DFG legt Jahresbericht 2000 vor
(Bonn) - Eine Vernetzung der Disziplinen ist erforderlich, damit neue zukunftsweisende Wissenschaftsgebiete entstehen können. Dies betont der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Professor Ernst-Ludwig Winnacker, im Vorwort zum neuen Jahresbericht über das Jahr 2000. Um solche interdisziplinären Wissenschaftsgebiete frühzeitig erkennen und entsprechend fördern zu können, habe die DFG im vergangenen Jahr den Senatsausschuss "Perspektiven der Forschung" ins Leben gerufen. Dieser Ausschuss, so der Präsident, habe die Aufgabe, die forschungsstrategischen Initiativen des Senats vorzubereiten. Diesem Zweck diene insbesondere das Programm "DFG-Forschungszentren", das im Jahr 2000 erstmalig ausgeschrieben wurde. Dieses neue, strategische Förderinstrument diene der Konzentration wissenschaftlicher Exzellenz an einem Ort.
Die gleiche Aufmerksamkeit, wie sie der Schwerpunktbildung im deutschen Wissenschaftssystem beigemessen werde, gelte der frühen Identifikation wissenschaftlicher Talente. Die DFG wolle daher, so Winnacker, in noch flexiblerer Weise als bisher das für jeden Karriereabschnitt junger Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler adäquate Förderangebot bereitstellen. Leitlinien seien dabei die frühe Selbständigkeit und Betreuung im Rahmen eines Mentorenverhältnisses, Innovation und Internationalität. Das Emmy Noether-Programm zum Beispiel ermögliche, Auslandsaufenthalte auf Stipendienbasis und den Aufbau und die Leitung einer Nachwuchsgruppe in Deutschland miteinander zu kombinieren. In Ergänzung zu diesem Programm verspreche sich die DFG von dem neuen Förderangebot "Einwerbung der eigenen Stelle" eine bedeutende Strukturwirkung in Richtung auf eine Postdoktorandenkultur. Im Vordergrund stehe die Absicht, alternative Qualifikationswege zur Berufbarkeit zum Hochschullehrer bzw. zur Hochschullehrerin zu eröffnen.
Um den Forschungsstandort Deutschland für Talente aus dem In- und Ausland attraktiv zu machen, habe die DFG zum einen internationale Kooperationsmöglichkeiten in allen ihren Programmen geschaffen. Gemeinsame Förderaktivitäten mit ausländischen Partnerorganisationen nehmen immer größeren Raum ein. Die deutschen Forschungszentren im Ausland würden ebenfalls einen wichtigen Beitrag zur Vernetzung mit der Wissenschaft in Deutschland leisten. In dem Zusammenhang unterstreicht Winnacker die Bedeutung des im Oktober 2000 eröffneten Chinesisch-Deutschen Zentrums für Wissenschaftsförderung in Peking und weist auf die geplante Eröffnung eines Deutschen Hauses der Wissenschaft in Washington hin.
Im Zusammenhang mit der aktuellen Diskussion um die Forschung mit humanen embryonalen Stammzellen unterstreicht der DFG-Präsident die Funktion der Deutschen Forschungsgemeinschaft als "politikberatender think tank". Die DFG habe auf eine Balance zwischen dem Schutz des ungeborenen Lebens einerseits und den grundgesetzlich verbrieften Rechten auf Leben, körperliche Unversehrtheit und Forschungsfreiheit andererseits zu achten. Daraus leite sich die Forderung nach einem ethischen Regulativ ab, das im Einzelfall für jedes wissenschaftliche Projekt die Abwägung zwischen diesen Ansprüchen zu treffen habe.
Der Jahresbericht 2000 erscheint in neu gestalteter Form. Band 1, Aufgaben und Ergebnisse, wurde wesentlich gestrafft und verschlankt; das Kapitel Verfahren und Programme wurde nach Einzelförderung, direkter Nachwuchsförderung, koordinierten Programmen, Preisen, Infrastrukturförderung und Förderung wissenschaftlicher Kontakte neu geordnet. Damit wurde eine neue Systematik geschaffen, die die unsystematische und Außenstehenden nicht transparente Darstellung der Abfolge von Programmen ersetzt. Auch die Grafiken und Tabellen wurden völlig neu gestaltet, zum Teil zusammengefasst oder ergänzt. So wurde eine Grafik zur Bewilligung an Frauen in Stipendienprogrammen für Postdoktoranden ebenso aufgenommen wie eine Grafik über die Zielländer DFG-geförderter Forschungsaufenthalte in Stipendienprogrammen.
