Deutscher Tierschutzbund kritisiert EU-Verbundprojekt
(Bonn) - Der Deutsche Tierschutzbund übt scharfe Kritik an einem neuen EU-Verbundprojekt, in das 17,5 Millionen Euro Forschungsgelder fließen sollen. Das Projekt „NHPig" will anstoßen, dass nicht-klinische Sicherheitstests von Arzneimitteln zukünftig an Schweinen statt an Primaten vorgenommen werden und spricht dabei unter anderem von einer „Steigerung des Tierwohls“.
Für bestimmte Sicherheitsprüfungen von Arzneimitteln sind in der EU aktuell noch immer Tierversuche an Primaten gesetzlich vorgeschrieben, auch wenn deren Einsatz eigentlich gemäß der EU-Tierversuchsrichtlinie besonders eingeschränkt ist und vermieden werden soll. „Tierversuche mit nicht-menschlichen Primaten, unseren nächsten Verwandten, gehören abgeschafft, keine Frage. Aber Primaten durch Schweine zu ersetzen und deshalb von einer „Steigerung des Tierwohls“ zu sprechen, ist absurd und verlagert das Tierleid sowie die ethische Problematik von einer Spezies auf die andere“, kommentiert Jessica Rosolowski, Referentin für tierversuchsfreie Wissenschaft beim Deutschen Tierschutzbund. Zudem widerspräche das Projekt dem Ziel der EU, Tierversuche durch tierversuchsfreie Methoden zu ersetzen. „Der Ansatz, moderne und humane Methoden voranzubringen, bleibt völlig außen vor“, kritisiert Rosolowski.
Millionen-Gelder für Tierversuche
17,5 Millionen Euro sollen in das Projekt NHPig fließen, davon 8.499.555 Euro EU-Gelder. Fördersummen, die aus Sicht des Deutschen Tierschutzbundes vollständig in tierversuchsfreie Methoden hätten fließen müssen. Neben Universitäten und Forschungseinrichtungen sind auch Unternehmen und große Industriepartner an dem Projekt beteiligt. Die Ludwig-Maximilians-Universität München koordiniert das Projekt und hat mit 1.039.604 Euro nach der Technischen Universität München mit 1.900.375 Euro die größte Fördersumme unter den Projektpartnern erhalten.
Fortschritt auch ohne Tierleid möglich
Der Deutsche Tierschutzbund fordert, mit humanbasierten tierversuchsfreien Methoden zu forschen, anstatt weiter auf Tiermodelle zu setzen. Vielversprechend sind etwa die Züchtung von Geweben und Organen aus menschlichen Zellen im Labor oder die Möglichkeiten des 3D-Drucks von Organen. Werden hier Zellen der menschlichen Patienten verwendet, welche man künstlich in den Zustand von Stammzellen zurückversetzen kann, lassen sich Therapieansätze sogar individualisieren. Auch Artunterschiede und die Schwierigkeit, die Ergebnisse aus Tierversuchen auf den Menschen zu übertragen, fallen weg.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Tierschutzbund e.V., In der Raste 10, 53129 Bonn, Telefon: 0228 604960