Pressemitteilung | Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken e.V. (VDW)

Deutsche Werkzeugmaschinenindustrie 2000: Nachfrage übertrifft alle Erwartungen - Produktion erreicht neues Rekordniveau

(Frankfurt) - Das Jahr 2000 war für die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie von einer ungewöhnlichen Brisanz der Veränderung geprägt, die die Erwartungen zum Jahresbeginn und selbst noch zur Mitte des Jahres (Produktion: plus 3%) als viel zu vorsichtig kennzeichneten. Die Produktion stieg gegenüber 1999 um 9% auf 18 Mrd. DM und erreichte damit einen neuen Rekord (1991 = 17,2 Mrd. DM). Die deutschen Exporte legten um 13% auf 9,7 Mrd. DM zu und blieben damit nur knapp unter der bisherigen Bestmarke von 1991 (9,8 Mrd. DM). Ausschlaggebend für diese Dynamik war die Entwicklung der Aufträge, die im Jahr 2000 um 37% auf den absoluten Spitzenwert von 21,3 Mrd. DM anstiegen.

Deutsche Werkzeugmaschinen wurden im Inland (+15%) und Ausland (+62%) in hohem Maße gefragt, wobei die Euro-(DM)Schwäche, die sprunghaft ansteigende Nachfrage in weiten Teilen Asiens, die Dynamik der Investitionsneigung in exportorientierten Industriezweigen der EU und das Standvermögen der US-Konjunktur die maßgeblichen Faktoren waren.

Bis einschließlich September 2000 nahmen die Bestellungen aus den USA um 36% im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum zu und erreichten mehr als 1 Mrd. DM. Frankreich, Italien, Großbritannien und die Schweiz rangierten wertmäßig auf den nächsten Plätzen der größten Auslandsnachfrage.
Mit dreistelligen Zuwachsraten nahmen die Aufträge aus Mexiko und der VR China sowie aus Spanien und der Tschechischen Republik zu. Gestützt auf die hohe Kaufkraft des Yen, wurden die Bestellungen aus Japan nahezu verdoppelt (+92%).

Dynamischer Anstieg der Werkzeugmaschinenexporte
Die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie befindet sich in einer starken konjunkturellen Aufschwungphase, die sich auf eine fulminante Entwicklung der ausländischen Nachfrage seit Ende 1999 stützt. Schon überraschend frühzeitig reagierten die Werkzeugmaschinenausfuhren auf die zunehmenden Aufträge aus dem Ausland. Das Exportvolumen 2000 lag mit 9,7 Mrd. DM gut eine Milliarde DM über dem Niveau von 1999.

Die Exportquote, der Anteil der Ausfuhren an der Produktion, war im vorliegenden Jahr mit 54% um drei Prozentpunkte höher als 1999.

Kräftige Unterstützung erhielten die deutschen Werkzeugmaschinenexporte von der Wechselkursfront. Im Jahresschnitt 2000 wertete der Euro um 22% gegenüber dem japanischen Yen und um 15% gegenüber dem US-Dollar ab. Allerdings sollte dieser Effekt auch nicht überbewertet werden. Wenn nicht der grundsätzliche Bedarf an Investition in Werkzeugmaschinen vorhanden wäre, würde auch ein günstiger Wechselkurs nicht viel helfen können. Insbesondere für deutsche High-Tech-Maschinen gilt zudem, dass technologische Kompetenz, Qualität und Service eine ganz entscheidende Rolle als Kaufkriterien auf der Kundenseite spielen.

Die Nachfrage aus der Automobilindustrie, dem wichtigsten Kunden der deutschen Werkzeugmaschinenhersteller, bleibt auf hohem Niveau, auch wenn in manchen Märkten Überkapazitäten bestehen und die Zulassungszahlen beispielsweise in Deutschland aktuell rückläufig sind. Die Investitionen sind längerfristig strategisch ausgerichtet oder durch Modellwechsel und technologische Entwicklungen, beispielsweise im Motoren- oder Getriebebau, geprägt. Sie finden verstärkt an den internationalen Standorten, also in den Wachstumsmärkten der Automobilindustrie statt, was tendenziell das Ausfuhrgeschäft für Werkzeugmaschinen stärkt.

