DGOF bezieht Stellung zu Manipulationen bei Ranking-Umfragen
(Hürth) - Die jüngsten Vorfälle der Manipulation von Befragungsergebnissen, angefangen beim ADAC über das ZDF bis hin zu Anstalten aus der ARD-Sendergruppe zeigen vor allem eines: das Internet verändert nachhaltig das Umfeld der Markt- und Meinungsforschung, so die Ansicht der Deutschen Gesellschaft für Online-Forschung (DGOF). Der öffentliche Schuldspruch infolge derartiger Geschehnisse wendet sich gerade nicht nur gegen Sendergruppen und Auftraggeber, sondern trifft eine Branche an ihrer empfindlichsten Stelle: in ihrer Glaubwürdigkeit und im Vertrauen auf ihre Methoden. Die DGOF kritisiert daher klar die an den einzelnen Verfahren beteiligten Akteure sowie die Manipulation von Befragungsergebnissen.
Für die DGOF ist die nachhaltige Veränderung des Umfelds, in dem wir Forscher uns bewegen, aber nicht allein die Folge einzelner Delikte. Das Internet bietet einer breiten Masse den scheinbar leichten Zugang zum Instrumentarium professioneller Markt- und Meinungsforscher, um nach dem Prinzip "Do it yourself" eigene Studien zu erheben. Die eingangs erwähnten Fälle sind dabei nur exemplarisch. Dadurch, dass jeder nun selbst Markt- und Meinungsforschung mithilfe günstiger Online-Tools durchführen kann, gerät immer leichter in Vergessenheit, dass akademische und angewandte Online-Forschung auf festgelegten wissenschaftlichen Standards beruht, durch deren Beachtung Online-Forscher gewährleisten, dass ihre Forschungsvorhaben nicht durch die mangelnde Qualität sowie den Willen zur Täuschung entwertet werden.
Wenn zwischen Meinungsträgern und Meinungsnutzern kein geschulter Forscherverstand vermittelt und deutet, werden Meinungen beliebig und die Hemmschwelle zur Manipulation sinkt. Nicht nur in unserer Profession wird dem Internet als Quelle für Informationen, Meinungen und Wissen grundsätzlich misstraut, gerade weil sich ihr jeder bedienen kann, ganz gleich ob er es versteht, diese Quellen wissenschaftlich und systematisch einzuordnen.
Ergebnissen aus Online-Studien wird auch innerhalb unserer Profession prinzipiell eher kritisch als aufgeschlossen begegnet, gerade weil die Unterscheidung zwischen guten und schlechten Verfahren komplex ist und dem Internetnutzer schnell unterstellt wird, dass er im Internet keine ernstzunehmenden Aussagen von sich gibt. Und so wundert es nicht, dass der gelieferte Grund für die Manipulationen nicht etwa im eingesetzten Verfahren einer selbstselektiven Online-Abstimmung gesehen wurde (dies wäre aus unserer Sicht der einzig richtige Ansatz gewesen), sondern im systematischen Betrug durch eben diese Internetgemeinde: Bei der Auswertung der Ergebnisse habe sich herausgestellt, "dass das Online-Voting durch Fan-Gruppen stark beeinflusst worden war" (Stellungnahme ZDF 8.7.2014). Zahllose positive Beispiele aus der Forschung wie etwa treffsichere Wahlprognosen mittels Online-Befragungen zeigen aber, dass nicht das Medium sondern der richtige Einsatz von Befragungsmethoden das Problem ist.
Für die Markt- und Meinungsforschung kann der inzwischen leichte Zugang zu ihren Instrumenten fatale Folgen haben. Um hier vorzubeugen, fordert die DGOF, dass sich Markt- und Meinungsforschung noch klarer von anderen Verfahren, die nicht objektiv, anonym und wissenschaftlich sind, abzugrenzen. Online-Markt- und Meinungsforschung muss noch stärker zeigen, dass online nicht gleichbedeutend mit beliebig ist. Das Internet kann Grundlage für herausragende und hochqualitative Erkenntnisse sein. Dies zeigt sowohl die akademische Forschung in verschiedensten Disziplinen, als auch die angewandte Markt- und Meinungsforschung. Für deren Förderung und Bekanntmachung setzt sich die DGOF seit nun fast 20 Jahren ein.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche Gesellschaft für Online-Forschung e.V. (DGOF)
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