Die Freiluftsaison beginnt / Effektiver Schutz bei den Trendsportarten
(Kiel) - Radfahren, Fußball, Inlinehockey, Mountainbiking, Inlineskating, Skateboarding, Surfen jetzt macht die Bewegung an der frischen Luft wieder Spaß. Viele der Trendsportarten bergen aber ein hohes Risiko, bei Unfällen das Gebiss zu verletzen. Schnell ist ein Stück eines Zahnes oder sogar der ganze Zahn abgebrochen. Dr. Michael Brandt, Vizepräsident der Zahnärztekammer Schleswig-Holstein und zuständig für Prävention: Solche Zahnschäden passieren häufiger, als die meisten annehmen. Bis zum 50. Lebensjahr ist schon jeder zweite Deutsche von einem so genannten Zahntrauma betroffen. Je populärer bewegungsintensive Sportarten werden, desto größer ist die Gefahr, dass dieser Anteil steigt.
Ist ein Unfall passiert, sollte sofort der Zahnarzt aufgesucht werden, rät Dr. Christian Splieth, Professor für Kinderzahnheilkunde und Prävention an den Universitäten Kiel und Greifswald. Die abgebrochenen Zahnstücke oder ganz ausgeschlagenen Zähne müssen natürlich mitgenommen werden. Je nach der Art und Schwere der Verletzung entscheidet der Zahnarzt, ob ein Bruchstück mit speziellem Kleber wieder angeklebt oder durch eine Füllung ersetzt werden kann. Ist ein Zahn durch einen plötzlichen Aufprall gelockert oder verschoben, bringt ihn der Zahnarzt in die richtige Position und fixiert ihn mit einer Schiene an gesunden Nachbarzähnen, bis er wieder fest sitzt. Wurde ein Zahn in den Kiefer hineingedrückt, hilft ein Röntgenbild, mögliche Schäden am Kiefer festzustellen. In diesem Fall kann sogar der Eingriff eines Kieferchirurgen nötig sein, um den Zahn an seinen Platz zurückzubringen.
Sogar wenn ein Zahn ganz ausgeschlagen ist, muss er nicht für immer verloren sein. Prof. Dr. Christian Splieth erläutert, dass Zähne tatsächlich wieder vollständig anwachsen und ihre volle Funktion übernehmen können. Ob das gelingt, hängt davon ab, wie der Zahn aufbewahrt wurde. Wurde er feucht und steril transportiert - idealerweise in einer Zahnrettungsbox aus der Apotheke und haben die empfindlichen Zellen der Wurzelhaut dabei überlebt, dann kann der Zahn wieder einheilen. Die Praxis hat gezeigt: Kommt der Zahn rechtzeitig in die Zahnrettungsbox, wächst er fast immer wieder an und kann seine volle Funktion wieder übernehmen.
Die Zahnrettungsbox ist klein und leicht und kann problemlos auf Ausflüge, zum Training oder Wettkampf mitgenommen werden. Es macht natürlich auch Sinn, wenn Schulen und Sportvereine sie an zentraler Stelle bereithalten. Weiß im Notfall jeder, wo die Box zu finden ist, dann können ausgebrochene Zähne innerhalb von wenigen Minuten in der Box liegen; das haben Versuche an hessischen Schulen gezeigt.
Am besten ist es jedoch, wenn solche Verletzungen von vornherein vermieden werden. Von bestimmten Sportarten wie Hockey, Boxen oder Handball ist das Risiko für die Zähne der Spieler seit langem bekannt. Hier hat es sich längst durchgesetzt, im Training und beim Wettkampf einen individuell angefertigten Mundschutz zu tragen, der nicht nur die Zähne vor Schaden bewahrt, sondern soviel Energie aufnehmen kann, dass es zu weniger Kieferbrüchen und Gehirnerschütterungen kommt.
Noch sind Mundschutz-Schienen nicht in vielen Sportarten und Freizeitaktivitäten verbreitet. Ähnlich wie bei Fahrradhelmen und Zahnspangen steigt aber mit einem peppigen Design die Akzeptanz dieses Schutzes. Die Spieler das THW Kiel tragen zum Beispiel das Zebramuster ihrer Mannschaftstrikots auch im Mund. Mittlerweile gibt es den Mundschutz in so vielen Farben und Mustern, dass auch Kinder und Jugendliche ihn gerne annehmen. Dr. Michael Brandt rät Sportvereinen, Schulen und Eltern, sich mehr als bisher mit Mundschutz und Zahnrettungsbox vertraut zu machen. Die Kosten für diese sinnvollen Hilfsmittel sind gering. Schmerzen und Kosten, die schwere Zahn- und Kieferverletzungen verursachen, sind dagegen erheblich. Wer für sich und andere Verantwortung trägt, sollte mit einem Zahnarzt darüber sprechen, welcher Schutz sinnvoll ist.
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