Deutscher Arbeitsmarkt hielt globalen Krisen statt
(Berlin) - Seit 2020 befindet sich Deutschland im Dauer-Krisenmodus. 2022 waren es insbesondere der Ukraine-Krieg, die Energiekrise und die Inflation, die Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in Atem hielten. Bislang machten sich die weltweiten Verwerfungen auf dem deutschen Stellenmarkt jedoch kaum bemerkbar, ganz im Gegenteil. Denn trotz aller globalen Krisen entwickelte er sich im vergangenen Jahr überraschend positiv und das Recruiting lief über alle Hierarchiestufen hinweg auf Hochtouren. Insgesamt schrieben 2022 rund 640.000 Unternehmen deutschlandweit über 11 Millionen Stellen aus. Der aktuelle BAP Job-Navigator nimmt daher die Entwicklung des deutschen Stellenmarktes im letzten Jahr genauer unter die Lupe.
Entwicklung der ausgeschriebenen Stellen nahm im Laufe von 2022 merklich zu
Bereits im Januar 2022 waren insgesamt über 220.009 Unternehmen und öffentliche Einrichtungen auf der Suche nach qualifiziertem Personal. Sie schrieben über 1,5 Millionen Stellen in einer Zeit aus, in der es noch zu erheblichen Einschränkungen in Folge der Corona-Pandemie kam. Trotz des Beginns des Ukraine-Kriegs nahm die Zahl der ausgeschriebenen Stellen dann im Februar (fast 1,6 Millionen) und März (über 1,6 Millionen) sogar noch weiter zu.
Nach einem leichten Rückgang im April, intensivierten die Arbeitgeber im Mai ihre Personalsuche und veröffentlichten deutschlandweit über 1,7 Millionen Stellen auf Online-Jobbörsen, eigenen Firmenwebseiten, im Stellenportal der Bundesagentur für Arbeit und in Printmedien. Nachdem die Zahl der inserierten Stellen im Zeitraum Juni bis August zwischen 1,6 und 1,75 Millionen schwankte, verstärkten die Unternehmen im Herbst ihre Suche nach geeigneten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erneut. Im Oktober erreichte die Anzeigenschaltung mit fast 1,8 Millionen ausgeschriebenen Stellen ihren Jahreshöhepunkt und ging im November (ebenfalls fast 1,8 Millionen Stellen) und Dezember (über 1,7 Millionen Stellen) nur leicht zurück.
Personalbedarf bei klassischen Fachkräften am größten
Die Stellenmarkt-Analyse für 2022 zeigt zudem auch interessante Entwicklungen mit Blick auf einzelne Hierarchiestufen. Der größte Personalbedarf bestand demnach bei zwei Profilen: nämlich Fachkräften mit abgeschlossener Berufsausbildung und mehrjähriger Berufserfahrung sowie gewerblichen Fachkräften. Bei beiden Hierarchiestufen lag die Zahl der ausgeschriebenen Positionen in den einzelnen Monaten des letzten Jahres bei durchschnittlich 483.000 bzw. 463.000 und somit mit weitem Abstand an der Spitze der Nachfrage.
Auf Platz drei der meistgesuchten Profile im vergangenen Jahr lagen Fachkräfte mit akademischer Bildung. Hier schwankte die Zahl der ausgeschriebenen Stellen zwischen 248.000 und 287.000 pro Monat. Niedriger fielen die durchschnittlich im Monat ausgeschriebenen Stellen für Nachwuchskräfte aus: Auszubildende (115.000 Stellen), Praktikanten und Werkstudierende (67.000 Stellen) sowie Young Professionals (27.000 Positionen).
Bemerkenswert: Ungelernte Arbeitskräfte wurden mit durchschnittlich nur 13.000 inserierten Positionen im Monat auffallend selten gesucht. Am niedrigsten fiel 2022 die Anzeigenschaltung im monatlichen Durchschnitt für die oberste Führungsebene aus. So wurden für Bereichs- und Hauptabteilungsleiter (etwa 9.000 Stellen monatlich) und Geschäftsführer (ca. 6.000 Positionen) die wenigsten Stellen geschaltet. Das liegt aber schlichtweg daran, dass es auf diesen Hierarchieleveln auch deutlich weniger Stellen zu besetzen gibt.
Über den BAP Job-Navigator
Der BAP Job-Navigator wird von der Agentur für Personalmarktforschung "index Research" im Auftrag des BAP durchgeführt. Dabei werden monatlich die Stellenangebote aus 196 Printmedien, 189 Online-Jobbörsen, mehr als 30.000 Firmenwebseiten und der Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit ausgewertet. Im Jahr 2022 wurden insgesamt 11.758.426 Stellenanzeigen von 639.932 Unternehmen analysiert. Wenn mehrere Anzeigen für eine Stelle geschaltet wurden, wurden diese zusammengefasst und nicht mehrfach gezählt.
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister e.V. (BAP)
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