DFV-Präsident Banse: "Gewalt kann alle Einsatzkräfte täglich treffen!"
(Hannover) - "Gewalt kann alle Einsatzkräfte täglich treffen! Damit werden wir junge Menschen nicht begeistern, in der Feuerwehr und den Hilfsorganisationen mitzuarbeiten!", appellierte Karl-Heinz Banse, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV), beim Symposium "Gewalt gegen Einsatzkräfte" in Hannover. Die hochkarätige Fachveranstaltung fand im Rahmen des 29. Deutschen Feuerwehrtages in der niedersächsischen Landeshauptstadt statt.Der niedersächsische Landesinnenminister Boris Pistorius plädierte dafür, die Gesetze konsequent umzusetzen. "Es darf nicht passieren, dass Kräfte, die helfen wollen, angegriffen werden", sagte er. Denn derartige Angriffe seien auch ein Angriff auf Demokratie und Rechtsstaat. Pistorius forderte alle Betroffenen auf, Anzeige zu erstatten - sowohl bei tätlichen und verbalen Angriffen als auch bei Straftaten im Netz.DFV-Präsident Karl-Heinz Banse, Minister Boris Pistorius und Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay hatten zuvor die "Hannoversche Resolution" unterzeichnet. Diese verurteilt Beleidigungen, Beschimpfungen und tätliche Angriffe gegen Rettungskräfte und die Polizei: "Wir sind die helfenden Hände - und wir schlagen nicht!", erklärte dazu DFV-Präsident Karl-Heinz Banse.
Zu Hintergründen und Studienergebnissen von Gewalterfahrungen im Einsatz sprach Diplom-Psychologin Anne Gehrke von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung. Auch sie plädierte dafür, Vorfälle von Gewalt und Belästigung zu melden: "Bei Arbeitsunfällen ist dies inzwischen bewährte Routine." Sie berichtete, dass mehr als ein Drittel der Feuerwehrmitglieder, die sich an einer Umfrage der Feuerwehr-Unfallkasse Niedersachsen beteiligt hatten, bereits Gewalt im Dienst erlebt hatten. Gehrke schloss mit den Forderungen: "Wir müssen in den eigenen Reihen stärker sensibilisieren sowie die Angebote zur Gewaltprävention und zum Erlernen von Deeskalationsstrategien in die Ausbildung integrieren!"
Über die Praxis der Gewaltprävention in der Feuerwehr referierte der Präventionsexperte und Deeskationstrainer Max Eggeling. Er erklärte, dass Deeskalation Handlungsspielräume ermöglichen solle, um Übergriffe auf Einsatzkräfte zu vermeiden, und gab dazu auch praktische Tipps. Seiner Ansicht nach führe eine gute Deeskalationsausbildung vermutlich zu weniger Verletzungen, psychischen Belastungen und Dienstausfällen. "Um Einsatzkräfte optimal vorbereiten zu können, braucht es Profis in der Ausbildung mit Praxisbezug zu den Blaulichtorganisationen", so Eggeling.
In der abschließenden Podiumsdiskussion von Staatssekretär Stephan Manke (Niedersächsisches Ministerium für Inneres und Sport), DFV-Präsident Karl-Heinz Banse, Thomas Wittschurky (Geschäftsführer Feuerwehr-Unfallkasse Niedersachsen) und Dr. Janina Lara Dressler (Berliner Feuerwehr) ging es darum, wie Gewalt verhindert und Betroffene unterstützt werden können. "Die Strafverfolgung wird nicht in dem Maß umgesetzt, wie wir es eingefordert haben", monierte Banse. Dr. Dressler, bundesweit erste hauptamtliche Planstelle zur Gewaltprävention bei Feuerwehren, plädierte für die Etablierung von Meldeverfahren und die Begleitung von Feuerwehrangehörigen bei Gerichtsverfahren. Manke erklärte: "Es muss ein Bündel an Maßnahmen geben. Hier sind auch die Staatsanwaltschaften gefordert!" Von der Resignation langjähriger Feuerwehrangehöriger wusste Wittschurky zu berichten: "Sie haben das Gefühl, dass nichts passiert." Insgesamt waren sich die Diskutanten einig, dass der Prävention und Deeskalation größerer Raum, etwa auch in der Ausbildung von Feuerwehrangehörigen, eingeräumt werden muss.
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