Pressemitteilung | Deutscher Tourismusverband e.V. (DTV)

Deutschlandtourismus 2003: Stabile Entwicklung in einem schwierigen Reisejahr

(Hamburg) - 2003 war für Deutschland kein herausragendes, aber in der rückblickenden Bewertung ein zufrieden stellendes Reisejahr. So die Einschätzung des Präsidenten des Deutschen Tourismusverbandes (DTV) Tilo Braune auf der Eröffnungspressekonferenz der Messe REISEN HAMBURG. Trotz zahlreicher Prognosen, die für 2003 mit Blick auf die Irak-Krise, Terroranschläge, Lungenkrankheit SARS und die allgemein angespannte wirtschaftliche Lage einen spürbaren Rückgang der Reiselust voraussagten, ist die Reiseintensität in und nach Deutschland nicht eingebrochen. Der DTV registrierte ein im Vergleich zum Vorjahr nahezu unvermindertes Reiseverhalten. Die oben genannten Faktoren sowie der außergewöhnlich warme Sommer haben das Reisegeschehen für den Inlandstourismus sogar positiv beeinflusst. Der DTV rechnet damit, dass für das Gesamtjahr 2003 in etwa wieder die Werte des Vorjahres erreicht werden. Für das Jahr 2004 erwartet der DTV wieder moderate Zuwächse im Deutschlandtourismus in Höhe von bis zu zwei Prozent bei den Übernachtungen.

Für die Bundesbürger zählt der Urlaub nach wie vor zu den wichtigsten Konsumgütern. Es wird unvermindert gereist, jedoch verkürzt sich die Aufenthaltsdauer und die Urlauber nutzen alle Möglichkeiten zu sparen. Dabei werden die Reisen jedes Jahr kurzfristiger gebucht. So auch im vergangenen Sommer: Da viele Reisewillige aufgrund internationaler Krisen oder eingeschränkten Reisebudgets im Frühsommer noch keine Reise gebucht hatten, entschieden sie sich angesichts des schönen Wetters kurzfristig für einen Inlandsurlaub. Für ihre Buchung griffen sie spontan zum Telefonhörer oder klickten sich durch die Reiseangebote im Internet.

Im Sommerhalbjahr 2003 (Mai bis Oktober) zählte das Statistische Bundesamt in Deutschland 218,4 Millionen Gästeübernachtungen in Beherbergungsstätten mit neun oder mehr Betten. Das ist eine Steigerung um ein Prozent gegenüber dem Sommerhalbjahr 2002.

Nach den für Januar bis November 2003 vorliegenden Ergebnissen geht das Statistische Bundesamt davon aus, dass im Jahr 2003 die Zahl der Gästeübernachtungen in Beherbergungsstätten mit neun oder mehr Betten und im Touristik-Camping bei 338,5 Millionen liegen wird. Damit hätte sich die Zahl der Übernachtungen gegenüber dem Jahr 2002 nicht verändert. Bei den Übernachtungen der inländischen Gäste wird ein geringfügiger Rückgang um 0,3 Prozent auf 297,0 Millionen erwartet. Dagegen dürften die Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland mit 41,5 Millionen den Vorjahreswert um 2 Prozent überschreiten.

Das beliebteste Reiseziel der Deutschen war im Sommer mit deutlichem Abstand das eigene Land. Ein Drittel aller Reisen verblieb im Inland – so das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Europäischen Tourismus Instituts an der Universität Trier. Die Vermutung, dass die deutschen Ferienregionen von der angespannten wirtschaftlichen Situation profitieren könnten, haben sich zumindest teilweise bewahrheitet: Jeder dritte Inlandsreisende verbrachte aus Kostengründen seinen Urlaub im eigenen Land. Besonders beliebt im Jahr 2003 war Camping und Caravaning. 13 Prozent mehr Gäste (insgesamt rund 6,3 Millionen) und 11 Prozent mehr Übernachtungen (23,6 Millionen) auf deutschen Campingplätzen (Januar bis November) sowie das zweitbeste Umsatzergebnis der Caravaningindustrie unterstreichen den Trend nach naturnahen und flexiblen Reiseformen.

