Diakonie: Bürokratie bremst Geflüchtete im Arbeitsmarkt aus
(Berlin) - Viele diakonische Unternehmen bemühen sich um ausländische Arbeitskräfte. Doch bei der Personalgewinnung stoßen sie auf bürokratische Hürden.
Fast jedes zweite Unternehmen in der Diakonie versucht, Geflüchtete in Deutschland als Arbeitskräfte für die Pflege, Krankenhilfe und andere Arbeitsbereiche zu gewinnen: Doch komplexe Anerkennungsverfahren, der hohe bürokratische Aufwand und Probleme mit dem Aufenthaltsstatus machen ihnen dabei zu schaffen. Das ergab die jährliche Herbstumfrage des Verbandes diakonischer Dienstgeber in Deutschland (VdDD). Für drei Viertel der Befragten stellt sich die Verfahrensdauer für die Anerkennung von Berufsabschlüssen als „problematisch“ oder „sehr problematisch“ dar.
Fast ebenso viele (73 Prozent) beklagen den hohen bürokratischen Aufwand und etwa jedes zweite Unternehmen (52 Prozent) ist mit Herausforderungen beim Aufenthaltsstatus konfrontiert. Dennoch plant mehr als jedes dritte Unternehmen die Marketingaktivitäten zur Gewinnung von Geflüchteten auszubauen – schließlich sieht sich die Sozialwirtschaft trotz der wirtschaftlichen Rezession und zunehmender Arbeitslosigkeit mit einem Mangel an Arbeitskräften konfrontiert.
„Die Sozialwirtschaft ist auf Arbeitskräfte aus dem Ausland angewiesen“, stellt Dr. Ingo Habenicht, Vorstandsvorsitzender des VdDD klar. Nach den vorliegenden Zahlen hatte im vergangenen Jahr knapp jede vierte neu eingestellte Hilfskraft und immerhin jede zehnte Fachkraft einen ausländischen Pass. Im Durchschnitt machen ausländische Beschäftigte in diakonischen Unternehmen neun Prozent aller Mitarbeitenden aus. Habenicht: „Wir brauchen in Politik und Behörden mehr Pragmatismus statt bürokratisches Klein-Klein, um Menschen schnell in den Job zu bringen.“
Arbeitskräftemangel führt zu ausgedünntem Angebot
Der anhaltende Personalmangel führt vermehrt dazu, dass Betten in Krankenhäusern oder Heimplätze nicht belegt werden können. Besonders gravierend ist die Situation im Bereich der Hilfe für Menschen in besonderen sozialen Situationen, wie Wohnungslose und Suchtkranke: 22 Prozent der vorhandenen Plätze konnten aufgrund von Personalmangel im Juni 2024 nicht belegt werden. Im Bereich der Krankenhilfe konnten 13 Prozent der Kapazität nicht ausgelastet werden, in der Kinder- und Jugendhilfe acht Prozent.
Zum Vergleich: Im Vorjahreszeitraum lag der Leerstand beispielsweise im Bereich der Krankenhilfe bei fünf Prozent, in der Kinder- und Jugendhilfe bei drei Prozent. Habenicht betonte, dass der Hilfebedarf durchaus vorhanden sei und sogar zunehme – doch fehle es an genügend Arbeitskräften, um diesem Bedarf begegnen zu können. „Diese Situation bedeutet eine Unterversorgung von Menschen, die Assistenz, Versorgung und Hilfe benötigen, birgt sozialen Sprengstoff und auch wirtschaftliche Risiken für unsere Unternehmen. Daher muss die Arbeitsmarktpolitik sich den gegenwärtigen Herausforderungen stellen, um diesen Problemen zu begegnen.“ An der Umfrage beteiligten sich 78 diakonische Unternehmen mit mehr als 213.000 Mitarbeitenden.
Quelle und Kontaktadresse:
Verband diakonischer Dienstgeber in Deutschland e.V. (VdDD), Invalidenstr. 29, 10115 Berlin, Telefon: 030 8847170-0