Pressemitteilung | Fachverband der Gewürzindustrie e.V.

Die Rohstoffpreisrallye geht weiter - Versorgungsengpässe drohen

(Bonn) - Unverändert schlechte Ernten in den Hauptanbauländern rund um den Äquator, hoher Inlandskonsum in diesen Ländern und anhaltende Spekulation auf Naturrohstoffe treiben eine seit Jahresbeginn zu beobachtende Preisrallye bei Gewürzen. Qualitativ gute Rohware ist zum Teil nur noch schwer zu beschaffen. Warenversorgung geht vor Preis!

So nehmen die Pfeffervorräte in Europa ab, während aus den Lieferländern, insbesondere Vietnam, verlautet, dass derzeit keine Ware nach Europa verschifft werden kann. Die neue Ernte aus Vietnam und Muntok (Indonesien) wird erst im Februar/März 2011 eingebracht und zum Ende des ersten Halbjahres 2011 in Europa erwartet. Ausweichmöglichkeiten sind äußerst begrenzt. Der Pfefferpreis liegt um mehr als die Hälfte höher als im Durchschnitt des Jahres 2009.

Muskatnüsse sind in verkehrsfähiger Qualität kurzfristig nicht verfügbar. Die Preise liegen mit über 100 Prozent gegenüber Vorjahr auf einem Allzeithoch. Dasselbe gilt für Muskatblüte (Macis) und China-Ingwer, dessen Preis sich gegenüber 2009 mehr als verdoppelt hat. Ware aus Nigeria und anderen Ländern weist deutliche Qualitätsmängel auf.

Die Preise für getrockneten Knoblauch sind in den letzten Wochen explodiert. Die Produzenten im Ursprung - vor allem China - verkaufen bevorzugt frischen Knoblauch, der immer stärker nachgefragt wird. Sie vermeiden damit sowohl den Arbeitsaufwand als auch den durch Trocknung bedingten Gewichtsverlust und verzeichnen höhere Liquidität. Knoblauchimporteure bestätigen, dass es aus dem Ursprung zurzeit gar keine Angebote mehr gibt.

Auch für Zimt werden höhere Preise erwartet, nachdem sowohl in Sri Lanka als auch in Indonesien seit Jahren weniger Zimt angebaut wird und das Angebot sich damit verknappt hat. Mit weiteren Preissteigerungen muss gerechnet werden.

Die Versorgung mit Kurkuma ist im Bereich der Europäischen Union kaum noch gesichert. Die Vorräte bei europäischen Händlern sind auf ein Minimum geschrumpft, derzeit kommt Ware nur zu tagesgültigen Preisen zur prompten Verschiffung.

Die Preise für Gelatine sind gegenüber dem ersten Halbjahr 2010 um bis zu 18 Prozent gestiegen. Die Lager sind praktisch geräumt, dies zeitigt längeren Lieferfristen.

Kräuter werden energieintensiv getrocknet; höhere Energiekosten in der EU schlagen auf die Preise durch. Hinzu kommen Qualitätsprobleme, bedingt durch ein zu feuchtes Früh-jahr, gefolgt von einem zu heißen und trockenen Sommer. Gute Qualitäten sind deutlich teurer als im vergangenen Jahr. Erhebliche Schwierigkeiten gibt es auch bei der Versorgung mit Pistazien.

Weitere Kostensteigerungen verzeichnet der Verpackungsbereich, bei Kunststoff ebenfalls begründet mit drastischen Preiserhöhungen im Rohstoffbereich sowie im Energiesektor. Die Kartonagenherstellung verteuert sich, weil Altpapier äußerst knapp ist und damit teures frisches Papier verwendet werden muss. Durch den Kraftstoffpreis bedingte Zuschläge bei Speditionskosten sowie eine Verdreifachung der Preise für Überseetransporte von Rohstoffen treten hinzu.

Die wesentlichen Treiber dieser Entwicklung - wetterbedingte Ernteausfälle, Spekulation, steigender Eigenbedarf in Asien und Explosion der Seefrachtkosten - ändern sich für der-zeit am Markt befindliche Ware nicht. Die hohen Qualitätsvorgaben deutscher Gewürz-unternehmen schränken das verfügbare Angebot weiter ein. Mit einer Entspannung der Preis- und Versorgungssituation ist deshalb in absehbarer Zeit nicht zu rechnen.

Quelle und Kontaktadresse:
Fachverband der Gewürzindustrie e.V. Dirk Radermacher, Hauptgeschäftsführer Reuterstr. 151, 53113 Bonn Telefon: (0228) 216162, Telefax: (0228) 229460

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