Die öffentliche Hand muss ihrer Vorbildfunktion im Bereich der Verwendung von Recycling-Baustoffen gerecht werden!
(Frankfurt am Main) - Der Verband baugewerblicher Unternehmer Hessen e.V. fordert die öffentlichen Auftraggeber auf, verstärkt Recycling-Baustoffe auszuschreiben. / "Die Nachfrage nach Recycling-Materialien, vor allem bei öffentlichen Ausschreibungen, ist nach wie vor zu gering", so Hauptgeschäftsführer Rainer von Borstel.
Die sogenannten "mineralischen Abfälle", die überwiegend aus Bau- und Abbruchabfällen bestehen, machen den größten Anteil der Abfallstatistik aus. Zwar werden bereits 90 Prozent dieser Abfälle verwertet, aber lediglich 30 Prozent davon als Recycling-Baustoff. So wurden beispielsweise von den 14 Mio. Tonnen Bau- und Abbruchabfall, die im Jahr 2018 in Hessen laut dem Hessischen Landesamt für Statistik angefallen sind, nur 4 Mio. Tonnen wieder aufbereitet. In diesem Bereich muss daher mehr unternommen werden, denn die Verwendung von Recycling-Baustoffen bringt viele Vorteile für Umwelt und Volkswirtschaft. So könnte zum einen der in Deutschland ohnehin knappe und teure Deponieraum geschont und zum anderen der CO₂-Ausstoß, der durch den bundesweiten Transport der mineralischen Abfälle anfällt, deutlich vermindert werden. Die steigenden Kosten für die Entsorgung von Baumüll könnten durch den vermehrten Einsatz von Recycling ebenfalls gebremst werden. Daneben ließe sich so der Bedarf an Primärrohstoffen senken, was ein wichtiges Element des Umwelt- und Naturschutzes ist.
Vor allem die öffentliche Hand könnte die Nachfrage nach Recycling-Baustoffen deutlich ankurbeln, indem sie in ihren Ausschreibungen nicht natürliche Gesteinskörnungen vorgibt oder den Einsatz von Recycling-Materialen pauschal ausschließt. Da dies in der Praxis häufig geschieht, haben die Bauunternehmer keine Möglichkeit, recycelte Stoffe anzubieten oder den Abfall an Ort und Stelle wiederzuverwenden. Zudem haben aufbereitete Baustoffe ein Imageproblem, da sie immer noch den Makel des "Abfalls" innehaben. Auch die vom Bundesumweltministerium geplante, umstrittene Mantelverordnung gilt als weiteres Hemmnis beim Einsatz von recycelten Baustoffen. Ziel der Mantelverordnung ist es, den Umgang mit Bauabfällen bundesweit einheitlich zu regeln. Zwar begrüßt der Verband diese Verordnung, sieht darin aber derzeit ein Ungleichgewicht. Während Boden- und Grundwasserschutz in dieser Verordnung hohe Priorität eingeräumt wird, geht sie kaum auf die Verwertung von Bauabfällen ein, die für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft notwendig ist. An dieser Stelle müsse laut von Borstel nachgebessert werden: "Die geplanten Anforderungen zum Umgang mit Bauabfällen sind zu kompliziert und unübersichtlich. Das wird sicher dazu führen, dass noch mehr entsorgt und noch weniger verwertet wird."
Der Verband baugewerblicher Unternehmer Hessen e.V. als Interessenvertreter der Bauwirtschaft fordert deshalb die öffentliche Hand dazu auf, vermehrt den Einsatz von Recycling-Baustoffen in ihren Ausschreibungen zu ermöglichen, um somit ihrer gesetzlich vorgeschriebenen Vorbildrolle gerecht zu werden.
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