Deutsche Ernährungsgewohnheiten besser als ihr Ruf
(Aachen) - Wissenschaftler der Universität Halle bescheinigen den deutschen Ernährungsgewohnheiten in Punkto Gesundheit und Umweltschutz bessere Noten als noch vor zwanzig Jahren - zumindest in der Theorie.
Besser geht es natürlich immer. Doch angesichts der fortwährend negativen Berichterstattung über unser Essverhalten und der anhaltenden Ermahnung zur Besserung, wirkt das Resümee, zu dem Wissenschaftler der Universität Halle nun kamen, wie ein lobendes Schulterklopfen: Die Ernährung der Deutschen ist heute gesünder und umweltfreundlicher als noch vor zwanzig Jahren. Ihrem Vergleich der nationalen Verzehrsstudien der Jahre 1985 bis 1989 und 2006 zufolge, treffen die deutschen Essgewohnheiten mittlerweile mehr den Kern der offiziellen Empfehlungen. So stehen weitaus häufiger Obst und Gemüse auf dem Tisch, dafür aber weniger Fleischwaren und Eier. Für die Umwelt bedeutet dies eine deutliche Entlastung, da die Produktion tierischer Produkte Ressourcen zweifach beansprucht - zum einen durch die Tierhaltung selbst, zum anderen durch die Anbaufläche für Futtermittel. Pflanzliche Nahrungsmittel lassen sich hingegen ressourcenschonender anbauen. Der Trend zur bewussteren Ernährung geht laut den Berechnungen der Autoren mit einer geringeren Kohlendioxid- und Stickstoffemission, mit weniger benötigter Anbaufläche sowie einem allgemein niedrigeren Energieaufwand einher (1).
Dennoch dürfen die Ergebnisse nicht ohne ein großes Aber betrachtet werden, denn die Analyse berücksichtigt lediglich, was die Menschen in den untersuchten Jahren aßen. Für eine realistische Vorstellung, wie sich das Konsumverhalten der Deutschen auf die globale Umweltbelastung auswirkt, müssten weitere Faktoren wie unser allgemeiner aber auch der weltweite Umgang mit Nahrungsmitteln in die Betrachtung einfließen. So neigen die Deutschen mehr als noch vor 20 Jahren zur Lebensmittelverschwendung. Die hiermit einhergehende Mehrproduktion an Nahrungsmitteln geht auf Kosten der Umwelt. Auch wenn die Ernährungsweise selbst umweltfreundlicher ist, lässt dieser Faktor das gewonnene Plus für den Umweltschutz deutlich schrumpfen. Gleichzeitig greifen Deutsche heute häufiger zu Importwaren wie Gemüse, Früchte und Nüsse. Besonders in südlichen Ländern raubt die Bewässerung der für den deutschen Importmarkt bestimmten Anbauflächen wertvolle Wasserressourcen. Der sinkende Grundwasserspiegel verödet zunehmend die umliegende Landschaft.
Wer neben seiner Gesundheit auch der Umwelt etwas Gutes tun möchte, ist mit überwiegend regionalen beziehungsweise saisonalen Gemüse- und Obstsorten bestens beraten. Ein Salat im Frühjahr kann sicher ab und zu auf Tomaten und Paprika aus Spanien oder Marokko verzichten. Stattdessen bietet beispielsweise Chicorée aus heimischem Anbau derzeit eine gute Abwechslung. Dank des grenzenlosen Repertoires des Internets ist es mittlerweile leicht, für jede Saisonware leckere Rezepte zu finden. Und wer bei der Entdeckung neuer Gerichtvariationen direkt sein komplettes Wochenmenü plant, kann mit dem Einkaufszettel noch gezielter einkaufen. Das vermeidet weitgehend unnütze Nahrungsmitteleinkäufe, die den Geldbeutel gleichermaßen wie die Umwelt belasten.
Quelle:
1) Meier T, Christen O. Environmental impacts of dietary recommendations and dietary styles: Germany as an example. Environ Sci Technol; 47(2):877-88: 2013 [Abstract]
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