Deutsche Werkzeugmaschinen starten mit Schwung ins neue Geschäftsjahr / Weltkonjunktur treibt die Entwicklung voran / Reformen im Inland fortführen
(Frankfurt am Main) - Im deutschen Werkzeugmaschinenbau liefen die Geschäfte 2004 deutlich besser als vor Jahresfrist prognostiziert. Der VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken) erwartet ein stattliches Produktionswachstum von voraussichtlich acht Prozent. Auch für 2005 rechnet der Verband mit weiterem Wachstum von vier Prozent.
Die Stimmung im deutschen Werkzeugmaschinenbau ist ausgesprochen gut, berichtete Carl Martin Welcker, Vorsitzender des VDW, auf der Jahrespressekonferenz des Verbands in Frankfurt am Main. Absolut entspricht die Produktion 2004 einem Volumen von 9,8 Mrd. Euro. Bisher sei nur im Ausnahmejahr 2001 mehr produziert worden, so Welcker.
Zwar liefen im ersten Halbjahr 2004 Ausland und Inland entgegen allen Erwartungen gleich gut. Jedoch: Im Gesamtjahr 2004 wurden Nachfrage und Produktion eindeutig vom Ausland getrieben, sagte Welcker.
Die Aufträge legten um 19 Prozent auf 9,7 Mrd. Euro zu. Trotz des starken Euro stiegen die Auslandsbestellungen binnen Jahresfrist um fast ein Viertel während inländische Abnehmer nur elf Prozent mehr orderten. Der Volumenunterschied von über zwei Mrd. Euro zeigt, dass die Erholung im Inland aus einem tiefen Tal startet.
Der deutsche Werkzeugmaschinenbau verkauft 60 Prozent seiner Maschinen jenseits der Grenzen. 2004 stiegen die Ausfuhren um zehn Prozent auf nahezu 5,5 Mrd. Euro, der Inlandsabsatz um vier Prozent auf 3,7 Mrd. Euro.
Allen voran sorgte der Boommarkt China für gute Geschäfte. Die Volksrepublik steht für 17 Prozent der Auslandsnachfrage und 13 Prozent des Gesamtexports. Das Exportvolumen hat sich innerhalb der vergangenen vier Jahre verdreifacht. Ganz knapp dahinter folgen die Vereinigten Staaten als zweitgrößter Kunde. Sie waren über lange Jahre hinweg der wichtigste Abnehmer deutscher Werkzeugmaschinen. Seit Beginn dieses Jahrzehnts schrumpften die Ausfuhren jedoch um ein Drittel aufgrund struktureller Marktveränderungen innerhalb der USA und verstärkter Auslandsinvestitionen der US-Industrie. 2004 sind sie erstmals wieder gestiegen.
Bemerkenswert sei, dass sich Japan als Kunde sehr gut entwickelt habe, berichtete Welcker. Japan sei zwar einer der größten Märkte weltweit, gelte aber auch als einer der schwierigsten. Die Japaner setzen in der Regel auf ihre eigene Fertigungstechnologie. Entsprechend gehen weniger als zwei Prozent der deutschen Ausfuhren nach Nippon. Bei sehr anspruchsvollen Technologien allerdings, auf die sich deutsche Anbieter besonders spezialisiert haben, sind unsere Produkte in Japan geschätzt und gefragt, so Welcker.
Hohe Auslastung sorgt für gute Beschäftigung - Beschäftigungsaufbau kaum zu erwarten
Die Kapazitätsauslastung lag im Durchschnitt 2004 bei 89 Prozent. Damit ist die Branche gut beschäftigt. Der Auftragsbestand betrug 6,2 Monate und lag damit etwas unter Vorjahresniveau. Hier ist noch viel Potenzial, zieht man die Höchstwerte vergangener Konjunkturzyklen zum Vergleich heran. Andererseits haben sich die technischen Durchlaufzeiten deutlich verringert, so dass man nur noch sehr eingeschränkt vergleichen kann gab Welcker zu Protokoll.
