Deutscher Beteiligungsmarkt verliert vorübergehend an Kraft / Fundraising und Frühphasenfinanzierungen nehmen zu / Totalverluste weiterhin rückläufig
(Berlin) Der deutsche Beteiligungsmarkt hat im zweiten Jahresquartal 2005 an Kraft verloren. Die Neuinvestitionen schwächten sich mit insgesamt 353,7 Mio. Euro im Vergleich zum Vorquartal (407,2 Mio. Euro) ab. Positiv entwickelt haben sich hingegen das Fundraising-Volumen sowie die Frühphaseninvestitionen. Auch die Totalverluste sind weiterhin rückläufig, was auf eine weitere Normalisierung der Exitsituation hinweist. Das ergab die neueste Marktstatistik des Bundesverbandes Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften German Private Equity and Venture Capital Association e.V. (BVK) zum zweiten Quartal und ersten Halbjahr 2005.
Der Beteiligungsmarkt hat im zweiten Jahresquartal einen kleinen Dämpfer erhalten, sagte Thomas U. W. Pütter, Vorstandsvorsitzender des BVK. Vor allem ausbleibende große Buy-outs sind die Ursache für das geringe Investitionsvolumen. Wir gehen aber davon aus, dass das nur von vorübergehender Natur ist und der Markt bald zu seiner alten Stärke zurückfindet.
Mehr Geldmittel für Investitionen verfügbar
Im zweiten Jahresquartal warben die Beteiligungsgesellschaften neue Mittel in Höhe von 4.759,8 Mio. Euro ein. Sieben Gesellschaften waren beim unabhängigen Fundraising erfolgreich und warben insgesamt 4.458,4 Mio. Euro ein. Zwar stellte mit 4.310,0 Mio. Euro ein paneuropäischer Fonds das Gros dieser Mittel bereit, aber auch ohne diesen Megafonds verdoppelte sich das Fundraisingvolumen gegenüber dem Vorquartalswert (234,9 Mio. Euro) annähernd. Das restliche Fundraising verteilt sich auf Captives bzw. Evergreen-Fonds sowie Kapitalerträge und Rückflüsse für Re-Investitionen.
Die Erholung des Fundraising ist für uns ein deutlicher Hinweis, dass die Stimmung im deutschen Beteiligungsmarkt weiter sehr positiv ist, führte BVK-Geschäftsführer Dr. Holger Frommann aus. Auch ohne Berücksichtigung des neuen paneuropäischen Fonds lag das Volumen der eingeworbenen Mittel im ersten Halbjahr 2005 leicht über dem Volumen des Vorjahreszeitraums.
Frühphase sticht positiv heraus
Die Investitionen erreichten im ersten Halbjahr 760,9 Mio. Euro. Damit liegen sie 46 Prozent unter dem Vorjahreswert, der sich auf 1.410,0 Mio. Euro belief. Auch der Vergleich der zweiten Jahresquartale 2004/2005 zeigt eine Abschwächung der Investitionstätigkeit: Im zweiten Quartal 2004 wurde mit 896,0 Mio. Euro mehr als doppelt so viel wie im abgelaufenen Quartal 2005 (353,7 Mio. Euro) investiert. Trotz des Rückgangs beim Investitionsvolumen stieg die Anzahl der finanzierten Unternehmen im zweiten Quartal (279) in allen Marktsegmenten deutlich sowohl gegenüber dem Vorquartal (227) als auch dem Vorjahreszeitraum (259). Ingesamt wuchs das Portfolio im zweiten Quartal 2005 auf 20,3 Mrd. Euro, investiert in 5.588 Unternehmen.
Innerhalb der Finanzierungsphasen gab es eine erfreuliche Entwicklung im Frühphasensegment. Dieses Segment umfasst die Finanzierung junger Technologieunternehmen und Unternehmensgründungen. Aufgrund einiger größerer Finanzierungsrunden erhöhten sich die Early stage-Investitionen gegenüber dem Vorquartal von 54,6 Mio. Euro auf 79,8 Mio. Euro, die Zahl der finanzierten Unternehmen von 88 auf 113. Dieses Segment sei zwar, so Frommann, ein zartes Pflänzchen, der Investitionszuwachs könne aber als Hinweis für eine allmähliche Wendung der Investoren hin zu den riskanteren Frühphasenfinanzierungen bewertet werden. Verbesserte Fundraising-Bedingungen und Business-Pläne der Private Equity suchenden Unternehmen seien sicherlich die maßgeblichen Stimmungstreiber in diesem Segment.
Abgeschwächt haben sich hingegen Later stage-Venture Capital-Investitionen und Buy-outs. Sie lagen dem Volumen nach deutlich unter den Werten der Vorquartale. Damit knüpft das zweite Quartal an das erste Jahresquartal an. Auch damals hat es keine sehr großen Buy-out-Transaktionen gegeben, sagte Pütter. Wir sehen dafür mehr kleine und mittelgroße Buy-outs, im abgelaufenen Quartal so viele wie noch nie. Steigende Einstiegspreise machten große Buy-out-Investitionen immer weniger attraktiv. Im ersten Halbjahr 2005 erreichten die Buy-out-Investitionen 394,5 Mio. Euro (51,8 Prozent der Gesamtinvestitionen); sie lagen damit um mehr als die Hälfte unter dem Vorjahresvergleichswert von 927,0 Mio. Euro. Ebenfalls gesunken sind die Venture Capital-Investitionen. Um rund ein Viertel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (483,0 Mio. Euro) verringerten sie sich auf 366,4 Mio. Euro.
Abgänge erreichen niedrigsten Wert seit drittem Quartal 2003
Mehr als die Hälfte der 197,3 Mio. Euro hohen Abgänge entfiel auf Trade Sales (Unternehmensverkäufe). Ingesamt 24 Unternehmen wurden auf diese Weise veräußert; das ist die größte Zahl seit dem zweiten Quartal 2002. Die Totalverluste waren in den vergangenen drei Monaten weiter rückläufig. Mit 41,4 Mio. Euro erreichten sie den niedrigsten jemals pro Quartal erfassten Wert. Sie machten noch 21,0 Prozent des gesamten Exitvolumens aus. Verkäufe an andere Beteiligungsgesellschaften, in den Vorquartalen wichtigster Exitkanal, blieben im abgelaufenen Quartal fast völlig aus. Im gesamten ersten Halbjahr 2005 dominierten sie jedoch mit 29,9 Prozent, gefolgt von Trade Sales mit 22,8 Prozent und Totalverlusten mit 14,1 Prozent. Dazu sagte Frommann: Die Exitsituation normalisiert sich zusehends. Die Totalverluste gehen zugunsten von Trade Sales zurück. Wir erwarten, dass sich das in den kommenden Monaten fortsetzt.
Ausblick
Beim Investitionsvolumen haben wir den niedrigsten Wert seit Jahren erreicht. Ohne die Investitionen der internationalen Buy-out-Gesellschaften wird der Markt auf dem derzeitigen Investitionsniveau verharren, so Pütter. Es bleibt abzuwarten wie sich die Erfolge beim Fundraising auf die zukünftigen Investitionsaktivitäten niederschlagen. Optimistisch stimmen jedoch die gestiegene Zahl Private Equity-finanzierter Unternehmen und die Verbesserungen beim Fundraising und den Exits.
Quelle und Kontaktadresse:
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