DIALOG.Schiene.Südwestfalen3 / Nachhaltige Logistikkonzepte für den Gütertransport auf der Schiene sind in Südwestfalen gefragt
(Siegen) - Die südwestfälische Wirtschaft ist auf effiziente und zuverlässige Verkehrsanbindungen angewiesen. Vor dem Hintergrund einer Zunahme des Güterverkehrsaufkommen und langfristigen Brückenbauarbeiten auf den Bundesautobahnen A4 und A45 sind alle am Transport und der Logistikplanung Beteiligten interessiert, den Anteil der Eisenbahn im Mix der Verkehrsträger zur Entlastung der Straßen in Südwestfalen auszuweiten. Hendrik Wüst, Verkehrsminister des Landes Nordrhein-Westfalen, hob in seiner Begrüßung die Bedeutung intermodaler Ansätze für die Mobilität der Zukunft hervor. Welche Rolle übernimmt in diesem Zusammenhang das kürzlich in Betrieb genommene Container Terminal-Südwestfalen in Kreuztal? Wie haben sich die Verbindungen im alpenquerenden Verkehr gerade in Anbetracht der Tiroler LKW-Fahrverbote in der Region etablieren können? Was kann zur Optimierung der Anbindung der deutschen Seehäfen noch getan werden? Diese und weitere Fragen standen im Mittelpunkt der Veranstaltung "DIALOG.Schiene.Südwestfalen3" in Kreuztal. Zu der Gemeinschafts-veranstaltung hatten die KSW Kreisbahn Siegen-Wittgenstein GmbH, Hafen Hamburg Marketing e.V., DB Cargo AG, Bundesvereinigung Logistik e.V. Regionalgruppe Südwestfalen und die IHK Siegen in die Räumlichkeiten der Krombacher Brauerei eingeladen. Rund 200 Vertreter aus Industrie, Handel, Verkehrswirtschaft sowie Verbänden und Institutionen nutzten die Gelegenheit, um sich über die Perspektiven und Herausforderungen im Kombinierten Güterverkehr (KV) der Region Südwestfalen zu informieren und auszutauschen.
"Der Kombinierte Verkehr ist ein wichtiger Baustein für einen modernen und sauberen Güterverkehr. Mutige Investitionen wie in den Bau des neuen Container-Terminals in Kreuztal bringen die Verkehrsverlagerung voran und mehr Güter auf die Schiene," sagte Verkehrsminister Hendrik Wüst.
Gunnar Platz, Geschäftsführer der Planco Consulting GmbH, und Sebastian Doderer, Leiter Geschäftsbereich Logistik der EVB Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser GmbH, informierten über die Entwicklungschancen im KV und die Anbindung der Wirtschaftsregion Südwestfalen an den Hamburger Hafen. Im Mittelpunkt der Präsentation von Dr. Jörg Hilker, Senior Vice President Industrial Sales der DB Cargo AG, standen Beispiele für kundenindividuelle Logistiklösungen bei DB Cargo, welche die wachsende Bedeutung intermodaler Schienentransporte untermauerten. Dem alpenquerenden Gütertransport auf der Schiene und einem gemeinsamen Resümee der Erfahrungen aus den ersten fünf Monaten der Zugverbindung Kreuztal - Verona widmeten sich Martin Gruber, Group CEO, GRUBER Logistics S.p.A. und Peter Dannewitz, Leiter Vertrieb der Kombiverkehr Deutsche Gesellschaft für kombinierten Güterverkehr mbH & Co. KG.
Gastgeber und Referenten sprachen sich in ihren Beiträgen und der anschließenden Podiumsdiskussion, die Beate Schmies, Studioleitung Siegen des WDR, moderierte, unter anderem für eine Modernisierung und für den Ausbau einer zuverlässigen Schieneninfrastruktur aus. Man zeigte sich darin einig, dass neben Seecontainern auch der Transport von Einheiten mit größerer Ladehöhe problemlos auf der für die Verkehrsanbindung des Container Terminal-Südwestfalen in Kreuztal wichtigen Ruhr-Sieg Bahnstrecke im Abschnitt Hagen-Siegen ohne größere Einschränkungen möglich sein müsse. So wurde erst im August dieses Jahres die Siegstrecke auf dem Abschnitt Au-Betzdorf-Siegen für das KV-Profil P/C 400 von der DB Netz AG freigegeben, wodurch sich Potenziale für neue Intermodalverkehre zum KV-Terminal in Kreuztal sowie Ausweichrouten für die bestehenden alpenquerenden Verkehre ergeben.
