Deutscher Leistungssport zieht Lehren aus Tokio 2020
(Frankfurt am Main) - Kienbaum: Der deutsche Leistungssport analysiert die Ergebnisse der Olympischen Spiele Tokio 2020 und fordert grundlegende Veränderungen. Im Rahmen der dreitägigen Leistungssportkonferenz im Olympischen und Paralympischen Trainingszentrum Kienbaum haben 220 Vertreter*innen des deutschen Leistungssports eine differenzierte Gesamtbewertung der sportlichen Ergebnisse des Team D bei den Olympischen Spielen in Tokio vorgenommen. Mit dem Ergebnis der Olympischen Spiele in Tokio verzeichnet der deutsche Leistungssport als Gesamtsystem einen weiteren Rückgang der Medaillen. Damit konnte der seit Barcelona 1992 bestehende Abwärtstrend weder gestoppt noch umgekehrt werden.
Die Konsequenzen für die künftigen Olympischen Sommerspiele in Paris 2024, Los Angeles 2028 und Brisbane 2032 sollen in zwei Stufen umgesetzt werden:
Für die in weniger als drei Jahren stattfindenden Olympischen Spiele in Paris 2024 ist der Kreis möglicher Teilnehmer*innen bereits zu großen Teilen identifiziert. Aufbauend auf der Olympiaanalyse des Instituts für Angewandte Trainingswissenschaft und den daraus resultierenden Empfehlungen wird der deutsche Leistungssport den Fokus im Wesentlichen auf diese Potenziale richten.
Um einen Umschwung im Hinblick auf die darauffolgenden Spiele einschließlich künftiger Winterspiele und World Games zu realisieren, haben die Expert*innen aus dem Kreis der Bundestrainer*innen und Sportdirektor*innen der olympischen und nicht-olympischen Verbände sowie der Leistungssportreferent*innen der Landessportbünde und der Olympiastützpunktleiter*innen die wesentlichen dafür notwendigen Maßnahmen diskutiert. Dabei wurden die Handlungsfelder "Athlet*innen und Trainer*innen", "Netzwerk Leistungssport", "Gesellschaftspolitik" und "Förderung und Zuwendung" identifiziert. Im Bereich der Trainer*innen müsse die Rekrutierung und Qualifizierung der Trainer*innen intensiviert sowie ihre vertraglichen Rahmenbedingungen wirksam weiter verbessert werden.
Im Bereich des Nachwuchsleistungssports muss die Bedeutsamkeit des Sports in der Schule als Grundlage für eine systematischere Talentsichtung und -förderung stärker als bisher im Fokus stehen. Die Vernachlässigung des Faktors Bewegung und Sport im deutschen Bildungssystem sei weder unter leistungssportlichen Gesichtspunkten im internationalen Vergleich noch gesellschaftlich und gesundheitspolitisch verantwortbar.
Weitere Ergebnisse sind, dass die Steuerungsfunktionen des DOSB und seiner Partner im Netzwerk Leistungssport stärker wahrgenommen und die Professionalisierung der Strukturen und des Leistungssportpersonals konsequenter weiterentwickelt werden müssen. In diesem Zusammenhang erwarten die Teilnehmer*innen einen spürbaren Bürokratieabbau, um sich den zentralen sportfachlichen Herausforderungen widmen zu können.
Insgesamt muss der Stellenwert von Sport und Bewegung und damit auch des Leistungssports in unserer Gesellschaft stärker herausgestellt werden. Das ist eine gemeinschaftliche Aufgabe aller im Sportsystem Beteiligten, für die auch die tatkräftige Unterstützung der Partner auf Bundes- und Länderebene dringend erforderlich ist.
Abschließend zog Dirk Schimmelpfennig, Vorstand Leistungssport des DOSB, folgendes Gesamtfazit: "Kienbaum sendet ein starkes Signal in den gesamten deutschen Sport: Wir und das ganze System müssen uns weiterentwickeln und verändern. Der konstruktive Austausch unter den deutschen Leistungssportexpert*innen nach einer kritischen, offenen Analyse der Ergebnisse von Tokio haben deutlich gemacht, dass die vorhandenen Erkenntnisse konsequenter als bislang umgesetzt und Rahmenbedingungen sportfreundlicher gestaltet werden müssen, um den deutschen Leistungssport in den nächsten Jahren wieder konkurrenzfähiger zu machen."
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Olympischer Sportbund (DOSB)
Markus Böcker, Referent Presse und Medien
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