Westeuropa war auch im Jahr 2000 (1.-3. Quartal) die wichtigste Absatzregion für die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie. Ihr Anteil an den deutschen Gesamtexporten bei Werkzeugmaschinen stieg von 46 auf gut 50%. Sieben der zehn größten Auslandsmärkte lagen in Westeuropa. Frankreich, Italien, Großbritannien, die Schweiz und Österreich gehören regelmäßig zu den wichtigsten Abnehmerländern.

In Osteuropa waren die Tschechische Republik, Ungarn und - wenn auch mit abgeschwächtem Volumen – Polen die größten Märkte.

Die USA waren und sind der mit Abstand dominierende Absatzmarkt für deutsche Werkzeugmaschinen. 1999 konnten die deutschen Ausfuhren das hohe Vorjahresvolumen von 1,6 Milliarden DM wieder erreichen und dies sogar im Umfeld eines insgesamt schrumpfenden US-Marktes. Der Werkzeugmaschinenverbrauch in den USA ließ im gleichen Zeitraum insgesamt um fast ein Fünftel nach, die Einfuhren waren um 13% rückläufig. Die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie konnte mit ihrem von High-Tech-Produkten geprägten Angebot ihren Marktanteil kräftig ausbauen, nicht nur gegenüber der amerikanischen Konkurrenz, sondern auch gegenüber anderen Wettbewerbern auf dem amerikanischen Markt.

Selbst für Optimisten war die nochmalige Steigerung der deutschen Lieferungen von Januar bis September 2000 um 19,5% kaum vorstellbar. Die Aussichten sind nicht schlecht; hohe Auftragsbestände und jetzige Wechselkurse lassen keinen anderen Schluss zu. Auf der anderen Seite sind Warnsignale natürlich nicht zu übersehen. Analysen erwarten ein Abkühlen der amerikanischen Wirtschaft, das oft angekündigte „soft landing“. Der US-Fahrzeugmarkt, sowohl für Pkw als auch für Lkw, gerät zunehmend in Probleme. Dem entgegen steht weithin der Bedarf an strategischen Investitionen in der US-Autoindustrie, um qualitativ das Niveau europäischer und japanischer Produzenten zu erreichen und die richtige Modellpalette zu realisieren.

Für die deutschen Werkzeugmaschinenhersteller stellen sich nicht nur die USA selbst, sondern der gesamte NAFTA-Raum als glänzende Absatzregion dar. Auch die Nachfrage aus Kanada und Mexiko legte in den ersten drei Quartalen 2000 kräftig zu.

Im asiatischen Raum waren die deutschen Werkzeugmaschinenexporte weiterhin auf Talfahrt und erreichten in den ersten drei Quartalen des vorigen Jahres nur noch einen Anteil von knapp 11% an den deutschen Gesamtexporten.

In Südkorea, Singapur und Malaysia sowie Japan stiegen die deutschen Lieferungen zwar wieder an, für Asien insgesamt war aber in o.g. Zeitraum 2000 der Export um 11,5% rückläufig.

Für die VR China sind aber im nächsten Jahr durch den kräftigen Anstieg der Bestellungen wieder steigende Exporte vorgezeichnet.

Konstante Importquote
Nachdem die Werkzeugmaschineneinfuhren nach Deutschland in 1998 sehr kräftig zugelegt hatten, ließ das Wachstum im Folgejahr deutlich nach. Während der Verbrauch 1999 insgesamt um 15% auf 13,6 Mrd. DM anstieg, entwickelten sich die Einfuhren mit +6% und 5,6 Mrd. DM nur unterproportional. Die Importquote (Anteil der Einfuhren am Verbrauch) reduzierte sich demgemäß von 45% in 1998 auf 41% in 1999. Die deutschen Werkzeugmaschinenhersteller konnten also auf ihrem Heimatmarkt Boden gut machen. Für 2000 ist mit einer konstanten Importquote zu rechnen. Das heißt, die Importe dürften mit 4% in gleichem Maße wie der Markt insgesamt wachsen.

Die Schweiz ist der traditionell mit Abstand größte ausländische Anbieter auf dem deutschen Markt. Nahezu ein Viertel der gesamten Einfuhren stammen aus dem Nachbarland. Eine besondere Domäne der Schweizer ist die Erodiertechnik, die einen erheblichen Anteil an den Einfuhren ausmacht.