Band 2, Programme und Projekte, erscheint nicht mehr in gedruckter Form, sondern nur noch als CD-ROM.
Im Jahr 2000 standen der DFG 2.318,4 Millionen DM zur Verfügung. Etwa 60 Prozent der Finanzmittel kamen vom Bund und rund 40 Prozent von den Ländern. Zu berücksichtigen sind weiterhin 6,5 Millionen D M von Stiftungen und sonstigen nicht öffentlichen Zuschussgebern sowie 2,0 Millionen DM aus eigenen Einnahmen.
Die DFG bewilligte im Jahr 2000 für die vier Wissenschaftsbereiche insgesamt 2.342,7 Millionen DM. Davon entfielen auf die Geistes- und Sozialwissenschaften 16,5 Prozent, die Biologie und Medizin 36,1 Prozent, die Naturwissenschaften 23,4 Prozent und die Ingenieurwissenschaften 24,0 Prozent.
Die Mittel der DFG kamen überwiegend der Forschung in den Hochschulen zugute. Für die Förderung von Einzelprojekten bewilligte die DFG 971,4 Millionen DM, für Programme der direkten Nachwuchsförderung (Forschungsstipendien, Habilitanden-Stipendien, Stipendien im Heisenberg-Programm, Nachwuchsgruppen in den Biowissenschaften sowie Auslandsstipendien und Nachwuchsgruppen im Emmy Noether-Programm) waren es 112,2 Millionen DM. Koordinierte Programme schlagen mit 1.259,4 Millionen DM zu Buche (295 Sonderforschungsbereiche mit 665,7 Millionen DM, 302 Graduiertenkollegs mit 131,4 Millionen DM, 19 Transferbereiche mit 6,1 Millionen DM, 143 Schwerpunktprogramme mit 334,3 Millionen DM, 129 Forschergruppen mit 91 Millionen DM, 12 Innovationskollegs mit 15,5 Millionen DM und sechs Geisteswissenschaftliche Zentren mit 15,4 Millionen DM). Für wissenschaftliche Preise (Gottfried Wilhelm Leibniz-Programm, Gerhard Hess-Programm, Heinz Maier-Leibnitz-Programm und den im Jahr 2000 erstmals verliehenen Communicator-Preis) wurde ein Betrag in Höhe von 37,9 Millionen DM vergeben.
Der Infrastrukturförderung, zu der die Hilfseinrichtungen der Forschung und Wissenschaftliche Literaturversorgungs- und Informationssysteme (vormals: Wissenschaftliches Bibliothekswesen) gehören, kamen 59,8 Millionen DM zugute. Für Ausschüsse und Kommissionen stellte die DFG 5,3 Millionen DM bereit, Beiträge zur ergänzenden Unterstützung internationaler wissenschaftlicher Kontakte konnten in Höhe von 42,5 Millionen DM geleistet werden.
Die im Jahr 2000 bewilligten Beträge verteilen sich zu 64 Prozent auf Personalmittel für wissenschaftliches Personal, zu 12 Prozent für nichtwissenschaftliches Personal, zu 19 Prozent auf Sachmittel und zu 5 Prozent auf Investitionsmittel.
Im Jahr 2000 wurden 8.221 Personenjahre für ganze Wissenschaftlerstellen bewilligt, 11.119 Personenjahre entfallen auf Wissenschaftler mit halben Stellen. Bewilligungen für Doktoranden (im Rahmen von Graduiertenkollegs) addieren sich auf 3.898 Personenjahre, für Postdoktoranden auf 1.788 Jahre.
Im Jahr 2000 gingen 11,9 Prozent aller bewilligten Sachbeihilfen in der Einzelförderung an Wissenschaftlerinnen. 1997 waren es noch 8,9 Prozent. In Programmen der direkten Nachwuchsförderung betrug im Jahr 2000 der Anteil der Bewilligungen an Frauen 26,7 Prozent, in koordinierten Programmen waren es 7,8 Prozent.
Von der Möglichkeit, ein Stipendium mit einem DFG-finanzierten Forschungsaufenthalt im Ausland zu verbinden, machten 71 Prozent aller Antragsteller Gebrauch. Hohen Zuspruch findet diese Möglichkeit vor allem in den biologisch-medizinischen Fächern. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer beträgt 13,3 Monate.
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