Pressemitteilung | Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA)

Der Zug fährt in die falsche Richtung! / Die Augenheilkunde in Deutschland bleibt massiv unterfinanziert / Die Grundversorgung der Patienten ist gefährdet wie nie zuvor

(Düsseldorf) - Auch wenn laut den heute (27. Juli 2009) von der KBV vorgelegten Zahlen zum Honorar für das erste Quartal 2009 die befürchtete Katastrophe für viele Ärzte ausgeblieben ist, zeigen die veröffentlichen Zahlen die existenzbedrohende Situation aufgrund der massiven Unterfinanzierung der Augenheilkunde in Deutschland auf. Bei der Pressekonferenz der KBV am heutigen Montag (27. Juli 2009) wurde deutlich, dass das Problem zwar erkannt, aber noch lange nicht behoben ist.

Insbesondere zur Honorarsituation der nicht-operierenden Augenärzte, die die Mehrheit der niedergelassenen Augenärzte ausmachen und die flächendeckende wohnortnahe augenärztliche Basisversorgung unserer überalternden Bevölkerung gewährleisten, ist folgendes zu bemerken:

Die dargelegten prozentual gestiegenen Honoraranteile der Augenheilkunde beinhalten stets auch die Kosten für über 600.000 Operationen des Grauen Stars, die erheblich zunehmenden Operationen der feuchten Makuladegeneration (AMD) sowie viele andere Augenoperationen. Hinzu kommen deren Sachkosten, wie Kunstlinsen, Spüllösungen, Medikamenten und andere Verbrauchsmaterialien, die als reine durchlaufende Posten keinesfalls etwas mit der Honorierung der augenärztlichen Tätigkeit zu tun haben.

Die GKV-Honorare für die nicht-operative Augenheilkunde haben sich bereits in den letzten Jahren so katastrophal verschlechtert, dass eine Augenarztpraxis mit dem Honorar aus kassenärztlicher Tätigkeit nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden kann. Da nützt auch eine Steigerung dieser unzulänglichen Vergütung um wenige Prozentpunkte gegenüber 2008 nichts.

Während andere Fachgruppen Leistungen in den Vorwegabzügen unbegrenzt abrechnen können, bevor der Rest der morbiditätsorientierten Gesamtvergütung auf die Regelleistungsvolumina (RLV) aufgeteilt wird, hat die Gruppe der nicht-operierenden Augenärzte diese Möglichkeit nicht. Sie ist auf das zu knapp bemessene RLV-Honorar angewiesen.

Durch die medizinisch und sozioökonomisch nicht nachvollziehbaren erheblichen Honorarunterschiede zwischen den Bundesländern wird die Situation noch verschärft. In den Bundesländern mit geringen Honoraren geraten die Kollegen in wirtschaftliche Nöte, die durch die Reform 2009 eigentlich beseitigt werden sollten.

Berücksichtigt man die bereits für das 2. und 3. Quartal 2009 mitgeteilten RLV als Bezugsgrößen, so müssen Augenärzte in der Mehrzahl der Bundesländer in den nächsten Quartalen mit einer weiteren Absenkung der Honorare um 10 Prozent gegenüber 1/2009 rechnen. Auch wenn die Probleme dieser Honorarreform jetzt erkannt wurden, fehlt es an Möglichkeiten, diese Fehler schnellstmöglich zu beheben, da aufgrund der unausgegorenen Gesetzeslage, die KBV den fahrenden Zug nicht auf die Schnelle umleiten kann. Hier sind die politisch verantwortlichen Akteure gefordert.

Das bedeutet, dass die erhoffte und nicht eingetretene Honorarverbesserung durch die Honorarreform 2009 für viele nicht-operierende Augenärzte zu einer wirtschaftlichen Katastrophe führen wird, die ohne ernsthafte Verbesserungen in 2010 das endgültige Aus vieler augenärztlicher Kassenpraxen bedeutet.

Damit ist dann die flächendeckende wohnortnahe und individuelle augenärztliche Patientenversorgung bald Vergangenheit.

Quelle und Kontaktadresse:
Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA) Pressestelle Tersteegenstr. 12, 40474 Düsseldorf Telefon: (0211) 4303700, Telefax: (0211) 4303720

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