DFG legt Jahresbericht 2002 vor: Drohende Nullrunde für die DFG als zentrales Thema / Neue Forschungszentren eingerichtet
(Bonn) - "Sich verschärfende finanzielle Rahmenbedingungen, ein härter werdender internationaler Wettbewerb um die besten Köpfe und die zunehmende Komplexität und Interdisziplinarität wissenschaftlicher Fragestellungen bilden die zentralen Parameter für das künftige Förderhandeln der DFG", so DFG-Präsident Professor Ernst-Ludwig Winnacker in seinem Vorwort zum jetzt vorgelegten Jahresbericht 2002. Die Aufkündigung der im Juni beschlossen Erhöhung des Haushaltes der DFG um 3,5 Prozent durch den Bund im November 2002 und die stattdessen angekündigte Überrollung der Haushalte der Forschungsförderorganisationen konnte durch intensive Verhandlungen auf Bundes- und Länderebene in den Erhalt einer 2,5prozentigen Budgetsteigerung der DFG gewandelt werden, so Winnacker. Die DFG werde sich auch in den kommenden Jahren für wachsende Investitionen in Forschung und Innovation einsetzen, um die wissenschaftliche, technologische und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Deutschlands nachhaltig zu sichern und zu stärken.
Als eines der zentralen Ereignisse des vergangenen Jahres stellt der Präsident die Zustimmung der Mitgliederversammlung zur Satzungsänderung als Grundlage für eine Reform des DFG-Begutachtungssystems heraus. Wesentliches Element dieser Reform ist die Einführung von Fachkollegien als Nachfolgegremien der bisherigen Fachausschüsse und die Sicherung ihres maßgeblichen Einflusses in allen Förderverfahren.
"Trotz der schwierigen Haushaltslage hat sich das Programm der DFG-Forschungszentren 2002 weiterhin sehr gut entwickelt", so der DFG-Präsident weiter. Im letzten Jahr kamen zu den bereits bestehenden drei Zentren zwei neue Einrichtungen in Berlin und Göttingen hinzu. An der TU Berlin wurde das Forschungszentrum "Mathematik für Schlüsseltechnologien" und an der Universität Göttingen das Zentrum "Molekularphysiologie des Gehirns - Molecular physiology of the brain" eingerichtet.
Auch ihre Präsenz im Ausland hat die DFG im Jahr 2002 weiter ausgebaut. "Ausschlaggebend dafür waren die guten Erfahrungen, die wir mit der Einrichtung des Chinesisch-Deutschen Zentrums für Wissenschaftsförderung in Peking gemacht haben", so Winnacker. Im Mai vergangenen Jahres nahm die zweite DFG-Außenstelle in Washington D.C. ihre Arbeit auf. "Zentrales Anliegen ist es, den zahlreichen deutschen Wissenschaftlern in den USA einen Ansprechpartner zu bieten und sich verstärkt um die Belange von Stipendiaten vor Ort zu kümmern", heißt es weiter im Vorwort. Darüber hinaus hat das Verbindungsbüro auch die Aufgabe, die Kooperation mit amerikanischen Forschungsförderorganisationen weiterzuentwickeln.
Die DFG wird 2003 ein weiteres Verbindungsbüro in Moskau eröffnen. Hauptanliegen ist es, sowohl die Kontakte als auch die Kooperation zwischen russischen und deutschen Wissenschaftlern sowie den entsprechenden Partnerorganisationen zu intensivieren, den gemeinsamen Forschernachwuchs zu fördern und die wissenschaftspolitischen Entwicklungen in Russland zu verfolgen.
Auch im Hinblick auf den Aufbau eines europäischen Wissenschafts- und Forschungsraumes hat die DFG weitere wichtige Anstrengungen unternommen. So setzt sie sich in Zusammenarbeit mit anderen europäischen Research Councils weiterhin stark für eine grenzüberschreitende Forschungsförderung ein. "Konkrete Fortschritte konnten dabei durch Abkommen mit dem Österreichischen Wissenschaftsfonds und dem Schweizerischen Nationalfonds erzielt werden", so der Präsident. Die neuen Vereinbarungen sehen beispielsweise vor, dass Fördermittel bei grenzüberschreitenden Berufungen mitgenommen werden dürfen. Darüber hinaus hat die DFG beschlossen, länderübergreifende Initiativen verstärkt zu fördern. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Schaffung internationaler Graduiertenkollegs und der Förderung europäischer Schwerpunktprogramme, so genannter EUROCORES, die von der European Science Foundation ausgeschrieben und koordiniert werden. Momentan ist die DFG an sechs EUROCORES beteiligt.
Im Jahr 2002 standen der DFG 1257,5 Millionen Euro zur Verfügung. Zu berücksichtigen sind in dieser Summe 3,3 Millionen Euro aus Stiftungen und sonstigen privaten Zuwendungen sowie 1,1 Millionen Euro aus eigenen Einnahmen. 58,6 Prozent der übrigen Finanzmittel kamen vom Bund und 41 Prozent von den Ländern.
