Die richtige Einstellung ist wichtig: Gründerinnen im ländlichen Raum brauchen Mut, Vorbilder und Unterstützung
(Berlin) - Dlv-Fachtagung "Selbst ist die Frau - erfolgreich gründen im zweiten Anlauf" sammelt wichtige Erkenntnisse zur Gründung im ländlichen Raum
Um herauszufinden, warum Gründungen von Frauen im ländlichen Raum scheitern und wie man sie bei einem zweiten Gründungsversuch unterstützen kann, hat der Deutsche LandFrauenverband (dlv) gestern mit Expertinnen und Experten aus der Gründungsszene, LandFrauen und Vertreterinnen und Vertretern aus der Politik und Ministerien diskutiert. Die digitale Fachtagung "Selbst ist die Frau - erfolgreich gründen im zweiten Anlauf" fand im Rahmen des gleichnamigen dlv-Projektes statt und machte deutlich: Für eine erfolgreiche Gründung ist die eigene Einstellung wichtig, aber auch passgenaue Beratungsangebote.
"Gründerinnen brauchen neben Vorbildern und guten Netzwerken viel Durchhaltevermögen. Und sie müssen sich ohne Scheu für ihre Leistungen auch angemessen bezahlen lassen", sagt dlv-Präsidentin Petra Bentkämper. Thomas Fischer, Leiter des Referats Arbeitsmarkt im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) betont in seinem Grußwort: "Die Covid-19-Pandemie kann nicht davon ablenken: Digitalisierung, Demographie und Klimawandel verändern Wirtschaft und Arbeitswelt nachhaltig. Eine leistungsfähige und innovative Wirtschaft braucht deshalb nicht nur eine gleichberechtigte Teilhabe von Männern und Frauen in Führungspositionen, sondern auch mehr Existenzgründerinnen; denn das bedeutet mehr Ideen für moderne Dienstleistungen und Arbeitsplätze und mehr soziale Innovation."
Damit eine berufliche Selbstständigkeit aber erfolgreich ist, brauchen Gründerinnen sowohl persönlich als auch institutionell mehr Unterstützung, so das Echo aus der Veranstaltung. Eine Online-Befragung, die der dlv durchgeführt hat, gibt dieser Einschätzungen recht. Fast 40 Prozent der Befragungsteilnehmerinnen haben angegeben, dass es ihnen bei ihrer Gründung an Rückhalt und Unterstützung durch den Partner gefehlt hat. Und: Mehr als die Hälfte hat keine Beratungsangebote für Gründerinnen genutzt, obwohl die Mehrheit bereits eine konkrete Geschäftsidee hatte. Als Gründe für die Aufgabe des Gründungsvorhaben wurden außerdem mangelndes Wissen, Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit und fehlender Mut genannt. Die gute Nachricht jedoch ist: Mehr als zwei Drittel können sich vorstellen, erneut zu gründen.
Welche Chancen die berufliche Selbstständigkeit besonders für Frauen im ländlichen Raum bietet, berichtet LandFrau Astrid Gerdes bei der Fachtagung. Nach Stationen im Gastronomie- und Hotelbereich leitet sie nun den Gamerschlagshof bei Xanten, einen Arche- und Lernbauernhof. Sie ist der Meinung, dass es Gründungsberaterinnen und -beratern oft an Praxisbezug und der richtigen Ansprache von Frauen fehlt. Aber mehr noch: "Damit eine Gründung gelingt, ist es wichtig, etwas zu tun, wofür man brennt", so Gerdes.
Bei der Suche nach der richtigen Grundeinstellung kann ein Blick zu sogenannten "Superentrepreneuren" helfen. Börsennotierte Unternehmerinnen und Unternehmer haben oft selbst mehrere Gründungsversuche, bevor sie erfolgreich sind. "Aber sie gehen davon aus, dass sie in der Lage sind, die Welt zu beeinflussen und die Zukunft zusammen mit anderen zu gestalten", so Dr. Frauke Lange, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Arbeitsbereich Female Entrepreneurship der Universität Oldenburg. Gründerinnen können diese Haltung lernen und auch die Gründungsförderung sei hier gefragt, die Frauen dabei zu unterstützen.
Neben der eigenen Grundeinstellung sei es wichtig, Mutmacherinnen zu finden, die über ihre eigene Gründungsgeschichte berichten, so die Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Ein weiterer wichtiger Punkt für den Gründungserfolg: Scheitern müsse als Teil des Gründens und lehrreiche Erfahrung gesehen werden. Wichtig sei zudem, Netzwerkangebote zu nutzen, sowohl branchenübergreifend als auch branchenspezifisch, heißt es in der Kleingruppendiskussion.
Das Projekt "Selbst ist die Frau - Existenzgründung von Frauen im ländlichen Raum" läuft noch bis Ende Juni 2021 und wird durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Die auf der Fachtagung vorgestellten Ergebnisse der dlv-Befragung zu Gründungsabbrecherinnen im ländlichen Raum werden in der Abschlussdokumentation des Projekts vorgestellt.
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