Japan hat sich in der ersten Jahreshälfte 2000 (aktueller Stand der Statistik) den zweiten Rang von den italienischen Werkzeugmaschinenherstellern zurückerobert. Die Zahlen aus dem 1. Halbjahr 2000 zeigen ein im Vorjahresvergleich konstantes Niveau, trotz der Belastung durch einen hohen Yenkurs gegenüber dem Euro. Vor dem Hintergrund der schwachen Nachfrage in Japan selbst und in den wichtigen südostasiatischen Märkten haben die japanischen Produzenten in den letzten Jahren ihre Absatzanstrengungen in Europa verstärkt. Der Anteil an den Einfuhren nach Deutschland konnte von 10% in 1997 auf aktuell 13% ausgebaut werden. Außerdem ist noch zu berücksichtigen, dass Japan von seinen europäischen Produktionsstandorten, insbesondere Großbritannien und Belgien, ebenfalls den deutschen Markt bedient. Es bleibt abzuwarten, ob sich die wechselkursbedingten Wettbewerbsnachteile aufgrund von hohem Yen und Pfund nicht doch im 2. Halbjahr 2000 mit einem Absatzrückgang auf dem deutschen Markt niederschlagen werden.

Sehr enge Handelsbeziehungen bestehen zu den Ländern der Europäischen Union. Über 40% der deutschen Exporte gehen in die EU, das Gleiche gilt aber umgekehrt auch für die Einfuhren Deutschlands, wo sich der Anteil der EU-Partner in einer ähnlichen Größenordnung bewegt. Sechs der zehn wichtigsten Lieferländer für den deutschen Markt kommen aus der EU, darunter Italien und Frankreich auf den Plätzen 3 und 4. Im 1. Halbjahr 2000 sind insbesondere die Einfuhren aus Österreich und den Niederlanden spürbar angestiegen.

Günstige Perspektiven für 2001
Der Auftragseingang hat im vergangenen Jahr die Produktion um mehr als 3 Mrd. DM übertroffen und ließ den Auftragsbestand auf 8,3 Monate ansteigen (spanende Bearbeitung: 7,9 Monate, umformende Bearbeitung 9,1 Monate).

Die im letzten Quartal 2000 nochmals auf 97% angestiegene Kapazitätsauslastung und der Facharbeitermangel können sich als limitierende Faktoren der Produktionsentwicklung erweisen. Zum anderen sind von der EMO Hannover 2001 (12. bis 19. September) traditionell Investitionsimpulse in technologischer Hinsicht zu erwarten. Ein Anstieg der Produktion in diesem Jahr um 8% sollte sich unter diesen Rahmenbedingungen realisieren lassen.

Internationaler Vergleich:
Wechselkurse verzerren die Relationen dramatisch
Der VDW hat erneut die Weltwerkzeugmaschinenstatistik erstellt, die den Vergleich zwischen den Werkzeugmaschinen produzierenden Ländern bei Produktion, Außenhandel und Marktvolumen (Verbrauch) ermöglicht.
Auf DM-Basis ermittelt, wird dabei von 22% bzw. 15% Wechselkursgewinnen für Yen und Dollar abstrahiert. Die wirtschaftspsychologisch und spekulativ bedingte, zeitweise dramatische Unterbewertung des Euro und damit der DM im währungspolitischen Ausnahmejahr 2000 unterbleibt bei dieser Betrachtungsweise völlig.

Am Beispiel Japan wird der Verzerrungseffekt besonders plastisch: Japan und Deutschland konnten im Jahr 2000 ihre Produktion in nationaler Währung jeweils um 9% ausweiten. Bei einer Zunahme der auf DM-Basis künstlich aufgeblähten Weltproduktion 2000 um fiktive 20% bedeutet dies, dass Japan seinen Weltanteil an der Werkzeugmaschinenproduktion (von 21,6% 1999) auf 24% verbessern konnte, während Deutschland einen Rückgang (von 21,8% 1999) auf 19,9% hinnehmen musste.