Von den im Jahr Die DFG bewilligte 2002 bewilligten Fördermitteln für die vier Wissenschaftsbereiche insgesamt entfielen auf die Geistes- und Sozialwissenschaften 15,8 Prozent auf die Biologie und Medizin 38,2 Prozent, %auf die Naturwissenschaften 24 Prozent und auf die Ingenieurwissenschaften 22 Prozent
Die Mittel der DFG kamen überwiegend der Forschung in den Hochschulen zugute. Für die Förderung von Einzelprojekten bewilligte die DFG 434 Millionen Euro, für Programme der direkten Nachwuchsförderung (Forschungsstipendien, Habilitanden-Stipendien, Stipendien im Heisenberg-Programm sowie Auslandsstipendien und Nachwuchsgruppen im Emmy Noether-Programm) waren es 65,8 Millionen Euro. Koordinierte Programme (Sonderforschungsbereiche, DFG-Forschungszentren, Graduiertenkollegs, Schwerpunktprogramme, Forschergruppen, Klinische Forschergruppen und Geisteswissenschaftliche Zentren) schlagen mit 698,4 Millionen Euro zu Buche, für wissenschaftliche Preise (Gottfried Wilhelm Leibniz-Programm, Gerhard Hess-Programm, Heinz Maier-Leibnitz-Preis, Eugen und Ilse Seibold-Preis, Albert Maucher-Preis und Communicator-Preis) wurde ein Betrag in Höhe von 17,3 Millionen Euro verwandt. Der Infrastrukturförderung, zu der die Hilfseinrichtungen der Forschung sowie Wissenschaftliche Literaturversorgungs- und Informationssysteme gehören, kamen 48,9 Millionen Euro zugute. Für Ausschüsse und Kommissionen stellte die DFG 2,4 Millionen Euro bereit, Beiträge zur ergänzenden Unterstützung internationaler wissenschaftlicher Kontakte addieren sich auf 20,1 Millionen Euro.
Für 292 Sonderforschungsbereiche wurden insgesamt 359,5 Millionen Euro bewilligt, 20 Transferbereiche erhielten 2,4 Millionen Euro. Für 276 Graduiertenkollegs wurden 2002 insgesamt 75 Millionen Euro bewilligt. An diesen Kollegs waren 4150 Stipendiaten beteiligt, davon 1578 Frauen (38,0 Prozent).
Im Jahr 2002 wurden 8873 Personenjahre für Wissenschaftler auf ganzen Stellen bewilligt (495,4 Millionen Euro) und 9051 Personenjahre für Wissenschaftler auf halben Stellen (223,4 Millionen Euro). Doktorandenstipendien (im Rahmen von Graduiertenkollegs) addieren sich auf 3656 Personenjahre (40 Millionen Euro), Postdoktorandenstipendien auf 1230 Personenjahre (34,5 Millionen Euro).
Die im Jahr 2002 bewilligten Beträge verteilen sich zu 66,3 Prozent auf Personalmittel für wissenschaftliches. Personal (793,3 Millionen Euro), 11,4 Prozent für nichtwissenschaftliches. Personal (136,2 Millionen Euro), 18,2 Prozent für Sachmittel (217,4 Millionen Euro) und 4,1 Prozent für Investitionsmittel (48,7 Millionen Euro).
Im Jahr 2002 wurden insgesamt 601 Stipendienanträge bewilligt, darunter von164 Anträge von Frauen (27,3 Prozent). 406 Bewilligungen wurden für Forschungsstipendien, 50 für Habilitanden-Stipendien, 101 für Heisenberg-Stipendien und 44 für Auslandsstipendien im Emmy- Noether-Programm ausgesprochen. Von der Möglichkeit, ein Stipendium mit einem DFG-finanzierten Forschungsaufenthalt im Ausland zu verbinden, machten 76 Prozent aller Stipendiaten Gebrauch. Hohen Zuspruch findet diese Möglichkeit vor allem in den biologisch-medizinischen Fächern. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer beträgt 14,2 Monate. Hauptzielland sind die USA (59,5 Prozent).
Zeitgleich mit dem Relaunch der englischen DFG-Website wird auch die elektronische Version des DFG-Jahresberichts in einer komplett überarbeiteten Fassung vorgelegt: Die in die beiden Berichtsteile "Aufgaben und Ergebnisse" und "Programme und Projekte" gegliederte CD-ROM "DFG Jahresbericht 2002" gibt einen umfassenden Einblick in die Mittelverwendung und stellt die in 2001 und 2002 bewilligten Fördermaßnahmen vor. Alle Programm- und Projektnachweise sind über ein nach Wissenschaftsbereichen strukturiertes Navigationskonzept erschließbar und verfügen zumeist über deutsch- und englischsprachige Kurzbeschreibungen. Die Online-Fassung des Jahresberichts (unter: http://www.dfg.de/jahresbericht/) ist darüber hinaus mit einer Volltextsuche ausgestattet.
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