Aufsteiger der Sommersaison 2003 war – bedingt durch die Hochwasserkatastrophe im Sommer zuvor – das Bundesland Sachsen mit einem Übernachtungszuwachs von 9 Prozent. Auch der Norden konnte sich wieder über Zuwächse freuen: Mecklenburg-Vorpommern setzte die seit einigen Jahren zu beobachtende überaus positive touristische Entwicklung fort und stieg mit 16,6 Millionen Übernachtungen und einer Steigerungsrate von 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr weiter in der Skala der beliebtesten deutschen Sommerferien-Destinationen auf. Neben der Mecklenburgischen Ostseeküste und Westmecklenburg waren besonders die Mecklenburgische Schweiz und Seenplatte gefragt. Auch einige Städtereiseziele konnten zulegen. Die sensationellen Gewinne von Dresden mit einem Übernachtungszuwachs von 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahr sind vor dem Hintergrund der starken Einbrüche aufgrund durch das Hochwassers in 2002 zu bewerten. Doch auch Hamburg registrierte im Sommerhalbjahr einen Übernachtungsgewinn von 9 Prozent, Köln hat Steigerungsraten von 8 Prozent, die Bundeshauptstadt Berlin um 4 Prozent.

Die Auslastung der deutschen Urlaubshotels hat im vergangenen Sommer in einigen Regionen, insbesondere an der deutschen Nord- und Ostseeküste Rekorde gebrochen. Dies lag auch an der neuen Sommerferienregelung, die für eine Konzentration des Urlauberaufkommens sorgte. Die drei bevölkerungsstärksten Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern starteten nahezu gleichzeitig in die Ferien. Während im August der Bettenbedarf in vielen Fällen nicht zufriedenstellend gedeckt werden konnte, sorgte die verkürzte Sommerferienregelung in den Monaten Juni und Juli vielerorts für eine unbefriedigende Auslastung. Angesichts dieser Problematik wird sich der DTV auch in Zukunft nachdrücklich für eine weitere Entzerrung der Sommerferienregelung und eine Ausweitung der Sommersaison auf ca. 90 Tage einsetzen.

Deutsche Ziele sind auch deshalb attraktiv, weil die Qualität der Angebote weiter steigt. Zu diesem Ergebnis kommt eine bundesweite repräsentative Befragung des Europäischen Wirtschaftsinstituts an der Universität Trier (ETI) zum Sommerurlaub 2003. Investitionen und Qualitätsverbesserungen zahlen sich aus: Fast jeder zweite der Inlandsurlauber ist nicht ins Ausland gefahren, weil er die Ferienangebote in Deutschland als ebenso attraktiv erachtet.

Allerdings zeigt die Studie auch Handlungsbedarf auf: So beurteilten die befragten Inlandsurlauber die Qualität der touristischen Angebote in den Ferienregionen im Vergleich zum Ausland nicht grundsätzlich besser, sondern größtenteils als gleichwertig. Gerade in den Punkten Abwechslungsreichtum, Service oder Familienfreundlichkeit ist eine Optimierung in vielen Regionen unerlässlich. Auch in Sachen Kundenzufriedenheit hapert es bisweilen: Fast drei von vier Auslandsurlaubern waren laut der ETI-Umfrage mit ihrem Urlaub „sehr zufrieden“, mit ihrem Deutschlandurlaub dagegen nur 58 Prozent der Inlandsreisenden. Besonders im Bereich des Familienurlaubs, so das Ergebnis der Studie, seien in vielen Destinationen noch Angebotsverbesserungen vorzunehmen.

Hier sieht auch der DTV noch Handlungsbedarf, wenn Deutschland seine Position im internationalen Wettbewerb langfristig erfolgreich halten und ausbauen will. „Angesichts der sich – insbesondere durch den EU-Beitritt der osteuropäischen Länder – zunehmend veränderten Wettbewerbssituation in Europa, müssen wir in Deutschland unsere Qualitäts- und Serviceanstrengungen verstärken“, so DTV-Präsident Braune. Große Chancen sieht Braune besonders für barrierefreie Angebote, die allen Reisenden zu Gute kommen. Barrierefreiheit ist kein Thema für wenige Betroffene. Sie bietet sowohl den Älteren, als auch Familien mit Kindern ein deutliches Mehr an Komfort. Er forderte die touristischen Anbieter auf, ihre Produkte angesichts eines immer differenzierteren Reiseverhaltens individueller und zielgruppengerechter zu gestalten und sich durch die gezielte Schulung von Mitarbeitern weiter zu professionalisieren.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Tourismusverband e.V. Nicole Habrich Bertha-von-Suttner-Platz 13, 53111 Bonn Telefon: 0228/985220, Telefax: 0228/698722

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