Deutsche Umwelthilfe fordert Nachrüstoffensive mit Partikelfiltern für alle Diesel-Loks und Triebwagen
(Berlin) - Während in der Schweiz die meisten dieselbetriebenen Schienenfahrzeuge mit Partikelfilter fahren, verzichtet die Deutsche Bahn AG aus Kostengründen auf eine Nachrüstung mit Dieselpartikelfilter. Die DUH fordert die Bundesregierung auf, die Bahnunternehmen bei der aus Gesundheits- und Klimaschutzgründen dringend erforderlichen Nachrüstung mit Partikelfiltern zu unterstützen.
Ein klares Bekenntnis zur Luftreinhaltung fordert die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) von der Deutschen Bahn AG sowie den anderen hierzulande tätigen Bahnunternehmen. Die DUH fordert die Bahnunternehmen auf, ein Nachrüstprogramm für Schienenfahrzeuge mit Dieselantrieb zu starten und alle Dieselfahrzeuge mit einem Rußpartikelfilter auszustatten. Auf der in dieser Woche in Berlin stattfindenden Messe für Schienenverkehrstechnik Innotrans präsentiere sich die Deutsche Bahn AG als umweltfreundliches Unternehmen mit dem Programm Eco Rail Innovation. Im Bereich Luftreinhaltung und Klimaschutz belasten den deutschen Marktführer DB AG jedoch schwarze Rußflecken aus den Jahren des Kaputtsparens unter dem früheren Konzernlenker Hartmut Mehdorn, sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Die Bahn verfügte zum 31.12.2009 über einen Flottenbestand von 2250 Lokomotiven und 1617 Triebwagen mit Dieselantrieb - allesamt ohne Partikelfilter.
"Wir fordern die Deutsche Bahn AG auf, alle bisher ungefilterten dieselbetriebenen Strecken- und Rangierlokomotiven sowie Triebwagen kurzfristig mit wirksamen Dieselrußpartikelfiltern nachzurüsten", sagte Resch. "Für jedes entsprechende Schienenfahrzeug und für jeden Einsatzzweck existiert ein geeignetes Abgasreinigungssystem, wie die Schweizer Bundesbahn eindrucksvoll vormacht." In der Schweiz sind 73 Prozent der installierten Motorenleistung oder 58 Prozent der Schienenfahrzeuge mit Partikelfiltern ausgerüstet (2009). Fahrzeuge, die noch längere Zeit im Einsatz bleiben, werden sukzessive nachgerüstet. Die Schweizer Bundesbahn SBB nimmt somit europaweit eine führende Rolle ein.
Nach Ansicht der DUH sollte die Bundesregierung die deutschen Bahngesellschaften dabei unterstützen, ihre Lokomotiven und Triebwagen auf den aktuellen "Stand der Technik" in der Abgasreinigung zu bringen und sich dabei an der Schweiz orientieren. Die Schweizer Bundesbahn kauft seit 2004 nur noch Dieselloks mit Partikelfiltern und hat so die Rußemissionen aus Rangierarbeiten und dem Streckenunterhalt massiv verringert.
Resch erinnerte daran, dass wissenschaftlich erwiesen die Klein- und Kleinstpartikel der Luftschadstoffe beim Menschen verstärkt Allergien, Asthmaanfälle und Bronchitis auslösen. Außerdem steigt das Risiko für Herzinfarkt und Krebs bei höherer Feinstaubbelastung an. Professor Dr. Dr. Heinz-Erich Wichmann vom Institut für Epidemiologie am Helmholtz-Zentrum München habe die Auswirkungen von Luftschadstoffen auf die Menschen erforscht und die Wirkung von Partikeln auf Lunge und Herzkreislaufsystem nachgewiesen.
Hintergrund
Dieselruß-Emissionen der Nordhalbkugel beschleunigen dramatisch den Klimawandel, weil sie sich insbesondere auf dem arktischen Eis und den Hochgebirgsgletschern als "Grauschleier" niederschlagen und dort die Eisschmelze verursachen. Zudem löst Dieselruß Atemwegs- und Herz-Kreislauferkrankungen aus. Allein in Deutschland sterben nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO jährlich etwa 70.000, in der EU insgesamt eine halbe Million Menschen vorzeitig infolge von Feinstaubbelastungen.
Diesellokmotoren steuern rund ein Prozent der verkehrsbedingten Rußemissionen bei. Dieselbetriebene Loks und Triebwagen werden überall dort eingesetzt, wo eine Oberleitung nicht wirtschaftlich gebaut oder betrieben werden kann, sei es in unwegsamem Gelände, im nicht so stark genutzten Nebenbahnbereich oder im Rangierbetrieb. Die gesamten Dieselemissionen des Schienengüter- und Schienepersonenverkehrs in Deutschlands betragen mehr als 327 Tonnen Feinstaub pro Jahr (Gesamt-Emissionen der DB plus Privatbahnen). Den Hauptanteil trägt dabei die Deutsche Bahn AG mit 246 Tonnen im Jahr 2008.
Ursache für die fortdauernde Feinstaubbelastung durch Dieselruß-Emissionen des Schienenverkehrs in Deutschland sind die relativ späte Einführung öffentlich-rechtlich regulierter Emissionsgrenzwerte durch EU-Grenzwertstufen im Jahr 2006 sowie die lange Nutzungsdauer von Schienenfahrzeugen.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche Umwelthilfe e.V.
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Telefon: (07732) 99950, Telefax: (07732) 999577
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