Die Freiheit von Forschung und Lehre braucht eine offene Gesellschaft
(Bonn) - Der Deutsche Hochschulverband (DHV) zeigt sich besorgt, dass rechtsradikale Tendenzen in der Gesellschaft immer weiter Fuß fassen, die letztlich auf das Herz dessen zielen, was Wissenschaft ausmacht. "Wissenschaft ist in höchstem Maße auf internationalen Austausch angewiesen. Sie lebt vom Dialog und freien Fluss der Ideen über Disziplinen, Grenzen und Nationen hinweg", erklärte der DHV-Präsident Professor Dr. Dr. h.c. Lambert T. Koch im Anschluss an eine Sitzung des DHV-Präsidiums. "Dass exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach Deutschland kommen, ist keine Selbstverständlichkeit. Wir müssen um sie werben und ihnen ein aufrichtiges Gefühl des Willkommenseins geben. Garant dafür ist eine offene Gesellschaft, in der alle Menschen - unabhängig von Hautfarbe, Konfession, Nationalität, sexueller Orientierung, sozialer Herkunft oder politischen Überzeugungen - vor Diskriminierung geschützt sind."
Im Einklang mit allen großen Wissenschaftsorganisationen in Deutschland betont das DHV-Präsidium, dass für Antisemitismus, Rassismus, Intoleranz und auf Ausgrenzung fußende Ideen und Feindbilder in Deutschland und Europa kein Platz sein darf.
Der DHV steht für die Freiheit der Wissenschaft, die an die freiheitlich-demokratische Grundordnung des Grundgesetzes gebunden ist. Wissenschaftsfreiheit ist die Bedingung für eine offene Gesellschaft. Die grundgesetzlich verbürgte Freiheit von Forschung und Lehre lässt ein sehr breites Spektrum an Positionen zu, die sich im allgemeinen Rahmen des Rechts bewegen müssen. Unliebsame, den eigenen Überzeugungen zuwiderlaufende Ansichten und Meinungen sind im Diskurs zuzulassen und zu respektieren. Für pointierten argumentativen Streit basierend auf Fakten ist in der Wissenschaft Platz, für Einschüchterungen, Mobbing oder Boykott dagegen nicht. Wissenschaft ist zugleich voraussetzungsvoll und muss dem eigenen Rationalitätsanspruch gerecht werden. Meinungsäußerungen von Wissenschaftlerinnen oder Wissenschaftlern sind daher nicht automatisch durch die Wissenschaftsfreiheit gedeckt.
Der DHV verurteilt jede Form von antidemokratischen und menschenverachtenden Äußerungen oder Handlungen. Als Berufsvertretung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ruft er alle seine Mitglieder auf, sich verfassungsfeindlichen Bestrebungen entgegenzustellen, für Vielfalt und Weltoffenheit einzutreten und gegen Antisemitismus und andere Formen von Diskriminierung entschieden vorzugehen.
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