Die effektive Entwicklung der nationalen Werkzeugmaschinenindustrien findet sich realistisch in den Darstellungen widergespiegelt, wo in nationaler Währung erzielte Jahresergebnisse in einem mittelfristigen Volumenvergleich sequentiell abgebildet werden. Die Sequenz verweist im Falle Japans nicht allein auf die realistischerweise gebremste Produktionsdynamik, sondern setzt plakativ auch das niedrige Ausgangsniveau dazu in Beziehung. Demgegenüber zeigt der deutsche Werkzeugmaschinenbau eine beständig kraftvolle Produktionsausweitung, auch und gerade in den beratungsintensiven Sondersparten. Italien wird den Erwartungen an ein Lieferland voll gerecht, das sich überwiegend auf preissensiblen Standardmaschinenfeldern bewegt und deshalb vom Schub durch einen unterbewerteten Euro in besonderem Maße profitieren kann. 18% Produktionsanstieg markieren hier den Dynamikrekord im Felde der vier großen Herstellernationen. Die tatsächliche Befindlichkeit der US-Branche wird anhand des plausibel erscheinenden Minus von 5% vernünftig abgebildet.

EMO Hannover 2001: Auf Erfolgskurs
Die weltweite Leitmesse des Metallbearbeitung ist die EMO (Exposition mondiale de la machine outil), die vom 12. bis 19. September 2001 wieder in Hannover stattfindet. Auf dem Messeplatz Hannover war die EMO immer besonders erfolgreich. Das liegt zum einen am Standort Deutschland mit seinem nach den USA größten Marktvolumen in der Welt, zum anderen aber auch an der Größe und Infrastruktur des Messegeländes. 1989 wurde der bisherige Rekord bei der weltweiten Produktion von Werkzeugmaschinen (80 Mrd. DM) erzielt, und damals fand in Hannover die bislang größte EMO mit 187.000 m² Nettofläche statt.
Mit den vorliegenden Anmeldungen wird das Ergebnis von 1997, der vorigen EMO in Hannover (164.000 m²) bereits übertroffen, und der Rekord 1989 ist in greifbare Nähe gerückt.

Der internationale Vergleich wird auf der Messe ganz eindeutig geboten. Umfassende Markttransparenz und Leistungsvergleich sind nahezu Synonyme für die EMO Hannover. Die Kapazität von 25 ebenerdigen Ausstellungshallen wird vom VDW für die diesjährige EMO bereit gehalten. Die Aussteller haben ihre Präsentationen flächenmäßig beachtlich vergrößert und signalisieren damit in hohem Maße Optimismus für die künftige Entwicklung in den Ausstellerbranchen.

Mitarbeiter und Nachwuchs dringend gesucht
Die erfolgreiche Entwicklung der deutschen Werkzeugmaschinenindustrie markiert den 6 Jahre in Folge anhaltenden Produktionsanstieg von 12 Mrd. DM im Jahr 1995 auf 18 Mrd. DM im vorigen Jahr. In diesem Zeitrum ging die Zahl der Mitarbeiter in unserer Industrie bis 1997 auf 63.900 zurück und konnte nur äußerst mühsam auf aktuell 67.000 erhöht werden. Bei der Gewinnung unserer Mitarbeiter stehen wir unmittelbar in Konkurrenz zu den Anwenderindustrien, und ein Gleiches gilt für die Nachwuchskräfte als Auszubildende oder Ingenieure.

Die EMO Hannover bietet in diesem Jahr einen hervorragenden Anlass, um Jugendlichen und Studenten die Vielfalt anspruchsvoller Berufschancen in der Metallbearbeitung zu demonstrieren. Der Verband hat mit solchen Aktionen auf der METAV in Düsseldorf gute Erfahrungen gemacht.

Die Erweiterung der Greencard-Regelung auf den Ingenieur-Bereich kann die Lage am Arbeitsmarkt etwas entspannen, denn inzwischen geht der Wettbewerb soweit, deutschen Ingenieuren bereits bei Aufnahme des Studiums Arbeitsplätze in Großunternehmen anzubieten.

Bürokratismus mit neuen Anläufen
In unserem weitgehend überregulierten Land entwickelt der Gesetzgeber immer neue Ideen in Richtung Perfektionsmus. Jetzt will man dem Faktor Arbeit mit einem Teilzeit- und Befristungsgesetz sowie mit einer Reform des Betriebsverfassungsgesetzes zu neuen Segnungen verhelfen.

