Pressemitteilung | Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.

Derzeit kein garantierter Schutz vor BSE

(Frankfurt) - Der erste Fall von BSE bei einer deutschen Kuh in Schleswig-Holstein hat sich am Wochenende als wahr erwiesen. Das deutsche Rind war 1996 geboren und am 22. November in Itzehoe geschlachtet worden. Der Verdacht auf Rinderwahn hatte sich bei einem freiwilligen Schnelltest durch ein Privatlabor ergeben. Er wurde inzwischen offiziell bestätigt.

Der BSE-Erreger ist noch immer nicht exakt bekannt. Vermutlich ist er ein verändertes, infektiöses körpereigenes Proteinmolekül ("Prionen-Hypothese"). Sicher ist, dass der BSE-Erreger nicht durch Kochen oder andere Verfahren, die im Haushalt üblich sind, unschädlich gemacht werden kann.

Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) gibt es derzeit keinen garantierten Schutz vor BSE. Verbraucher sollen beim Kauf von Rindfleisch sowie Fleisch- und Wurstwaren misstrauisch sein, insbesondere wenn die Herkunft oder die Zusammensetzung der Produkte nicht zweifelsfrei gesichert seien, so die DGE weiter. Rindfleisch kann beispielsweise in Lebensmitteln wie Suppen, Würsten, Pasteten, Teigfüllungen sowie Hackfleischgerichten oder Fertigsaucen mit Hackfleisch in zerkleinerter Form enthalten sein. Laut DGE sind gerade bei diesen Produkten Deklaration und Herkunftsnachweis sehr wichtig. Bei reinem Muskelfleisch wird das Infektionsrisiko als sehr gering eingeschätzt. Trotzdem, wer unsicher ist oder kein Risiko eingehen will, so die Fachgesellschaft, sollte ganz auf den Genuss von Rindfleisch und Wurstwaren mit Anteilen vom Rind verzichten. Die DGE fordert: "Die wichtigste Maßnahme ist derzeit eine lückenlose und offene Deklaration bei allen Produkten, die Rindfleisch oder dessen Erzeugnisse enthalten und zwar sowohl in einzelnen Lebensmitteln als auch in Mahlzeiten von Kantinen, Gaststätten und anderen Einrichtungen der Außer-Haus-Verpflegung wie Kindertagesstätten oder Seniorenheimen".
Schweine- und Geflügelfleisch sowie Milch- und Milchprodukte sind laut DGE nach derzeitigen Erkenntnissen sicher. Es ist zu hoffen, dass dies auch langfristig so bleibt.

BSE, die Bovine Spongiforme Enzephalopathie, auch als "Rinderwahnsinn" bekannt, gehört zu den übertragbaren, schwammartigen Gehirnkrankheiten. Sie endet immer tödlich und ähnelt Krankheiten wie z. B. Scrapie beim Schaf und der Creutzfeld-Jacob-Krankheit beim Menschen. Die Übertragung des BSE-Erregers vom Rind auf den Menschen gilt als nahezu erwiesen, seit in Großbritannien eine ebenfalls tödlich verlaufende, neue Variante der Creutzfeldt-Jacob-Krankheit beim Menschen auftrat, die mit dem BSE Erreger in Verbindung gebracht wird. Der BSE-Erreger wurde in Großbritannien wahrscheinlich durch den Verzehr von infiziertem Rindfleisch und Fleischprodukten in der zweiten Hälfte der 80er und zu Beginn der 90er Jahre auf den Menschen übertragen.

Es wird angenommen, dass der BSE-Erreger in Großbritannien durch nicht ausreichend erhitztes Tierkörpermehl mit dem Futter auf Rinder übertragen wurde. Nach den derzeitigen Kenntnissen ist die Übertragung der Krankheit zurückzuführen auf die Verfütterung von mit dem Erreger der Schafkrankheit Scrapie kontaminiertem Tiermehl, das in Großbritannien in bestimmten Futtermitteln verwendet wurde. Durch eine Änderung des Herstellungsverfahrens von Tiermehl im Vereinigten Königreich Anfang der achtziger Jahre wurde unter anderem die Verarbeitungstemperatur gesenkt, so dass der Scrapie-Erreger beim Produktionsprozess des Tiermehls nicht unschädlich gemacht wurde. Dieses Verfahren der Tierkörperbeseitigung stellt eine Abtötung des BSE- Erregers nicht sicher, wird jedoch in Deutschland nicht praktiziert. In Deutschland wurde seit den 60er Jahren die Einfuhr von Zucht- und Nutzschafen aus Ländern, in denen Scrapie vorkommt, nicht oder nur mit Einschränkungen genehmigt.

Seit der Einführung des Tierkörperbeseitigungsgesetzes 1976 werden in Deutschland Tiermehle mit Verfahren hergestellt (mindestens 133 °C für 20 Minuten bei 3 bar Überdruck), von denen derzeit angenommen wird, dass selbst BSE-Erreger vollständig abgetötet werden. Seit Mai 1989 wurde die Einfuhr von Tiermehl aus dem Vereinigten Königreich nicht mehr genehmigt. Mittlerweile liegen jedoch auch Hinweise dafür vor, dass bei BSE eine Übertragung vom Muttertier auf ihr Kalb stattfinden kann.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. Im Vogelsgesang 40 60488 Frankfurt Telefon: 069/9768030 Telefax: 069/97680399

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