Den Betrieb des neuen KV-Terminals in Kreuztal übernehmen unter dem Namen Südwestfalen Container-Terminal GmbH (SWCT) die Gesellschafter KSW Kreisbahn Siegen-Wittgenstein GmbH (KSW) und die Kombiverkehr Deutsche Gesellschaft für kombinierten Güterverkehr mbH & Co. KG. Für Christian Betchen, Geschäftsführer KSW und SWCT, erhält die in Südwestfalen stark vertretene Stahl- und stahlverarbeitende Industrie mit dem neuen KV-Terminal Kreuztal bessere Verlademöglichkeiten. Neben intermodalen Verbindungen zu den deutschen und internationalen Häfen werden nach Überzeugung von Christian Betchen auch nationale KV-Verkehre und die Einbeziehung des Einzelwagenverkehrs neue und leistungsstarke Transportkonzepte für die Wirtschaft bringen.
Die Gemeinschaftsveranstaltung DIALOG.Schiene.Südwestfalen3 brachte auch zahlreiche Unternehmensvertreter nach Kreuztal, die sich neben den Angeboten des klassischen Wagenladungs- und Einzelwagenverkehr verstärkt für intermodale Transportlösungen interessierten die für Verlader ohne eigenen Gleisanschluss zugeschnitten sind. Im Zusammenhang mit dem KV-Terminal Kreuztal ergeben sich erstmals neue Chancen sowohl bei der Organisation von kontinentalen Transportketten als auch für maritime Seehafenhinterlandverkehre in Richtung des Hamburger Hafens.
Markus Heinen, Leiter der Hafen Hamburg Repräsentanz in Dortmund, wies darauf hin, dass Südwestfalen in NRW die Industrieregion Nr. 1 sei. Verlässliche Routen für den Transport aller Güter seien für diese exportorientierte Wirtschaftsregion von zentraler verkehrs- und industriepolitischer Bedeutung. Der Hamburger Hafen stelle mit seiner großen Auswahl an weltweiten Liniendiensten für Südwestfalen das Tor zur Welt dar. Aus Sicht des Hamburger Hafens haben sich nach Auffassung von Markus Heinen mit der Inbetriebnahme des neuen Container-Terminals in Kreuztal auch die Möglichkeiten einer Anbindung der Region Südwestfalen an Deutschlands größten Universalhafen seit 2018 enorm verbessert. Die Seehafen-Hinterlandverkehre des Hamburger Hafens werden von dem neuen KV-Terminal in Südwestfalen profitieren können, ist Heinen überzeugt: "Mit einem jährlichen Verkehrsaufkommen von rund 550.000 TEU (20-Fuß-Standardcontainer) ist Nordrhein-Westfalen die zweitwichtigste Region im Container-Hinterlandverkehr des Hamburger Hafens."
Jörg Hilker und Christian Betchen sehen mit der Betriebsaufnahme des KV-Terminals in Kreuztal gute Chancen jetzt auch verstärkt Unternehmen der Region, die über keinen eigenen Gleisanschluss verfügen, auf die umweltfreundliche Schiene zu bringen. Neue Verlademöglichkeiten erhalten insbesondere Hersteller industrieller Halb- und Fertigerzeugnisse, wie beispielsweise Automobilzulieferer, aber auch Konsumgüterhersteller, wie zum Beispiel die Brauerei Krombacher. "Wir haben in den vergangenen Jahren immer wieder innovative und sehr kundenindividuelle intermodale Transportlösungen entwickelt und umgesetzt. Das neue Container-Terminal in Kreuztal erweitert unsere Möglichkeiten in dieser für uns sehr wichtigen Wirtschaftsregion noch einmal deutlich", resümiert Jörg Hilker. Christian Betchen ergänzt: "Diesen Unternehmen steht mit dem Container-Terminal Südwestfalen in Kreuztal nun eine leistungsfähige Umschlaganlage für Container, Wechselbrücken und Sattelauflieger im Kombinierten Verkehr Straße-Schiene zur Verfügung, die eine Kapazität von rund 45.000 Container pro Jahr bietet".
Der Geschäftsführer der KSW hob abschließend noch einmal hervor, dass Kreuztal neben der Rheinstrecke der einzige Standort südlich des Rhein-Ruhr-Gebietes sei, der mit dem "KV Profil 400" den Transport von Megatrailern und High-Cube Containern erlaube.
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