Deutscher Umweltpreis 2001: Dr. Wolfgang Feist
(Berlin) - "Nach den Erfahrungen von über 1.000 gebauten Passivhäusern steht fest, dass das Konzept funktioniert und akzeptiert wird. Es ist kein Bautyp, sondern ein Baustandard, der auf praktisch jeden Gebäudetyp anwendbar ist. Ein erhöhter Dämmstandard in Verbindung mit einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung verringert den jährlichen Heizenergieverbrauch auf das Niveau von eineinhalb Litern Öl pro Quadratmeter.
Der Passivhaus-Standard hat gute Aussichten, der Neubau-Standard der Zukunft zu werden. Und das ist Dr. Feist zu verdanken." - Mit diesen Worten würdigte heute Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt DBU), vor Medienvertretern in Berlin die Leistung des 47jährigen Öko-Wissenschaftlers und Leiters des von ihm gegründeten Passivhaus-Instituts (PHI) in Darmstadt, Dr. Wolfgang Feist, als einem der Träger des Deutschen Umweltpreises 2001.
Feist habe mit seiner Arbeit Meilensteine im Umweltschutz in Deutschland gesetzt. In über zwanzigjähriger Pionierarbeit sei es ihm gelungen, auf der Basis hervorragender wissenschaftlicher Arbeit die Fachwelt von den ökologischen, ökonomischen, gesundheitsrelevanten und architektonischen Vorteilen der Passivhaustechnik zu überzeugen und dieses Konzept auch am Markt einzuführen. Brickwedde: "Dadurch wurde ein Quantensprung in der Entwicklung energiesparender Gebäude möglich."
Das werde um so deutlicher, wenn man wisse, dass in Deutschland die privaten Haushalte 28 Prozent der Gesamtenergie verbrauchten und davon die Raumwärme mit 76 Prozent den Löwenanteil ausmache. Während der Kohlendioxidausstoß in Deutschland seit 1990 insgesamt um 15,5 Prozent habe verringert werden können, sei er bei den privaten Haushalten um sechs Prozent gestiegen. Wenn es Feist dann mit der Passivhaustechnik gelungen sei, den jährlichen Heizenergiebedarf auf weniger als 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter zu drücken - was etwa dem Verbrauch von eineinhalb Litern Heizöl entspreche - werde die Leistung noch deutlicher. Gebäude verbrauchten im Mittel mehr als 200 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr, Niedrigenergiehäuser immer noch 30 bis 70.
Dass sein Konzept aufgehe und Häuser mit geringsten Heizleistungen auskommen, habe Feist mit einem Passivhaus in Darmstadt-Kranichstein schon 1990/1991 unter Beweis gestellt. Erstmalig in Mitteleuropa sei es gelungen, den gesamten Energieverbrauch für Heizung, Warmwasser und Haushaltsstrom von insgesamt vier Wohnungen auf unter 33 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr zu senken; das seien 90 Prozent weniger als im Bundesdurchschnitt. Bei der Heizenergie betrage die Einsparung und damit die Verringerung der Umweltbelastung sogar 95 Prozent. Eine erste Siedlung mit 22 Passivhäusern sei 1997 in Wiesbaden fertiggestellt worden, weitere unter anderem am Kronsberg in Hannover folgten, so Brickwedde.
In der weiteren Folge der Entwicklung sei es Feist gelungen, sowohl die Fachwelt als auch Bauträger von seiner Idee zu begeistern. Neue passivhaustaugliche Bauprodukte, -elemente und Baukastensysteme wie Fensterrahmensysteme, baukonstruktive Anschlussdetails zur Verringerung bzw. zur Vermeidung von Wärmebrücken, Komponenten und Systeme der technischen Gebäudeausrüstung seien entwickelt worden. Auch ökonomisch sei der Bau von Passivhäusern nach und nach lukrativer geworden. Während das erste Passivhaus noch Mehrkosten in Höhe von etwa 100.000 Mark pro Wohneinheit verursacht habe, hätten sich diese bis zum Jahr 2000 auf etwa 18.000 Mark pro Wohneinheit verringert. Dies resultiere aus einer substantiellen Verbesserung von bau- und lüftungstechnischen Komponenten und der Einführung erster Serienprodukte in kleinen Stückzahlen. Gleichzeitig habe sich die Material- und Architekturvielfalt erweitert.
Auch wenn sich in jüngster Vergangenheit zunehmend Personen und Unternehmen für das Passivhaussystem interessierten und engagierten, bleibe Feist der Pionier und Motor für die weitere Entwicklung. Brickwedde: "Durch seinen innovativen, ganzheitlichen Ansatz gelang es ihm, die Bauindustrie von dem zukunftsweisenden Konzept der Passivhaustechnik zu überzeugen und damit die praktische Umsetzung in kürzester Zeit zu ermöglichen. Und wenn heute der Staat den Passivhausstandard als nachhaltig im Sinne des Klimaschutzes anerkennt und fördert, ist das maßgeblich auf Dr. Feist zurück zu führen."
Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche Bundesstiftung Umwelt
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