Pressemitteilung | Zentralverband des Deutschen Baugewerbes e.V. (ZDB)

Desaströse Halbjahresbilanz im Wohnungsbau: Baugewerbe fordert entschiedene Reaktionen auf allen politischen Ebenen

(Berlin) - Das Bauhauptgewerbe mit Betrieben ab 20 Beschäftigten verzeichnete im ersten Halbjahr 2024 eine extrem ungleiche Entwicklung der Bausparten, zeigen die heutigen Daten des Statistischen Bundesamts. Während der Tiefbau sich positiv entwickelt, bricht der Umsatz der deutschen Wohnungsbaubetriebe nach einem schlechten 1. Halbjahr 2023 um weitere 12 Prozent ein. Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe, fordert eine belastbare Zinsstütze für den EH 55-Standard, schnellere Erleichterungen für die Branche wie den Gebäudetyp E und eine Überprüfung aller kostenintensiven Normen.

"Die heutigen Zahlen müssten eigentlich ein Weckruf sein für die Politik. Die Aufträge im Wohnungsbau gingen bis Ende Juni dieses Jahres um 5 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert zurück, der Umsatz brach gegenüber 2023 gar zweistellig um 12 Prozent ein.

Dass sich an dieser Misere nichts ändert, macht sie so besorgniserregend. Es muss jetzt endlich einen Ruck geben auf allen politischen Ebenen. Kommunen und Länder haben einen immensen Einfluss auf die Neubautätigkeit. Vor allem mit ihren Bauordnungen müssen sie die Anforderungen runterschrauben, die das Bauen hierzulande so teuer machen. Aber auch schnellere Bebauungspläne und Baugenehmigungen können einen großen Unterschied machen für Bauwillige und Investoren.

Wir warnen eindringlich vor den gesamtgesellschaftlichen Folgen der zunehmenden Wohnungsknappheit. Die Bundesregierung muss endlich den Autopilotmodus abschalten und die Wohnungsbaukrise angehen. Bauwillige brauchen eine belastbare Zinsstütze für den EH 55-Standard. Wichtig für die Branche sind vereinfachte Anforderungen, wie sie der Gebäudetyp E verspricht, und dass alle kostenintensiven Normen auf den Prüfstand kommen. Wir sind überzeugt, dass diese Maßnahmen dem Wohnungsbau einen Schub geben würde."

Auftragseingänge (Januar bis Juni 2024 gegenüber Januar bis Juni 2023)

"Die Auftragslage im Bauhauptgewerbe ist differenziert zu betrachten. Während der Hochbau einen Rückgang der Auftragseingänge um 3 Prozent verzeichnete, stiegen die Auftragseingänge im Tiefbau um gut 8 Prozent. Besonders der Wohnungsbau zeigt mit 5 Prozent eine erschreckend stabile Negativtendenz.

Die Order für den gewerblichen Hochbau, wo es zu Jahresbeginn noch zweistellige Rückgänge gab, erholten sich zuletzt und liegen nun bei minus 3,4 Prozent. Positiv entwickelt sich der öffentliche Hochbau mit einem Zuwachs von 4 Prozent, der durch Investitionen in Schulen und Kitas gestützt wird. Der Sektor ist aber zu klein, um den gesamten Hochbau aus der Krise zu bauen. Im Tiefbau stiegen die Auftragseingänge im gewerblichen Bereich um 10 Prozent, im öffentlichen Bereich um 7 Prozent, was die insgesamt stabile Nachfrage in diesem Segment unterstreicht."

Arbeitsstunden (Januar bis Juni 2024 gegenüber Januar bis Juni 2023)

"Trotz eines Arbeitstages weniger in den alten Bundesländern und zwei Arbeitstagen weniger in den neuen Bundesländern als im Vorjahr, was zu einem Leistungsrückgang von ca. einem Prozent führen würde, verzeichnete das Bauhauptgewerbe einen Rückgang der geleisteten Stunden um 2 Prozent. Besonders stark betroffen war der Wohnungsbau. Hier waren unsere Leute 7 Mio. Stunden weniger beschäftigt, fast ein Zehntel. Dass im Wohnungsbau 9 Prozent weniger gearbeitet wurde, ist ein schrilles Warnsignal für eine zunehmende Unterbeschäftigung in diesem Bausektor. Auch der gewerbliche Hochbau musste ein Minus von gut 3 Prozent hinnehmen, was zu einem Gesamtrückgang im Hochbau um knapp 6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr führte."

Umsatz Bauhauptgewerbe (Januar bis Juni 2024 gegenüber Januar bis Juni 2023)

Die Umsatzentwicklung spiegelt die gemischte Auftragslage wider. Insgesamt erzielte das Bauhauptgewerbe einen Umsatz von ca. 48,6 Milliarden Euro, was einem Rückgang von 1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Im Hochbau sank der Umsatz um 8 Prozent, wobei der Wohnungsbau mit minus 12 Prozent besonders stark betroffen war. Der gewerbliche Hochbau verzeichnete ein Minus von 5,5 Prozent.

Der Tiefbau konnte seine Umsätze hingegen um gut 7 Prozent steigern, wobei der gewerbliche Tiefbau ein Plus von gut 10 Prozent und der öffentliche Tiefbau einen Zuwachs von 5 Prozent verzeichneten.

Quelle und Kontaktadresse:
Zentralverband des Deutschen Baugewerbes e.V. (ZDB) Ass. jur. Iris Rabe, Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Kronenstr. 55-58, 10117 Berlin Telefon: (030) 203140, Fax: (030) 20314419

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