Die Mineralität aus dem kahlen Berg / Landwirtschaftskammer nimmt erstmals wieder eine Einzellage in das Lagenverzeichnis auf
(Bad Kreuznach) - Mit der Ausweisung der Einzellage Kalmit auf Betreiben der örtlichen Winzer wurde erstmals nach der Lagenfestsetzung Anfang der siebziger Jahre eine neue Einzellage in der Pfalz geschaffen. Mit Festsetzungsbescheid vom Juli 2009 hatte zunächst das rheinland-pfälzische Weinbauministerium die Einzellage Kalmit abgegrenzt. Die Flächen, die zusammen die gemeindeübergreifende Einzellage bildenden, wurden aus den Lagen Arzheimer Seligmacher und Ilbesheimer Rittersberg entnommen. Die geologisch homogene Lage, deren Eintragung in die Lagenrolle bei der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz im Januar 2010 erfolgte, hat nunmehr eine Größe von rund 112 Hektar, von denen derzeit rund 93 Hektar mit Reben beflanzt sind. Die Lagebezeichnung ist abgeleitet von der 270 m hohen Erhebung Kleine Kalmit, die einige Kilometer südlich der Großen Kalmit, dem mit 673 m höchsten Berg des Pfälzerwaldes, gelegen ist.
Die neue Lage Kalmit liegt fast je zur Hälfte auf Arzheimer und Ilbesheimer Gemarkung. Die geologische Landkarte zeigt, dass die Erhebung sich im rd. 60 Millionen Jahre dauernden Erdzeuitalter des Tertiär während des Oberrheingrabeneinbruchs bildete. Bei dessen Absenkung entstand die Kleine Kalmit (lat. mons calvus - kahler Berg) vorwiegend aus Kalk- und Muschelablagerungen und ist bis heute höchste Bodenformation im flachen Rheingraben. Den Boden bilden Landschneckenkalk, Mergel, Löß und Gehängelehm, bedeckt von einer eher dünnen Humusschicht. Die 639 teils sehr kleinen Flurstücke werden derzeit von 127 Winzerinnen und Winzer bewirtschaftet. Die Rebfläche besteht laut Weinbaukartei der Landwirtschaftskammer vor allem aus Riesling (25 Prozent), Portugieser (13 Prozent), Müller-Thurgau (12 Prozent) sowie weißen und roten Burgundersorten (18 Prozent). Zwischenzeitlich sind bereits 17 Weine des Jahrgangs 2009 mit der Bezeichnung Arzheimer Kalmit oder Ilbesheimer Kalmit erhältlich.
Mit einer geologischen Wanderung über die Kleine Kalmit und einer anschließenden kleinen Feierstunde würdigten die Ilbesheimer und Arzheimer Winzer das Ereignis. Dr. Michael Geiger von der Universität Landau-Koblenz erläuterte an vier Stationen die geologischen Besonderheiten der Kleinen Kalmit. Der erste Nachweis von Kalkabbau auf der Kalmit stammt aus dem Jahr 1321. Die Bodenbeschaffenheiten gepaart mit optimalen mikroklimatischen Bedingungen, kommt dem Ziel der Winzer sehr gelegen, besonders authentische, terroirgeprägte Weine zu erzeugen.
Alle Redner der Feierstunde, von Landrätin Theresia Riedmaier über den Landauer Oberbürgermeister Hans-Dieter Schlimmer und Verbandsbürgermeister Klaus Stalter bis hin zu dem pfälzischen Weinbaupräsidenten Edwin Schrank, würdigten das Engagement und die Ausdauer der Winzer, die das Verfahren in Gang und nachdrücklich voran gebracht hatten. Mit der Aussage, dass die Qualität der Landschaft sich im Glase wieder findet, brachte Oberbürgermeister Schlimmer das Ziel der Ausweisung der geologisch homogenen Lage Kalmit auf den Punkt.
Vom Potenzial der Klamit-Weine konnten sich die Vertreter aus Politik und Weinbau sowie Gäste und Bürger anschließend bei einer Weinprobe überzeugen. Aktuelle und gereifte Jahrgänge aus der Lage Kalmit wurden zur Verkostung anboten und von Pascal Herr vom DLR Rheinpfalz besprochen. So konnte er an exzellenten Beispielen die Mineralität und das Potenzial der Weine aus den Lagen Arzheimer beziehungsweise Ilbesheimer Kalmit aufzeigen. Große Beachtung fand eine 1970er Ilbesheimer Kirchberg Weißburgunder Auslese von der damaligen Weinbau-Lehranstalt Neustadt, die in den fünfziger Jahren in Ilbesheim einen Versuchsweinberg pflanzte.
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