Pressemitteilung | Zahnärztekammer Schleswig-Holstein KdöR

Deutsche Zahnärzte scheuen keinen internationalen Vergleich

(Kiel) - Die Zahnärzte in Deutschland sind im europäischen Vergleich gut positioniert. Die hohe Qualität, der gute Service und ein im Vergleich zu vielen europäischen Nachbarn geringeres Gebührenniveau führen in Grenzregionen wie etwa zu Dänemark zu einem hohen Patientenandrang in den deutschen Praxen. Auf dem ersten nordeuropäischen Gesundheitskongress am Sonnabend in Kiel wurde aber auch deutlich, dass deutsche Zahnärzte Kollegen in anderen europäischen Ländern für die dort üblichen unbürokratischen Abläufe und Kostenerstattungssysteme beneiden.

„Grenzüberschreitende Gesundheitsversorgung ist mit Chancen und Risiken verbunden“, sagte Jens Ruge, Landesvorsitzender der Europa-Union. Eine solche Chance nutzen derzeit viele Zahnärzte in Flensburg und Umgebung, die einen hohen Patientenzuspruch aus Dänemark erfahren. Grund für den Andrang: zahnärztliche Leistungen im Nachbarland sind teurer. Vereinzelte Praxen haben ihr Angebot deshalb deutlich ausgebaut und legen Wert auf dänisch sprechendes Praxispersonal.

Zugleich machten Zahnärzte aus der Grenzregion deutlich, dass sie weiterhin auf gesetzlich versicherte deutsche Patienten setzen. „Wir haben Praxen, die das zusätzliche Standbein nutzen, ohne die Regelversorgung für die deutschen Patienten zu vernachlässigen“, stellte Hans-Peter Küchenmeister fest. Der Präsident der Zahnärztekammer Schleswig-Holstein begrüßte es, dass seine Kollegen die Möglichkeiten einer grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung nutzen. Er sieht in einem Vergleich mit anderen europäischen Ländern auch die Chance, auf gesundheitspolitische Defizite im deutschen System zu verweisen und auf einen Abbau der Schwachstellen hinzuarbeiten. Als Beispiel nannte Küchenmeister die in vielen Ländern geringere Bürokratie. Für identische Behandlungen müssten etwa spanische Kollegen deutlich weniger Formulare ausfüllen.

Zugleich warnte Küchenmeister vor einer „Geiz ist geil-Mentalität“ im Gesundheitswesen. Beispiel Zahnersatzversorgung: Das geringe Lohn- und Ausbildungsniveau in manchen Ländern auf diesem Sektor kann für eine Qualitätsminderung sorgen. Bei Mängeln kann es für Patienten dann schwer sein, ihre berechtigte Forderung gegenüber einem Zahnarzt im Ausland durchzusetzen. „Letztlich geht der Patient damit ein höheres Risiko ein“, warnte Küchenmeister. Er empfahl den Patienten, dieses höhere Risiko im Vergleich zur wohnortnahen Versorgung genau abzuwägen.

Der erste nordeuropäische Gesundheitskongress wurde gemeinsam von der Europa-Union und der Zahnärztekammer Schleswig-Holstein in Zusammenarbeit mit der Europäischen Verbraucherzentrale in Kiel veranstaltet. Die Organisatoren wollen damit auf Auswirkungen der europäischen Harmonisierung in der Gesundheitsversorgung aufmerksam machen.

Quelle und Kontaktadresse:
Zahnärztekammer Schleswig-Holstein KdöR Pressestelle Westring 498, 24106 Kiel Telefon: (0431) 2609260, Telefax: (0431) 26092615

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