der Oberstufenkurse haben sächsische Schüler beispielsweise mehr als 50 Kurse eingebracht.
Der Deutsche Philologenverband fordert von der Bildungspolitik zudem seit Langem bessere Regelungen für das notwendige "kontinuierliche Lernen und Leisten" junger Menschen auf ihrem gesamten Bildungsweg, damit sie besser auf ihre Prüfungen und das Leben nach ihrem Schulabschluss vorbereitet werden. Grundsätzlich setzt sich der Deutsche Philologenverband für eine verbindliche Grundschulempfehlung ein. An die Stelle der herrschenden Regelbildungsstandards sollten normative, also von der älteren und verantwortlichen Generation im Konsens gesetzte Mindeststandards für alle Schüler sowie Optimalstandards für besonders leistungsfähige Schülerinnen und Schüler treten. "Dies gilt für alle Bildungsabschlüsse, nicht nur für den Weg zum Abitur und nicht nur für Mathe!", ergänzt Lin-Klitzing.
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