Pressemitteilung | Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) - Bundesvorstand

DGB und DSW: Soziale Selektion setzt sich im deutschen Hochschulsystem fort!

(Bonn) - "Nachdem es bereits dem deutschen Schulsystem nicht gelingt, sozial-bedingte Ungleichheit auszugleichen, setzt sich diese im Hochschulsystem fort", erklärten DGB-Bundesvorstandsmitglied Ingrid Sehrbrock und Prof. Dr. Hans-Dieter Rinkens, Präsident des Deutschen Studentenwerks (DSW), nach einem Gespräch am Mittwoch, dem 26. Juni 2002 in Bonn. Was für die Schule erst die PISA-Studie einer breiten Öffentlichkeit deutlich mache, sei bereits seit Jahren durch die Erhebungen des Deutschen Studentenwerks zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Studierenden in Deutschland hinreichend belegt. Bildung, berufliche Stellung der Eltern und die Höhe des erzielten Einkommens seien als familiärer Hintergrund die entscheidenden Voraussetzungen für den Bildungsweg junger Menschen, so Rinkens. Sehrbrock stellte fest, die Zugänge zu den weiterführenden Schulen seien nach wie vor durch Selektionsdruck bestimmt, der nicht zuletzt auf Elternhäusern mit finanziellen Engpässen laste aber auch auf jenen Eltern, die in Anbetracht ihrer eigenen Situation in Beruf und Gesellschaft zögerten, ihren Kindern den Aufstieg durch Bildung zu ermöglichen.

Sehrbrock und Rinkens forderten gemeinsam eine Politik des Abbaus von Zugangsschwellen zur weiterführenden Bildung und der sozialen Öffnung der
Hochschulen:

1. Die Durchlässigkeit des deutschen Bildungssystems muss erhöht werden. Dazu gehörten außer einer besseren Beratung von Eltern und Schüler/innen bei den Übergängen von der Grundschule in die Sekundarstufe I und weiter in die Sekundarstufe II sowie in die Hochschulen eine gezielte Unterstützung aller Schüler/innen. Nur so könnten deren Potenziale entdeckt und gestärkt werden. Rigide Selektionsmechanismen, wie sie als Reaktion auf PISA nun angeboten würden, seien der falsche Weg.

2. Eine hinreichende und verlässliche Studienfinanzierung muss gewährleistet sein. BAföG habe gerade für finanzschwächere Familien schon in der Oberstufe eine besondere Bedeutung. Bereits dort würden die Entscheidungen für oder gegen ein Studium getroffen. Rinkens wie Sehrbrock lehnten weiterhin Studiengebühren als unsozial ab. Wer mehr Studierende wolle, dürfe darüber hinaus Interessent/innen nicht noch durch solche Debatten verunsichern.

DSW und DGB vereinbarten, ihre Zusammenarbeit für eine Politik der sozialen Öffnung der Hochschulen auch im Rahmen des Netzwerkes "Wege ins Studium" zu intensivieren.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) Henriette-Herz-Platz 2 10178 Berlin Telefon: 030/24060-0 Telefax: 030/24060-324

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