Der Patient wird zum Opfer der Kassen
(Berlin) - Die Gemeinschaft Fachärztlicher Berufsverbände (GFB) bezeichnet die Äußerungen der Vorstandsvorsitzenden des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenkassen, Dr. Doris Pfeiffer, als provokant und unverantwortlich. Die Kassen-Chefin verkenne die Realität und provoziere eine Verschlechterung der Patientenversorgung.
Der Spitzenverband der Krankenkassen behauptet aufgrund der steigenden Zahl niedergelassener Ärzte, dass es in Deutschland zu viele Arztpraxen gäbe. Seitens der Kassen wird damit die Versorgung ihrer Versicherten völlig verkannt. Gerade die Umsetzung innovativer Leistungsinhalte in der ambulanten Versorgung und die Entlastung der stationären Versorgung durch kostengünstige Leistungsverlagerung in den ambulanten Bereich haben die Kassen bislang befürwortet. "Wieso wird jetzt zurückgerudert?", fragt Dr. med. Siegfried Götte, Präsident der GFB, und nennt die Kritik "kurzsichtig, weil der Hausärztemangel bereits evident ist und sukzessive auch im fachärztlichen Bereich sichtbar wird." Der Altersgipfel der Fachärzte sei nur um wenige Jahre hinter den der Hausärzte verschoben. Deshalb fragt die GFB die Vorstandschefin, wer sich denn der Probleme der zunehmenden Morbidität im Rahmen der demographischen Zukunft annehmen soll? Nach Ansicht der GFB kann die Forderung von Doris Pfeiffer nur zu einer weiteren Verschlechterung und Zunahme der schon prekären Unter- und Fehlversorgung führen.
Die Forderung der zwangsweisen Rückgabe der Zulassung eines Kassenarztsitzes entspricht aus Sicht der GFB staatsdirigistischen Vorgaben. Mit dieser Forderung negiere der Kassenverband den persönlichen Einsatz und die persönliche Investition eines Praxisinhabers, kritisiert der GFB-Chef und fragt: "Soll der Verlust der Alterssicherung etwa der Lohn für lebenslanges Engagement einer medizinischen wohnortnahen Versorgungseinheit des Arztes sein?" Unter solchen Vorgaben könnten Ärzte nicht mehr in ihre Praxen investieren.
Die argwöhnische Kritik von Doris Pfeiffer an IGeL-Leistungen weist die GFB als diffamierend zurück. IGeL-Leistungen sind sinnvolle Leistungen, die jedoch von der GKV nicht gezahlt werden. Im Übrigen werden die ambulant fachärztlichen Leistungen noch immer gegenüber dem kalkulatorischen Punktwert des EBM mindestens weit unter 20 Prozent geringer vergütet. "In Anbetracht der Untervergütung verbietet sich diese Polemik gegenüber den Vertragsärzten, die Individuelle Gesundheitsleistungen dazu nutzen, ihre Patienten einigermaßen adäquat zu versorgen", stellt Dr. med. Siegfried Götte klar.
Statt das Gesundheitssystem weiter in Frage zu stellen und rationierende Entwicklungstendenzen zu fördern, appelliert die GFB an den GKV-Spitzenverband, auf verlässliche Strukturen zu bauen und die Versorgung an ärztlichen Kompetenzen auf der Basis betriebswirtschaftlicher Berechnungen auszurichten.
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