Die Beschäftigung lag 2004 im Durchschnitt bei 65.000 Mitarbeitern und damit drei Prozent oder knapp 1.900 Personen unter Vorjahr. Zwar war der Tiefpunkt im August überschritten. Jedoch ist mit Beschäftigungsaufbau, wenn überhaupt, nur sehr langsam zu rechnen, prognostizierte Welcker. Die Erfahrungen der jüngeren Vergangenheit zeigten, dass Auftragsspitzen im extrem konjunkturabhängigen Werkzeugmaschinengeschäft vorrangig über Arbeitszeitkonten und mit Leiharbeitskräften bewältigt werden.
Deutsche Werkzeugmaschinen international gut positioniert
Auf dem Weltmarkt konnte Deutschland seine Stellung als Vizeweltmeister mit einem Marktanteil von 20 Prozent hinter Japan konkurrenzlos behaupten. In Euro gerechnet stieg die deutsche Produktion um acht Prozent (hier ohne Teile und Zubehör), währen sie im Weltmaßstab nach erster VDW-Schätzung um zwölf Prozent auf 37 Mrd. Euro bzw. sogar um 23 Prozent auf 45 Mrd. US-Dollar zulegte. Überproportionales Wachstum fand auch hier eindeutig in Asien, d.h. Taiwan, China und Japan, statt. Die Amerikaner verbuchten ausgehend von einer historischen Talsohle ebenfalls wieder kräftige Produktionssteigerungen.
Perspektive 2005: Im Ausland spielt die Musik
Auf der Basis der guten Ergebnisse 2004 startet der deutsche Werkzeugmaschinenbau mit Schwung in das neue Geschäftsjahr. Der Werkzeugmaschinenbau wird auch 2005 vornehmlich durch die Entwicklungen der Weltwirtschaft geprägt sein. Hier wird zwar gemeinhin von nachlassender Schubkraft gesprochen. Die Perspektiven in den einzelnen Auslandsmärkten sind jedoch so schlecht nicht.
In den USA dürfte der Höhepunkt in diesem Konjunkturzyklus zwar überschritten sein. Dennoch muss der US-Straßenfahrzeugbau unstrittig weiterhin in kostensenkende Fertigungstechnologie investieren, schon allein, um seine Marktanteile zu stabilisieren. Japan und China dürften Trumpfkarten bleiben. In den von der Flutkatastrophe arg gebeutelten Ländern Südasiens wird gemeinhin nicht von langfristig negativen Folgen für die Wirtschaft ausgegangen. Die Volkswirtschaften Südamerikas festigen sich unter Führung Brasiliens weiter und bauen ihre Industriekapazitäten wieder nennenswert aus. In Mittel- und Osteuropa tritt an die Stelle des Industrieaufbaus nunmehr die Kapazitätserweiterung. Als Konsequenz der weiterhin positiven weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen wird die Investitionsbereitschaft auch in den exportorientierten Ländern Westeuropas allmählich gestärkt.
Dieses alles zusammengenommen, sieht der VDW sehr gute Chancen, 2005 ein weiteres Produktionswachstum von vier Prozent zu realisieren.
Reformen im Inland fortführen
Risiken bestehen im viel diskutierten Eurokurs und in weiteren Preissteigerungen bei Rohstoffen und Energie. Auch wirtschaftspolitisch sind noch längst nicht alle Hausaufgaben gemacht, um die Unternehmen im Inland wieder auf Investitionskurs zu bringen. An die Adresse der Regierung mahnte Welcker, in der Reformpolitik nicht stehen zu bleiben. Wenn die Bundesregierung nicht klare Signale an die Unternehmen sende, dass sich Investitionen in Deutschland lohnen, könnten die Hartz-Reformen am Ende für die Katz gewesen sein. Ein höherer Druck auf die Arbeitsuchenden werde sich nur dann in mehr Beschäftigung und in einem Abbau der Arbeitslosigkeit niederschlagen können, wenn neue Arbeitsplätze in großer Zahl entstehen. Als geeignetes Signal an die Unternehmen sieht er z.B. eine Flexibilisierung des Arbeitsmarktes und den Abbau der überbordenden Bürokratie.
Quelle und Kontaktadresse:
Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken e.V. (VDW)
Corneliusstr. 4, 60325 Frankfurt
Telefon: 069/7560810, Telefax: 069/75608111