Pressemitteilung | Verband Bildung und Erziehung e.V. (VBE)

Deutschland schlittert vom Lehrermangel in den Schulleitermangel / VBE fordert Kursänderung

(Berlin) - „Das Interesse an Schulleiterstellen geht in Deutschland tendenziell in den Keller“, warnte heute (25. September 2008) der Bundesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) Ludwig Eckinger auf der Pressekonferenz der Lehrergewerkschaft in Mainz anlässlich des bevorstehenden Weltlehrertages am 5. Oktober 2008.

„Ohne Schulleiter wird es keine guten Schulen geben können“, sagte Eckinger. „Liebe zum Beruf, pädagogisches Engagement und Expertise von Lehrerinnen und Lehrern können sich erst richtig entfalten, wenn die Schule kompetent geführt wird.“ Die Qualität der Führungsarbeit an der Schule sei auch ein entscheidender Faktor für die Wahrnehmung von Arbeitsbelastung im Lehrerberuf, so Eckinger. Er verwies zugleich auf die OECD-Schulleiterstudie 2008, an der sich Deutschland nicht beteiligt hatte. „Laut dieser Studie gewinnen Schulleiterinnen und Schulleiter in der Bildungspolitik der OECD-Staaten immer mehr Priorität“, erklärte der VBE-Bundesvorsitzende, „weil die Qualität der Schulleitung messbaren Einfluss auf die schulischen Lernergebnisse hat.“

Um den Mangel an schulischen Führungskräften in den Griff zu bekommen, so Eckinger, müssten Schulleiterstellen attraktiver werden. „Der VBE fordert eine klare Funktionsbeschreibung des Spezialberufs Schulleiter, eine systematische Qualifizierung auf Führungsakademien und Führungskollegs und eine gezielte Nachwuchsgewinnung in der Lehrerschaft.“ Auch brauchten Schulleiter Zeit für ihre Leitungsaufgaben und Entlastung von Verwaltung, sagte Eckinger. Er forderte die Länder auf, ihre bisherigen Alleingänge auf KMK-Ebene zu einem vernünftigen Ganzen zu fügen.

Zu den Ursachen für den Schulleitermangel sagte der VBE-Bundesvorsitzende: „Über 50 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer sind mindestens 50 Jahre alt. In der Gruppe der schulischen Führungskräfte ist der Altersdurchschnitt noch höher. Die Pensionierungswelle betrifft deshalb gravierend die Schulleitungen. Allein in Nordrhein-Westfalen gehen bis 2017 zwei Drittel der Grundschulleiter und mehr als jeder zweite Schulleiter an Haupt- und Gesamtschulen sowie Gymnasien in Pension.“ Gleichzeitig hätten vor allem Schulleiter von Grund-, Haupt- und Realschulen zu hohe Unterrichtsverpflichtungen, zu wenig Zeit für Leitungsaufgaben und zu wenig Verwaltungspersonal. Die Konsequenz daraus sei, so Eckinger, dass es immer schwerer sei, frei werdende Schulleiterstellen neu zu besetzen.

In Rheinland-Pfalz bleibe inzwischen jede zweite Ausschreibung einer Schulleiterstelle ohne Bewerber, unterstrich Johannes Müller, Landesvorsitzender des VBE Rheinland-Pfalz. „Die Bezahlung stimmt nicht, die Ressourcen stimmen nicht und der Entscheidungsspielraum stimmt auch nicht“, kritisierte Müller. Die Landesregierung tue so, als könne man Schulleitungsaufgaben sonntags nach dem Frühschoppen nebenbei erledigen.

Am heutigen Mittag (25. September 2008) beginnt die zweitägige Schulleitertagung des VBE in Mainz zum Thema „Führungshandeln in der Schule – Konsequenzen im Kontext von eigenverantwortlicher Schule“.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband Bildung und Erziehung e.V. (VBE) Pressestelle Behrenstr. 23-24, 10117 Berlin Telefon: (030) 7261966-0, Telefax: (030) 7261966-19

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