Pressemitteilung | Deutscher Hochschulverband (DHV)

Deutscher Hochschulverband kritisiert Entwurf zu Niedersächsischem Hochschulgesetz

(Bonn) - Wenig Zustimmung und viel Kritik erntet der Entwurf für das neue Niedersächsische Hochschulgesetz bei den Betroffenen. Der Vorsitzende des Niedersächsischen Landesverbandes im Deutschen Hochschulverband, der Lüneburger Rechtswissenschaftler Professor Dr. Jörg Wolff, erklärte in einer ersten Stellungnahme: „Wir begrüßen die beabsichtigte deutliche Verkürzung des Niedersächsischen Hochschulgesetzes und freuen uns, dass die Landesregierung unseren langjährigen Forderungen nach einer Verjüngung des wissenschaftlichen Nachwuchses sowie nach einer internationaler Öffnung der Universitäten Gehör schenkt. Insgesamt aber wird das neue Gesetz die niedersächsischen Universitäten eher schwächen als stärken.“

Wolff kritisierte an dem Gesetzesentwurf vor allem die deutliche Tendenz, die Universitäten wie Unternehmen zentralistisch und hierarchisch zu organisieren: „Die Regierung hat die Absicht, den Universitäten ein zentralistisches Führungsmodell überzustülpen, das der Leitung der Universität eine umfassende Machtfülle einräumt, obwohl die Hochschulleitung nicht der Ort von Forschung und Lehre ist. Der Gesetzesentwurf verkennt, dass hervorragende Forschung und Lehre nicht durch Anweisung von oben verordnet werden können. Professoren sind nicht die Angestellten des Wirtschaftsunternehmens Universität, und die Dekane sind nicht die Abteilungsleiter. Eine effiziente Universität muss horizontal, nicht vertikal strukturiert sein.“ Das in der Novelle entworfene Stiftungsmodell, so Wolff weiter, sei aber nicht nur kontraproduktiv. Es verletze auch das Recht der Universität auf Selbstverwaltung und sei damit verfassungswidrig.

Auch die geplante Einführung von „Juniorprofessoren“ zu Lasten der in der Praxis bewährten C1-Stellen für Hochschulassistenten stieß bei den Betroffenen auf Ablehnung. Wolff: „Dies ist im Grunde nichts anderes als der Versuch, ein in der Vergangenheit bereits gescheitertes Modell (‚Assistenzprofessor‘) wiederzubeleben. Der ‚Juniorprofessor‘ kann das Erfolgsmodell des Wissenschaftlichen Assistenten nicht ersetzen. Nach Untersuchungen des Statistischen Bundesamtes hat sich der Wissenschaftliche Assistent in der Praxis als der schnellste Weg zum Beruf des Professors erwiesen. Dies scheint auch Herr Minister Oppermann zu wissen: Im Unterschied zu Frau Ministerin Bulmahn strebt Niedersachsen den ‚Juniorprofessor‘ nicht als Einheitslösung an, sondern will an der Möglichkeit der Habilitation festhalten.“

Wie Wolff des weiteren erklärte, sei schon jetzt erkennbar, dass der Juniorprofessor aus einer Vielzahl von Gründen scheitern müsse: „Der ‚Juniorprofessor‘ wird nicht in die gemeinschaftliche Arbeit der Forschungsteams in den Universitäten eingebunden sein. Niemand wird für ihn verantwortlich sein. Seine Zuordnung zur Gruppe der Hochschullehrer ist verfassungswidrig. Seine Ausstattung und Finanzierung ist ungesichert, das in Aussicht gestellte Gehalt von 6.000 DM nicht wettbewerbsfähig. Es ist nicht besonders schwer vorherzusehen, dass unsere jungen Spitzenkräfte der Universität den Rücken zukehren werden.“

Quelle und Kontaktadresse:
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