Bei dem zwingenden Anspruch auf Teilzeit für alle Arbeitnehmer bleiben im neuen Gesetz noch zu viele Auslegungen offen. Die Arbeitsgerichte werden zu tun bekommen. Generell läßt sich feststellen, dass die Teilzeitquote sich in Deutschland von 1991 bis 1999 von etwa 14% auf 20% ohne Rechtsansprüche erhöht hat. Die freiwillige Regelung wird den Interessen der Betriebe gerecht, aber auch den Interessen des Arbeitnehmers, denn kein vernünftiges Unternehmen wird mögliche und inhaltlich sinnvolle Forderungen nach Teilzeit ablehnen. Der Rechtsanspruch führt zu einer Vielzahl von rechtlichen Problemen und massiven Eingriffen in den Betriebsfrieden. Ob zusätzliche Arbeitsplätze dadurch geschaffen werden, ist mehr als fraglich vor dem Hintergrund, dass eine Vielzahl von Interessierten nur um wenige Stunden pro Woche reduzieren möchten und solche Reduzierungen regelmäßig über die sogenannten Produktivitätsreserve zu Lasten der verbleibenden Beschäftigten abgefangen werden.

Bei den Vorstellungen des Gesetzgebers zur Reform des Betriebsverfassungsgesetzes (BetrVG) engagiert sich der VDMA als Interessenvertretung der Investitionsgüterindustrie und des Mittelstandes sehr stark und wird selbstverständlich vom VDW und Fachverband Werkzeugmaschinen dabei unterstützt.

Der rot/grüne Koalitionsvertrag macht die Reform des BetrVG zum Programm für diese Legislaturperiode. Ziele sind ein erheblicher Ausbau der Mitbestimmung in quantitativer und qualitativer Hinsicht sowie die Sicherung der gewerkschaftlichen Organisationsbasis durch die erleichterte Bildung der Betriebsräte. Begründet wird die Reform auch mit der Notwendigkeit, das herrschende Recht an die seit 1972 erfolgten Änderungen der betrieblichen Wirklichkeit anzupassen – dies unter fragwürdigem Bezug auf die Kommission Mitbestimmung.
Die Notwendigkeit einer Reform des BetrVG ergibt sich aus Sicht des Maschinenbaus primär durch die Inflexibilitäten und Bürokratismen, die das BetrVG den Betrieben auferlegt und die mehr und mehr zum Nachteil im Standortwettbwerb werden. Illegale Bündnisse für Arbeit und vom BetrVG nicht vorgesehene Formen innerbetrieblicher Kooperation belegen die Notwendigkeit eines offeneren Rechtsrahmens.

Die Kernforderungen des VDMA zielen auf ein entschlacktes BetrVG, das Belegschaften und Geschäftsleitungen vor Ort mehr Freiräume lässt, damit sie im Betrieb ohne Zustimmung der Tarifpartner entscheiden dürfen. Betriebsräte dürfen nicht die einzig zulässige Form von Mitbestimmung sein.

Außerdem wird im Gesetzentwurf eingeräumt, dass die Reform des Betriebsverfassungsgesetzes „finanzielle Mehrbelastungen der Wirtschaft“ auslösen kann. Tatsache ist, dass durch die Aufblähung des Mitbestimmungsapparates, d.h. mehr Freistellungen der Betriebsräte, mehr Ausschüsse und Gremien und eine teuere Ausstattung der Betriebsräte erhebliche Kostensteigerungen auf die Unternehmen zukommen werden. Unser Verband hat hierfür eine Belastung von 140 Mio. DM im Jahr errechnet.

Nach den Vorstellungen des Bundesarbeitsministeriums sollen sich die Unternehmen zukünftig primär an den Erfordernissen der Mitbestimmung statt an den Bedürfnissen des Marktes orientieren. Jeder Unternehmer weiß, dass neue Aufträge und Investitionen schnell zu Änderungen im Betriebsablauf führen können. Eine zügige Anpassung an geänderte Verhältnisse wird durch das Korsett starrer Entscheidungsstrukturen verhindert. Dies führt zwangsläufig zu einem beträchtlichen Verlust an Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit.

Die Erweiterung der Mitbestimmung greift auch massiv in das Direktionsrecht und die Investitionsentscheidungen der Arbeitgeber ein. Der Betriebsrat würde durch die geplante Einführung des § 92a „Beschäftigungssicherung“ per Gesetz faktisch zu einem Co-Manager bei der Personalpolitik und bei der Arbeitsorganisation gemacht. Gleiches gilt für den betrieblichen Umweltschutz, denn die allgemeinen Aufgaben des Betriebsrates sollen dahingehend erweitert werden, dass er künftig die „Maßnahmen des betrieblichen Umweltschutzes zu fördern“ hat – ein weites Betätigungsfeld für den Betriebsrat.

Im vorliegenden Reformentwurf kommt wiederholt sehr deutlich zum Ausdruck, dass es den Verfassern in erster Linie darauf ankommt, betriebliche Mitbestimmung durch Betriebsräte durchzusetzen. Für betriebsratslose kleine Betriebe soll ein vereinfachtes Wahlverfahren vorgesehen werden, das geeignet ist, die „weißen Flecken“ auf der Betriebsrätelandschaft überall dort zu tilgen, wo eine im Betrieb vertretene Gewerkschaft zu einer Wahlversammlung einlädt. Diese Haltung ist nicht modern, sondern rückwärtsgewandt. Sie ignoriert die Aussagen der Kommission Mitbestimmung, dass sich in den Betrieben eine vielgestaltige und sachgerechte Mitbestimmungslandschaft herausgebildet hat, die nicht auf Formalismen, sondern auf Kooperation beruht; und sie ignoriert die Tatsache, dass die Belegschaften der kleinen – und gerade der innovativen – Betriebe vielfach ganz bewusst auf Betriebsräte verzichten und geeignetere Formen der Zusammenarbeit von Belegschaft und Geschäftsführung vorziehen.

Nicht nur dieses Beispiel macht deutlich: Der Reformentwurf zielt im Kern auf eine Stärkung der Gewerkschaften und auf eine Betriebsräterepublik. Am Ende werden weniger Flexibilität, weniger Kooperation, mehr Formalismen und höhere Kosten stehen. Das wirft uns auch im internationalen Wettbewerb zurück.

Abschreibungen: Investitionsgüter werden überproportional belastet
Die Diskussion um die neuen AfA-Tabellen hält bereits seit zwei Jahren an: Aber bis heute hat ein Investor mit Blick auf die geänderten Abschreibungsmodalitäten keine Planungssicherheit und jeder Kalkulation wird durch einen verlängerten Abschreibungszeitraum rückwirkend die Berechnungsgrundlage entzogen.

Damit wird das steuerpolitische Ziel der Bundesregierung, durch Senkung der Steuerbelastung die Investitionsbereitschaft anzukurbeln und so die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu stärken, gründlich verfehlt. Schon die im Rahmen des Steuersenkungsgesetzes beschlossene Absenkung der degressiven AfA von bislang maximal 30 auf 20% belastet einseitig die investierende Wirtschaft mit 13,5 Mrd. DM. Eine weitere Verschlechterung der Abschreibungsbedingungen durch drastisch verlängerte Nutzungsdauern in den amtlichen Abschreibungstabellen verstärkt die negativen Effekte gerade für Investoren und konterkariert die Ziele der Unternehmensteuerreform.

Damit sich die negativen Effekte geänderter Abschreibungsbedingungen in den mit einer Mehrbelastung von max. 3,5 Mrd. DM politisch vorgegebenen Grenzen halten, bedarf es nicht nur einer geänderten Vorgehensweise bei der Aufstellung der Branchentabellen, sondern auch Korrekturen der bereits veröffentlichten Allgemeinen AfA-Tabelle, insbesondere in Bezug auf Mehrschichtbetrieb. Die politische Diskussion macht das skandalöse Vorgehen des Finanzministeriums deutlich, dass sich nachhaltig über die Zusage des Bundeskanzlers hinweggesetzt hat.

Durch die hier beispielhaft genannten Veränderungen der Rahmenbedingungen gerät die ganz überwiegend mittelständisch geprägte Werkzeugmaschinenindustrie in Gefahr, ihre betriebliche Flexibilität einzubüßen. Politische Sonntagsreden pro Mittelstand werden von den Realitäten immer neuer Belastungen konterkariert.

Die am 20. Februar 2001 vorgestellte Erfolgsbilanz der deutschen Werkzeugmaschinenindustrie wurde trotz überbordender Bürokratie und trotz aller steuerlichen Zumutungen und unternehmerischen Belastungen realisiert.

Quelle und Kontaktadresse:
Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken e.V. (VDW) Corneliusstr. 4 60325 Frankfurt Telefon: 069/7560810 Telefax: 069/75608111

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